Okay, eigentlich bin ich ganz glücklich, dass es in unserem Haushalt weder Wii, noch x- Box, noch all den anderen Mist gibt, mit welchem unsere Kinder die Zeit vertrödeln könnten. Ich bin auch nicht traurig darüber, dass die kleinen Vendittis scheinbar die einzigen Kinder sind, die Star Wars nur vom Hörensagen kennen. Und ich finde es auch nicht weiter schlimm, dass Hannah Montana in Luises Kleiderschrank noch nicht Einzug gehalten hat.
Es ist nicht so, dass wir unseren Knöpfen das alles einfach verbieten, sie haben bis anhin einfach kein großes Interesse an solchen Dingen gezeigt, und ich sehe keinen Grund, dieses Interesse künstlich zu wecken. Wir sind auch nicht grundsätzlich gegen technischen Fortschritt, aber wir sehen nicht ein, weshalb wir immer gleich jeden Mist mitmachen sollten. Unsere Kinder scheinen auch ohne den ganzen Kram ganz glücklich zu sein und immerhin dürfen sie ja hin und wieder mit Mamas iPad spielen.
Zuweilen aber Stelle ich mir die Frage, ob wir hier nicht ein gigantisches Nachholbedürfnis herbeizüchten, das unsere Kinder dereinst werden stillen wollen. Die Zweifel befallen mich zum Beispiel dann, wenn wir gemeinsam einen Katalog durchblättern und unsere Kinder nicht wissen, dass man dieses hässliche schwarze Ding auf dem Bild x-Box nennt. Noch mulmiger wird mir, wenn ich ihnen nicht erklären kann, wozu diese gut sein soll. Hätten wir nicht ein sehr schlaues Au Pair, unsere Kinder würden weiter im Dunkeln tappen.
Mulmig wird mir auch, wenn ich mit einem Ohr zuhöre, wie unsere Kinder beim Zeichnen miteinander reden. „Ich zeichne der Frau eine Hannah Montana auf den Pullover“, verkündet Luise und Karlsson meint, er hätte doch schon
immer geahnt, dass Luise Hannah Montana cool finde. Worauf Luise so laut protestiert, dass mir sofort klar wird, wie sehr unsere Tochter hin- und hergerissen ist zwischen Faszination und Abscheu. Ganz ähnlich wie damals ihre Mutter, die zwar wusste, dass Barbie fürchterlich doof und stillos ist, die aber dennoch ganz gerne mal so ein doofes, stilloses Ding ihr Eigen genannt hätte.
Als Kind von Eltern, die schon vor dreißig Jahren auf Bio, Handgestricktes, Umweltschutz und Konsumverzicht schworen, weiss ich nur zu gut, wie sehr es nerven kann, wenn Erwachsene einem mit ihren Überzeugungen jeden politisch oder ökologisch inkorrekten Spass verderben. Als Erwachsene, die weiß, dass ihr diese Erziehung nicht geschadet hat, sondern sie zu einem mehr oder wenigen kritisch denkenden Menschen gemacht hat, bin ich aber heute überzeugt, dass meine Kinder durchaus auch zu glücklichen Menschen heranwachsen, wenn sie nicht jeden Mist mitmachen müssen.
Und so wird mir einmal mehr bewusst, dass es in der Erziehung nicht den einzig gangbaren Weg gibt, dass es ein stetiges Abwägen bleibt zwischen Ja und Nein, sinnlos und sinnvoll, In-sein und Out-sein. „Meiner“ und ich werden wohl nicht davor verschont werden, uns hin und wieder sehr unbeliebt zu machen bei unseren Kindern, aber ich hoffe doch sehr, dass wir es auch ab und zu hinkriegen, Dinge zu erlauben, die unseren Überzeugungen nicht in allen Punkten entsprechen.
Für den Moment aber bin ich einfach nur froh, dass unsere Kinder noch ganz zufrieden sind, wie die Dinge sind. Zumindest dieses Jahr werde ich noch guten Gewissens sämtliche Weihnachtswünsche erfüllen können. Mal abgesehen davon, dass Luises „Sylvanian Famileis“ in China hergestellt worden sind.