Indien tritt Zuckerberg in den Arsch: Wir wollen SEIN Internet NICHT!

Von Christian Gera @freizeitcafe

Ich finde diese Geschichte höchst faszinierend. Indien tritt Zuckerberg in den Arsch- will sein „kostenloses“ Internet NICHT! Ein PR Spektakel sondergleichen. Warum wollen die Inder eigentlich nicht? Ich habe für Euch recherchiert…

Mark Zuckerberg erscheint als „der Wohltäter“ – global gesehen will er genau so ein Bild von sich gezeichnet wissen. Auch dort in Indien streben doch die Menschen nach Vernetzung & nach anderen, möglichen Horizonten über das Internet. Korrekt. Es gibt aber ein „Ja, aber“ dabei:

Sie haben noch WERTE und STOLZ und EHRE & vor allem die NETZNEUTRALITÄT (auch wenn Sie eigentlich bisher kein, oder kaum Netz haben)- und eben das ist großartig!

Zum besseren Verständnis- denn das ganze mit der Ablehnung liegt tiefer in der indischen Seele verankert- will ich Euch einmal zunächst einen Vergleich mit 2 Bildern geben:

Bild von pubertierenden Jugendlichen aus Deutschland, die alles haben.Vor allem: jeder ein Handy. Facebook-süchtig, WhatsApp süchtig, alle Wege und Netze offen. Trotzdem unzufrieden (Artikel dazu folgt noch hier im Freizeitcafe).

Bild aus Indien- hier teilen sich 6 Schüler ein Handy und sind selbstredend natürlich auch begeistert von der Technik- wollen natürlich mehr…. Jedoch sind diese ganz einfach und anders gestrickt:

Internet für alle, aber NICHT zu jedem Preis! Dem Preis Ihrer Daten/bzw. der Einbuße nur von Facebook gelenkt zu werden – OHNE andere Seiten besuchen zu können. Denn genau DAS hat Facebook vor 😉

In Deutschland würde so ein Modell „nur Facebook nutzen zu können“ natürlich auch einen Aufschrei und den Freiheitsgedanken/ ziemlich viel Gegenwehr erwecken. Indien jedoch hat genau diesen Luxus des Internet noch nicht (lediglich nur ein paar Prozent) & die, die es nicht haben, wollen auch deshalb keine Kröte wie den Zuckerberg schlucken. Das zollt mir soeben großen Respekt für dieses Volk ab!

Beleuchten wir doch einmal die Hintergründe im Detail- warum ist das eigentlich in der Gesellschaft von Indien so & warum kommt Zuckerberg dagegen nicht an/was sind im Detail seine eigentlichen Pläne?

Fest steht zunächst einmal folgendes: Indien ist hoch-interessant für das Silicon Valley generell, denn…

  • Laut einer Ende 2016 veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) soll sich die Anzahl der regelmäßigen Internetnutzer auf dem indischen Land drastisch erhöhen.
  • Die Zahlen habe ich Euch einmal rausgepickt: Die Internetnutzer/damit natürlich auch die Zugänge sollen sich zwischen 2015 und 2020 auf 315 Millionen etwa ver-3-fachen!
  • 130 Millionen bestehende Internet- Nutzer (von einer Milliarde!) zeigen, dass die Inder an Facebook durchaus Interesse haben.
  • Die großen Konzerne sind selbstverständlich scharf darauf: Der Kampf um das indische Hinterland ist entbrannt. Ich frage mich im übrigen bis jetzt, warum sich Deutsche Firmen nicht darin versuchen, den Indern das bestmögliche Netz zu bieten. Angst vor den USA? Scheint so…

Zuckerberg geht hierbei bei seinen „Schachzügen um Indien“ nach einer menschlich ganz einfachen Prämisse vor: Man „verkauft sich als Wohltäter“- will aber eigentlich nur neue Kundschaft ->für Facebook!

Und dies ist nicht eben so dahin gesagt. Ich belege Euch das gerne: In der Zeitung Times of India gab es einmal einen Meinungsartikel von ihm. Da schrieb er:

„Der Zugang zum Internet sei gleichbedeutend mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt, zur Bildung, medizinischer Versorgung und Kommunikation. Damit Indien sich weiter- entwicklen könne, benötigten eine Milliarde Menschen Anschluss ans Internet.“

So weit so gut- könnte man denken. Nur – mit dem Wort „Internet“ meinte er nicht das Internet. Er meinte schlicht und einfach: Sein Facebook.

Eine große PR Lüge mit dem ewigen Wohltäter. Zuckerberg hatte nämlich nie vor „eine Milliarde Inder mit dem Internet zu verbinden“.

Ehrlicher wäre “ Ich will mit großem Aufwand eine Milliarde Inder mit Facebook verbinden.“

Zu dieser eigentlichen Intention glaubte er sogar, die /oder zumindest die meisten (nicht ganz so cleveren) Inder verdummen zu können. Denkt doch einmal selbst bitte nach, warum Zuckerberg sein Projekt sicherheitshalber lieber „internet.org“ getauft hat – statt „facebook.org.“

Genau diesen Hinterhalt haben die Inder erkannt: Indien tritt Zuckerberg daraufhin in der Arsch. Wie? Hier:

Der indische Regierungschef Narendra Modi reagierte dementsprechend trotz aller Zuckerberg-Intensiv- Bemühungen (Zuckerberg forderte Nutzer auf, Briefe an indische Behörden zu schreiben um das ganze „durchzuboxen“, betrieb ziemliche Lobby-Arbeit; Facebook schaltete zudem für viele Millionen Dollar Anzeigen in Indien- der junge Milliardär „hat es ja“ 😉 )- goldrichtig wie ich finde. Mit folgen Worten seitens der Inder:

„Das Angebot von Facebook sei weder im Interesse der Kunden noch dem Wachstum des Internets zuträglich. Seine Behörde verbietet sämtliche Dienste, die die Netzneutralität verletzen, und die Initiative verletzt sie wie kaum ein anderes Angebot, und zwar auf globalem Level.“

Heisst kurzum im Ergebnis: Indien will das Internet- jedoch ohne dass ein besonderer Dienst bevorzugt wird! Gleiche Vorraussetzung für ALLE! 

