Indien und die Frauen

Indien und die Frauen - einige persönliche Erlebnisse
Indien und die Frauen - einige persönliche Erlebnisse

Eigentlich wollte ich ja mit dem Rucksack nach China reisen, aber 1984, war das nicht so einfach, so dass wir, meine damlaige Lebenspartnerin und ich, aus meiner Sicht mehr zum Training für "the real thing" nach Indien aufbrachen.
Zwischen damals und 1999 habe ich insgesamt fast sechs Monate auf diesem Subkontinent verbracht und einiges zwischen Ladakh und Tamil Nadu, Gujarat und Calcutta, sowie Sikkim und Orissa gesehen und erlebt, von dem hier noch die reden sein wird. 
Ich verdanke diesem Land einig der tiefsten Erkenntnisse, aber auch einige der unglaublichsten Erlebnisse meines Lebens. 
Der Grund warum ich heute auf Indien zu sprechen kommen möchte, ist der tragischeTod einer bestialisch vergewaltigten Inderin in New Delhi.(http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/indien-ploetzlich-reagiert-die-justiz-ganz-schnell-12012299.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/vergewaltigungen-in-indien-wem-gehoert-die-nacht-in-neu-delhi-12010350.html)
Mir liegt es fern, irgendwelche Erklärungen für diese Tat finden zu wollen und mir fehlt über die Entwicklung Indiens innerhalb der letzten 13 Jahre jede persönliche Erfahrung. Trotzdem kann ich nicht umhin, einige Gedanke aufzuschreiben, die mir in den Sinn kamen, als ich von diesem Verbrechen erfuhr.

In den 80er Jahren war Indien eines der sichersten Reiseländer, die man sich vorstellen kann, auch für Frauen. Auf meinen Reisen traf ich Dutzende, zum Teil allein reisende Frauen, die - im Gegensatz zu Pakistan oder Ägypten, weder angepöbelt, angegriffen oder auch nur "blöd" angeredet wurde.
Sex war so sehr aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt, dass selbst in den Großstädten Ehemann und Ehefrau nie Hand in Hand gingen geschweige in der Öffentlichkeit irgendwelche körperliche Zuneigungen zeigten. 
Wieder alleinreisend, fragte mich ein zufälliger Bekannter in Srinagar (Kashmir), nachdem ich mit ihm einen ganzen Tag in Leh herumgezogen bin und er erfahren hat, dass ich einmal in (Bombay) Mumbai war, ob ich denn die dortigen Bordelle gesehen hätte. 
Ich verneinte lachend, denn "diese" Sehenswürdigkeit" hatte mich nicht nach Bombay gezogen. Da meinte er, dass er irgendwann dorthin müsse, denn hier oben, war vorehelicher Sex praktisch unmöglich. Noch bizarrer war das Erlebnis, da es sich am Gabe Jesus zugetragen hat, wohin mich mein Bekannter gerade geführt hat (http://www.geschichteinchronologie.ch/k/Jesus-in-Kaschmir/Faber-Kaiser/07-08_jesusgrab-Rozabal-in-Srinagar.html).
Von anderen wurde ich "als Arzt" gefragt (bedenken sie, wir schreiben noch die 80er !), ob man denn AIDS nur von Männern bekommen kann. Nicht dass man schwul wäre, aber es war vor der ehe praktisch unmöglich mit einer Frau zu verkehren ....
Anfang der 90er Jahre verbreitete es sich noch wie ein Lauffeuer, wenn z.B. am Dach eines Hausbootes in Srinagar (Kashmir) Lieschen Müller oben ohne sonnenbadete. Selbst da war es aber noch für allein reisende Europäerinnen möglich völlig unbehelligt dasd Land zu bereisen. 
Mitte der 90er Jahre fand ich mich jedoch kurzfristig zur Vielweiberei gezwungen, als ich mit meiner damaligen Partnerin durch Varanasi zog und zwei Mädchen aus Israel traf, die völlig genervt von den dauernden Anpöbelungen junger Männer waren. Sie baten mich, ich möge mich als ihr Ehemann ausgeben, damit sie wenigstens in Ruhe das Fort besichtigen können. OK, ich war kein Muslim und überhaupt noch unverheiratet, aber das musste man niemandem auf die Nase binden.
Inzwischen war es offenbar für alleinreisende Frauen nicht mehr so einfach das Land zu bereisen.

