Und damit meine ich nicht nur die üblichen Verdächtigen wie die Scham vor Nacktheit oder Scham vor sexuellen Dingen.
Scham als Instrument in der Erziehung
Meine Mutter schämte sich, wenn ich mich daneben benommen hatte. Das sagte sie mir auch, und das sitzt bis heute. Überhaupt war dieses “Was sollen denn die Leute denken?” ein ganz großes Ding in unserer Familie, die ihre Familiengeheimnisse gut hütete und nach außen perfekt und glänzend auftrat. Bis heute habe ich manchmal Angst, ein Außenstehender könnte unser Familiengeheimnis entdecken – das es so gar nicht mehr gibt.
Scham vor den Blicken anderer fühlte ich als Kind auch, wenn ich mich, die Hände der Erzieherin auf meinen Schultern, bei jemandem entschuldigen musste, was sicherlich so effektiv wie eine Flugstunde im Gewitter ist.
Aber das war wohl damals so. Der große Sohn musste da einige Jahre auch noch durch. Jetzt lösen wir das anders.
Scham als Mittel der Macht
Oder vielleicht auch als Mittel der Ohnmacht. Mein Vater und seine Frau waren nicht in der Lage, mit mir auf Augenhöhe zu kommunizieren. Gerne ging das von oben nach unten. Wie lächerlich meine Ideen über Geldanlage waren. Dass ich so, wie ich war, mein Leben im Grunde jetzt schon ruiniert hätte.
Gefragt, warum ich schon vor dem Abitur ausgezogen bin, haben sie mich nie. Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass sie überhaupt noch mit mir redeteten.
Sexualerziehung ohne Scham
Geht das?
Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass alles, was mit Sexualität zu tun hat, nicht so natürlich ist, wie wir das gerne hätten.
Meine Mutter hat es sicher nur gut gemeint, indem sie die “Natürlichkeit” von allem und jenem so betonte. Doch je mehr man die Eigenschaft einer Sache betont, desto unnatürlicher erscheint sie, oder?
Als ich die Pornosammlung hinter dem Fernseher entdeckte, bekam ich sogar Angst vor dieser Welt der Sexualität.
Doch davon später mehr.
Morgen:
Mein Spießrutenlauf durch die Teenagerzeit.
Übermorgen:
Gastartikel von der Murmelmama.