Das ganze geht hier auch aus einem schönen Tech-Video dazu hervor:

Facebooks Initiative sah vor, dass alleine Facebook und nur „ein paar wenige zusätzliche Seiten“ für die Nutzer aufrufbar sind. Wie im Kolonialismus („Expansion-Weltherrschaft!“) also:

 „Arme Völker dieser Welt, Facebook weiß, was gut für euch ist!  Und gibt euch GENAU das, was ihr unserer Meinung nach braucht. (Aber bitte bitte keinesfalls MEHR als unser Facebook.)“

In Indien- vor allem (auch & sogar!) bei den „kleinen, armen Menschen“ brach daraufhin ein Sturm los: Indien tritt Zuckerberg sprichwörtlich in den Aller-wertesten…

  • Volksbewegungen gegen die Facebook Pläne wurden erhoben. Demonstrationen.
  • Universitäten wie auch Unternehmen von klein bis groß schrieben öffentliche Protestbriefe
  • Auf der Seite SaveTheInternet.in gab es Firmen-Zusammenschlüsse
  • „Netzneutralität“ wurde zum meist benutzten Wort in den indischen Medien.
  • Auf Reddit sammelten die Inder (die, die Zugang zum Netz haben) im übrigen die schon oben erwähnten „Facebook Werbe Anzeigen“ und formulierten diese künstlerisch im eigenen Sinne um, dass sie SO EIN NETZ einfach nicht wollen!

Stark, oder? Unterdessen ignoriert Facebook all diese Proteste und Stimmen. Kennen wir ja aus Deutschland genauso mit „unserem Datenschutz“, den im Grunde dort niemand so wirklich interessiert. Unsere Politiker kommen da doch null weiter!  

Wie geht es nun weiter mit Indien?

Facebook wird sicher nicht aufgeben mit dieser PR-Schlappe. Facebook wird sich hier und da (mit noch mehr Geld?), anderen Irr-Wegen zur Selbstvermarktung (VR und Co.) sicher wieder versuchen auf den indischen Markt zu drängen.

„Gegen-Bewegungen“ kann man mit Geld sicher irgendwann unterwandern oder verstummen lassen. Was traurig wäre, denn: Indien ist ein starkes, tolles, mutiges Volk. Nichts in der Tasche, kein Netz, aber Werte! Großes Lob dafür! 

Und ja, es stimmt: Irgend- jemand MUSS natürlich die „ländlichen Gebiete“ in Indien so schnell wie möglich Netz-fit machen. Aber muss Facebook auch da der Gewinner sein?

Weiterer Fakt ist: In den USA und Europa stagniert Facebook in bereits vielen Altersgruppen, die Nutzer werden langsam müde. Hier der Beleg…

 Quelle: Atlas

Daten von mehr als 1 Millarde Nutzern aus Indien sind da sicher mehr als ertragreich für das Werbekundengeschäft von Facebook. Da lohnt sich die falsche Masche als „Wohltäter für entlegene Gebiete.“

In Asien ist man auch noch nicht wirklich erfolgreich- hier brechen Facebooks Geschäfte bereits in China durch die Zensur langsam weg. Und auch das macht Zuckerberg als „Heilsbringer für die Welt“ etwas zu schaffen.

Er betitelt das so:  „Wir wollen weiterhin Barrieren durchbrechen“ und „Indien und die ganze Welt verbinden.“

Ach ja… und wieder treibt ein neues Hirngespinst den Mann um: 

Gestern hat Marc Zuckerberg im übrigen das Startup Meta käuflich „erworben“. Auch im Medizinischen/Wissenschaftlichen Bereich will er nun als „Wohltäter“ agieren.

Die Suchmaschine Meta jedenfalls  durchforstet mithilfe von „Künstlicher Intelligenz“ (was auch sonst?) alle „wissenschaftlichen Publikationen.“

Zuckerbergs Traum: Die Ergebnisse sollen künftig „jedem frei zugänglich sein.“

Mit dieser „Einsicht für alle“ meint Zuckerberg alles ernstes sich später selbst auf die Fahne schreiben zu können, „bis Ende des Jahrhunderts alle Krankheiten zu heilen.“ Da frag ich mich: Sag mal, geht´s noch Zucki?

Was haltet Ihr von diesem Getue, überall – in schier jedem Bereich der Welt/Wissenschaft/ Indiens Netzneutralität – „sein Ding/seine Werbemaschine“ – unterbringen zu wollen? Wie fest verankern will er Facebook eigentlich noch? Und die Frage ist: Zu welchem Zweck?

Oberflächlich betrachtet erscheint das alles zunächst als schönes, heeres Ziel die „Welt zu verbessern.“ Was jedoch wirklich dahinter steckt, zeige ich Euch gleich noch intensiver hier in einem nächsten Artikel mit neuesten Studien zu Facebook-Likes & der Manipulation/dem Auslesen von Menschen dahinter. Danke für Eure Aufmerksamkeit! 

Bildquellen:

CCO Public Domain via Pixabay by natureaddict &  oonmad.com