In Ahmedabad (Guajarat) bekamen wird das Problem auch schon stärker zu spüren. Eingepfercht in einen öffentlichen Bus auf em Weg zum Grabmal des Stadtgründers in der Jama Masjid (http://wikimapia.org/222064/Tomb-of-Ahmed-Shah-raja-no-Hajiro) beendete erst ein Tritt gegen ein Schienbein eine ungewollte Annäherung an meine Reisebegleiterin. Der Zutritt ins Grabmal, war dann Frauen überhaupt verboten und nach wenigen Minuten musste auch ich wieder hinaus, weil ich von draußen zu Hilfe gerufen wurde ...  

Natürlich erklärt das alles nichts und hat mit dem Verbrechen einer Vergewaltigung letztendlich nichts zu tun. 

Wenn in unseren Medien nun Indien als Land hingestellt wird, in dem die Frauen ohnehin stets stärker mißachtet wurden als sonst wo, dann ist dies aber meiner Erfahrung nach ungerecht. So wie ich versucht habe an Hand weniger Beispiele darzulegen, dass Indien vor seiner "wirtschaftlichen Öffnung" für westliche Frauen sicherer und friedlicher war, als viele andere Länder, so erlebte ich auch den Umgang der meisten Männer mit indischen Frauen als freundlich und distanziert, egal ob das für die unteren Klassen die Arbeit auf der Baustelle oder für die Mittelklasse die gemeinsame Fahrt in den überfüllten Bussen und Bahnen war. 
Sehr oft konnte ich beobachten, wie Frauen Plätze überlassen wurden und selbst die morgendliche Reinigung am Brunnen oder Fluss ohne jede Anpöbelei möglich schien.
Ein letztes Erlebnis scheint mir noch hierher zu passen. Auf den stundenlangen Busreisen durch Indien sieht man (ob man will oder nicht) auch viel Stunden Bollywood-Filme: Endlose Sing- und Tanzszenen, die schließlich immer in einer ebenso endlosen Hochzeitsfeier endeten, Sex gabs natürlich keinen. 
Auch dies hat sich geändert. Der letzte Film, den ich auf einer der Busreisen sah, zeigte zwar weiterhin keinen Sex, aber bis ins letzte Detail die Ermordung der Schwiegermutter durch mehrmaliges Überfahren mit dem Motorrad ...

Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber ein Teil des Problems schien mir auch dadurch bedingt, dass sich Indien in den letzten 30 Jahren in vielem geöffnet hat.
Während in den 80er Jahren im Indien Indira Gandhis (http://de.wikipedia.org/wiki/Indira_Gandhi) das Land stolz darauf war seine eigenen Autos (Ashok Leyland), seine eigenen Cornflakes, sein eigenes Cola (Thumbs up) zu produzieren, verstopfen nun Koreanische und japanische Autos die Straßen und Thumbs up Cola gehört der Coca Cola Comp, Atlanta.
Und ein weiteres Problem ist dazu gekommen.
Im Indien der 80er Jahre war der Konsum einer Reihe von "weichen" Drogen, von der Betelnuss bis zum Hashish stillschweigend geduldet. 
Die Gesellschaft hatte damit auch jahrhundertelange Erfahrung.
Alkohol gab es bis zu den 80er Jahre nur gegen spezielles Permit ausschließlich in internationalen Hotels und eigentlich nur für Ausländer.
Indien hat sich wirtschaftlich geöffnet und ist anders geworden.
Alkohol kann praktisch überall frei gekauft werden und weite Teile der Bevölkerung hat kaum Erfahrung mit diese Suchtgift ...
Gewalt war immer da, aber früher entlud sie sich in Massenprotesten, 
heute im Privaten, so wie bei uns ...
Das Bild zeigt eine Ganesha (http://de.wikipedia.org/wiki/Ganesha) Figur aus Speckstein, die ich mir von meinem ersten Indientrip als Andenken mitgenommen habe. Neben vielen anderen Attributen, gilt er als 
"Beseitiger aller Hindernisse" 


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