Incarceron
Fliehen heißt sterben
Catherine Fisher
penhaligen, 2013
978-3764530808
18,99 €
In einem Gefängnis geboren und in einem Gefängnis wird er sterben? Damit will sich Finn nicht abfinden, denn er hat Visionen. Was ist dort draußen? Gibt es ein Draußen überhaupt? Während Finn versucht einen Weg zu finden, ist es ein Mädchen von draußen, das ihn plötzlich hören kann! Ist es seine Rettung oder nur ein böses Spiel von Incarceron?
Claudia und Finn sind wie Tag und Nacht. Nicht nur, dass sie ja in fast verschiedenen Welten leben, vom Status einmal abgesehen, auch sonst sind sie grundverschieden.
Claudia ist sehr vehement in dem, was sie tut. Und außerdem ein bisschen zu neugierig, zu schlagfertig und zu verschachtelt. Deswegen gefällt sie mir nicht. Es ist alles etwas “zu viel”. Sie scheint ein perfekter Charakter zu sein und sie zeigt mir viel zu wenig Angst. Wenn sie tatsächlich mal so ein Gefühl verspürt, wirkt es eher unecht, denn sie ist auch eine Meisterin der Täuschung. Warum und wie? Lest das Buch!
Finn hat mir sofort gefallen. Er zweifelt an sich, seinem Leben und seiner Seele. Seine Gefühle wirken nie gestellt und in Incarceron verspürt er oft Angst, die ich ihm sofort abgenommen habe. Nun kann man sagen, dass er als “Fast-Held” etwas zu weich ist, zu sehr zweifelt und nie auf den Tisch haut, um seine Gruppe vernünftig zu führen. Aber gestört hat es mich nicht. Finn wirkte dadurch spezieller und hatte mehr Profil.
Incarceron besteht für mich aus zwei Kulissen, wobei die eine sehr hübsch beschrieben ist, obwohl sie sehr grausam ist. Ich spreche vom Gefängnis selbst, das mich schon zwischendurch das Gruseln lehrt. Wenn ich im Gefängnis unterwegs bin, habe ich nie das Gefühl, dass ich mir etwas nicht vorstellen könnte. Ich sah die Bäume in meinem Kopf die Blätter verlieren und war auf Schritt und Tritt mit der kleinen Gruppe unterwegs.
Allerdings hatte ich bei Claudias Zuhause und dem Turm, in dem sie oft ist, das Problem, dass ich es mir nicht richtig vorstellen konnte. Vielleicht liegt es daran, dass ich so fasziniert von Finn und seinem Teil der Welt war, dass ich mich auf Claudia nicht wirklich einlassen wollte. Aber ihre Welt hatte auch nichts besonders an sich.
Ein Gefängnis, das lebt? Nie gehört und schon bin ich Feuer und Flamme! Die ersten Kapitel lassen mich glauben, dass Incarceron eine reißende Geschichte verspricht. Als ich Finn kennenlerne, umgibt ihn und seine Truppe ein großes Geheimnis. Lange verstehe ich erst mal nichts, bis Stückchen für Stückchen die Geheimnisse gelüftet werden und ich verstehe, wo ich eigentlich bin. Ein genialer Schachzug, wenn der Leser bei der Stange gehalten werden soll!
Leider flacht die Geschichte danach etwas ab, denn Claudias Welt ist gar nicht mehr geheimnisvoll und kann mich nicht bei der Geschichte halten. Immer wieder will ich zu Finn zurück, denn das Gefängnis hat mich auch gefangen genommen.
Im späteren Verlauf finde ich viele Dinge, die Claudia macht, sehr waghalsig und wenig nachvollziehbar. Noch ein Grund mehr, dass ich Finn mehr mag als Claudia, obwohl auch er kein perfekter Charakter ist.
Das Cover ist ein echter Blickfang! Bei Porta habe ich einen Schlüssel gesehen, der so ähnlich aussah. Den sollte man sich an seinen Weihnachtsbaum hängen! Ich war versucht ihn zu kaufen, weil er mich wirklich an das Buch erinnert hat.
Einiges hat mir sehr gut gefallen. Am Anfang versteht der Leser kaum etwas und wird erst nach und nach aufgeklärt. Auch die Landschaften, durch die Finn läuft finde ich toll beschrieben und einzigartig. Doch die Zusammenkunft mit Claudia erschien mir nicht so gut durchdacht und die Geschichte war mir an einigen Stellen zu “unrund”.
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