Goldrausch: In der bayerisch-böhmischen Grenzregion können auch junge Goldwäscher an vielen alten Lagerstätten ihr Glück versuchen. Außer für den Fremdenverkehr werden die Goldvorkommen mit dem steigenden Preis für das Edelmetall auch wieder für internationale Rohstoffunternehmen interessant. Foto: ce-press
Oberviechtach/Kašperské Hory (ce-press - internet-zeitung) – Im Mittelalter zählten die Goldvorkommen in Ostbayern und im benachbarten Böhmen zu den ergiebigsten in Europa – jetzt sind die Goldsucher wieder da. Viele Tonnen des begehrten Edelmetalls schlummern nach Schätzung von Geologen noch immer in den Gesteinsformationen und Wasserläufen des Oberpfälzer-, Bayerischen- und Böhmerwaldes. Während der Abbau über Jahrhunderte ruhte, macht der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise horrend gestiegene Goldpreis inzwischen die Erschließung auch kleinerer Edelmetallmengen für die Minengesellschaften wieder interessant. So plant die Deutsche Rohstoff AG den Goldabbau in der Oberpfalz wieder aufzunehmen. Auch in Böhmen wecken alte Lagerstätten neue Begehrlichkeiten. Aber nicht nur die Minengesellschaften auch findige Touristik-Manager wissen sich den neuen Goldrausch in Bayern und Böhmen zu Nutze zu machen: In zahlreichen Orten wurden alte Gruben reaktiviert und in vielen Bächen neue Waschplätze eingerichtet. Mittlerweile lassen bereits Tausende von Urlaubern an den alten Fundstätten die Goldpfannen kreisen.
Weltweit steigt die Nachfrage nach seltenen Rohstoffen und mit ihr die Preise. Die Folge: Lagerstätten, die über Jahrhunderte als unrentabel galten, sind plötzlich wieder interessant. Auch im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet könnte der Goldrausch des Mittelalters wieder aufleben. So plant die Deutsche Rohstoff AG den Goldabbau auf einer Gesamtfläche von 38 Quadratkilometern in den bayerischen Grenz-Landkreisen Schwandorf und Neustadt an der Waldnaab wieder aufzunehmen. Während in Südafrika in bis zu 4000 Metern Tiefe nach großen Nuggets gebohrt wird, verteilt sich das Gold der Oberpfalz in nur drei bis fünf Metern unter der Oberfläche auf wenige Gramm pro Tonne Gestein. Bereits in den achtziger Jahren hat es erste Bohrungen von Minengesellschaften in der Oberpfalz gegeben.
Auch in Tschechien geraten mit steigendem Goldpreis die auf viele Tonnen geschätzten Vorkommen des Edelmetalls im böhmischen Kašperské Hory wieder in das Visier internationaler Rohstoffunternehmen. In Mokrsko bei Příbram werden ebenfalls große Mengen Gold unter der Erde vermutet. Doch sowohl in Bayern als auch in Böhmen äußern Umweltschützer Bedenken gegen ein mögliches Aufleben des Goldabbaus. Neben der Landschaftszerstörung durch den Tagebau werden auch Umweltschäden durch die Chemikalien befürchtet, die für eine Auslösung des Goldes aus dem Gestein nötig sind.
Bis an den alten Lagerstätten tatsächlich wieder ein Abbau beginnt, bleiben viele Claims auf beiden Seiten der Grenze den Touristen überlassen. So entstand in St. Oswald-Riedlhütte (Kreis Freyung-Grafenau) 2002 die erste historische Goldwaschanlage Bayerns. Bewaffnet mit Spitzhacke und Waschschüsseln machen sich seither jedes Jahr bis zu 2000 Freizeit-Schürfer unter sachkundiger Führung auf die Jagd nach den Bayerwald-Nuggets. „Wir haben hier bis zu ein Gramm in einer Tonne Geröll“, sagt Martin Biebl, Tourismusleiter in St. Oswald-Riedlhütte.
Im tschechischen Kašperské Hory können sich interessiert Besucher auf einem 7,5 Kilometer langen „Goldgräberpfad“ mit der langen Geschichte der Goldsuche im Böhmerwald vertraut machen. Ein Freilichtmuseum zeigt den Gold-Touristen in Zlaté Hory (Ondřejovice) wie das Edelmetall früher gewonnen wurde und bietet auch Gelegenheit zum selber schürfen. Ende des 16. Jahrhunderts fanden Goldsucher in dem Ort Nuggets von über einem Kilo. Letztes Jahr war Zlaté Hory erneut im Zentrum des Goldrauschs: bei der Weltmeisterschaft der Goldschürfer.