Mit dem Horrorfilm Ring verbindet man immer dieses eine Schreckensbild, bei dem die schwarz-langhaarige und äußerst gruselige Samara langsam aus einem Fernseher klettert und mit zuckend-ruckelnden Bewegungen auf Naomie Watts zu kriecht. Während das 2002er US Remake des japanischen Ringu eine ganze Schwemme von J-Horror Ablegern zu Verantworten hat, hat sich Ring selbst als amerikanisches Horror-Franchise gehalten. In 2005 gab es Ring 2, gefolgt vom Massen-Angriff Rings für ein modernes Smartphone Digital-Zeitalter.
In Ring ging es schon immer um dieses Mädchen namens Samara, das nicht nur ein recht trauriges Leben führte, sondern auch einen schrecklichen Tod über sich ergehen lassen musste. Seither liegt ihr dunkler Geist über einem Videoband, das zerstückelte Bilder ihrer Leidensgeschichte zeigt. Die Regel ist: wenn du das Video anschaut, bekommst du einen Telefonanruf und eine Mädchenstimme wird zu dir sprechen, dass du noch sieben Tage zu leben hast, außer du kopierst das Band vorher und zeigst es jemanden. Damit würde der Fluch von dir abfallen und auf diese Person übertragen werden.
Rings
" data-orig-size="1000,562" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Professor Gabriel (Johnny Galecki) erforscht Samaras Videoband
Rings macht es kaum anders. Der Film von Regisseur F. Javier Gutiérrez spielt 13 Jahre nach dem 2002er US Remake und erzählt von dem Teenager-Pärchen Julia (Matilda Lutz) und Holt (Alex Roe), die am College auf Professor Gabriel (Johnny Galecki) treffen, der Samaras Band aus einem alten Videorekorder gezogen hat, den er auf einem Flohmarkt gefunden hat. Gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden versucht er das Geheimnis des Videos zu entschlüsseln. Sie schauen das kleine Filmchen immer und immer wieder. Natürlich nicht ohne die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen: es ist immer jemand da, der das Band schauen und weitere sieben Tage herausschlagen kann.
Nette Idee, die aber vom Film nicht weiterverfolgt wird. Stattdessen schaut Holt irgendwann das Video, Julia will ihn retten und übernimmt den Fluch. Aber ihr Film unterscheidet sich auf einmal von dem bekannten Video. Neues Material scheint hinzugekommen zu sein – Samaras höchstpersönlicher Director’s Cut. Nun gilt es herauszufinden, weshalb Julias Video nicht mehr zu kopieren ist (in 13 Jahren hat sich eben auch der Kopierschutz verbessert) und welche Rolle ein unheimlicher Mann (Vincent D’Onofrio) in der ganzen Geschichte spielt.
Der mangelnde Einfallsreichtum reicht bis zu It Follows, der mit derselben “geb es weiter”-Mentalität ausgestattet ist. Rings kann aber auch mit seiner Eröffnungsszene glänzen und zeigen, wie schön man bei Final Destination abgeschaut hat, wenn Samara ihren Fluch über die Besatzung eines Flugzeugs bringt und ganz arge Ähnlichkeiten zum Absturz im besagten Final Destination aus 2000 zu sehen sind.
Rings
" data-orig-size="1000,562" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Julia (Matilda Lutz) wird von Samara geplagt
In Rings würde man sich manches mal sogar über einen Jump Scare freuen, so langweilig kommt die Handlung daher. Wenn die aufregendste Szene erneut Samara gehört, wie sie schon wieder aus einem Fernseher kriecht, dann ist das alles andere als neu, sondern nur ein Aufguss eines bereits gesehenen Gruselmoments. Pure Wiederholung.
Regisseur Gutiérrez hat sich an dem Drehbuch von David Loucka, Jacob Estes und Akiva Goldsman entlang gehangelt, aber nirgendwo den Horror gefunden. Viel mehr lässt er seine beiden Teenies zu Scooby Doo-Mystery Ermittlern werden, die mehr Interesse als Angst vor dem Übernatürlichen aufbringen – womit sie uns nicht unbedingt das Gruseln lehren können.
Das einzige was der Film zu sagen hat ist, dass wir im Zeitalter von Handys und Social Media angekommen sind und dass ein Videoband als virale Datei in Umlauf gebracht werden kann. Das wissen wir. Das kann gruselig sein, je nach Inhalt. Aber dem dritten Ring-Ableger gelingt es nicht einmal, dieses Update für sich auszunutzen.
Rings gibt es seit dem 15. Juni 2017 auf DVD und Blu-ray.