IN MEMORY | Anton Yelchin

Tragisch und traurig. Mehr fällt einem zum Tod von Anton Yelchin nicht ein. Sein Autounfall am 19. Juni, bei dem er von seinem eigenen Wagen zerdrückt wurde, ging natürlich durch die Medien. Am meisten wird der im Alter von 27 Jahren verstorbene Schauspieler mit seiner Rolle als Neu-Chekov auf dem Raumschiff Enterprise in Verbindung gebracht, aber er hat – hatte – natürlich viel mehr auf dem Kasten.

Und damit möchte ich einen kleinen – teils auch persönlichen – Blick auf die Filme werfen, in denen wir Anton Yelchin weiterhin sehen können. Vielleicht werden bei euch Erinnerungen wachgerufen, vielleicht entdeckt ihr Filme, denen ihr jetzt noch mal Beachtung zukommen lassen möchtet.

Anton Yelchin und Ferris Bueller

Wie könnte man besser einsteigen als mit meiner persönlichen ersten Filmerfahrung mit Yelchin. Für mich war das „Charlie Bartlett“, der 2008 in den deutschen Kinos lief und von einem reichen Gör erzählt, dass auf einer herkömmlichen High School landet, wo es sich selbst zum Psychiater für die Probleme seiner Mitschüler macht. Das wirkt zuerst einmal natürlich sehr Eigennützig und scheint auf einen Selbstdarsteller hinzuweisen, aber Charlie Bartlett findet sich eher in einer Schulwelt voller Teens wieder, in der die Erwachsenen, Eltern wie Lehrer, sich einen feuchten Dreck um die Probleme der Kids kümmern. Und daher ist es eher löblich als bedenklich. Ich gestehe den Film damals nicht wegen Anton Yelchin, sondern wegen Kat Dennings geguckt zu haben. Robert Downey Jr. war auch gerade wieder cool. Aber wenn mir Yelchin am Ende aufgefallen ist, sagt das wohl ausreichend aus, wie gut sich „Charlie Bartlett“ für einen Karriere-Kickstart geeignet hat.

Er hat sich damit quasi auf meine Watch-this-Kid Liste gespielt. Für mich war er ab sofort der 2008er Ferris Bueller.

Anton Yelchin und der Horrorfilm

Ich glaube Anton Yelchin hatte auch ein Faible für das Genre des Horrorfilms, wenn auch nicht ganz klassisch mit Jump Scares oder viel Blut. Angefangen 2011 mit dem Remake zu „Fright Night“, wo er den harmlosen Nachbarsjungen spielt, neben dessen Haus ein spitzzahniger Vampir einzieht (und zugegeben, David Tennant allen die Show stiehlt) oder aber – um bei den Fledermaus-Kreaturen der Nacht zu bleiben – natürlich auch in „Only Lovers Left Alive“ von Regisseur Jim Jarmusch nebst einer großartigen Cast bestehend aus Tom Hiddleston, Tilda Swinton und Mia Wasikowska. Mit einem Zombie bekommt Yelchin es derweil in „Weg mit der Ex“ zu tun, wo er einen jungen Mann spielt, der es bereut mit seiner Freundin zusammen gezogen zu sein, aber durch ihren Tod erlöst wird, nur damit sie ihn dann als Zombie wieder heimsucht.

Anton Yelchin und seine Stimme

Weniger front-and-center, sondern eingeschlossen in einer Sprecherkabine, hat Yelchin reichlich Voice Work betrieben. Tragisch hieran ist, dass er sein Talent gleich zweimal für die CGI-Abenteuer der kleinen blauen Schlümpfe verschwendete. Keine guten Filme, ganz und gar nicht, dennoch war Yelchin in „Die Schlümpfe“ (2011) und „Die Schlümpfe 2“ (2013) als trotteliger Clumsy Schlumpf zu hören – natürlich nur in der englischsprachigen Originalversion. Ebenso war er die Stimme des Albino Piraten in der wunderbar unterbewerteten Knet-Animation „Die Piraten! Ein Haufen merkwürdiger Typen“ aus dem Hause Aardman Animations und die englische Stimme der Hauptfigur in der japanischen Studio Ghibli Produktion „Der Mohnblumenberg“ aus 2011.

Anton Yelchin und Star Trek

Seit 2009 kann man nicht mehr über Anton Yelchin sprechen ohne einmal über „Star Trek“ erwähnt zu haben. Nach Walter Koenig spielte Yelchin dreimal Pavel Chekov, Navigator und Sicherheitsoffizier an Bord der USS Enterprise unter dem Kommando von Captain Kirk. Wenn auch nur als Nebenfigur spielt sich Yelchin in dem J. J. Abrams Reboot an der Seite einer neu alten Crew perfekt in das Ensemble ein. Ob 2009, wo das Franchise durch eine Zeitreise / alternative Realität-Story auch innerhalb der Handlung neugestartet wird oder im 2013er Sequel „Star Trek: Into Darkness“, in dem er sich mit der Crew der Enterprise erneut dem Zorn des Khan stellen muss. Und in 2016 gibt es mit „Star Trek: Beyond“ den dritten Einsatz für Anton Yelchin als Pavel Chekov, einen Auftritt der bittersüß ist, weil es sich nun um eine der letzten Rollen des in Leningrad geborenen Darstellers handelt.

Anton Yelchin und geheime Schätze

Es gibt Filme mit Anton Yelchin, die vielleicht noch nicht jeder gesehen hat. Dazu zählt vielleicht auch der zuerst genannte „Charlie Bartlett“, dann wären da aber noch ganz andere kleine Indie Schätze, die spätestens jetzt noch einmal ausgepackt und angeschaut werden sollten. An der Seite von Felicity Jones („Star Wars: Rogue One“) und Jennifer Lawrence („Die Tribute von Panem“) spielt Yelchin unter der Regie von Drake Doremus in „Like Crazy“, einer bittersüßen Liebesgeschichte um Liebe, ein ausgelaufenes Visum und die hierdurch schmerzliche, kontinentale Trennung. Ähnlich problematisch wirkt die Romanze zwischen Yelchin und Bérénice Marlohe in „5 to 7“, wo es eine Affäre mit einer verheirateten Frau nur zulässt, sich mit ihr zwischen 5 und 7 Uhr zu treffen.

Keine Sorge, es sind nicht nur Indie-Romanzen, die Anton Yelchin ausgemacht haben. In „Broken Horses“ wird seine Loyalität unter Brüdern ausgetestet, wenn er mitten in den gewaltsamen Krieg des organisierten Verbrechens an der US mexikanischen Grenze gerät. Und auch in „The Driftless Area“ verfolgt ein fieser Verbrecher den armen Anton Yelchin, wenn er wegen des Todes seiner Familie in seine Heimatstadt zurückkehrt und dort auf diesen Typen trifft, statt sich ordentlich verabschieden zu können. Und dann wäre da natürlich noch der erst kürzlich in den Kinos gelaufene „Green Room“, wo sich Yelchin als Mitglied einer Punk-Band gegen Skinheads zur Wehr setzen muss, ausgerechnet unter der Führung von Enterprise Captain Jean-Luc Picard-Darsteller Patrick Stewart.

Anton Yelchin, mein persönlich bester Neu-Ferris Bueller, eine Stimme, ein Mitglied der Besatzung der USS Enterprise, ein guter Mann für das Horror-Genre und ein Darsteller, der im Indie-Film vermisst werden wird. Anton Yelchin, 1989 – 2016.


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