In Hamburg sagt man Tschüss

Wir haben Sommerferien. Nicht einfach Urlaub, sondern wirklich Sommerferien. Denn die Kita hat zu, für ganze drei Wochen, für die ersten drei Wochen der Sommerferien in NRW. Unsere Urlaubsplanung wurde also ziemlich stark vorbestimmt. Niemals hätten wir vor der Geburt unseres Sohnes in den Sommerferien freiwillig Urlaub gemacht, denn das kostet einfach ein Heidengeld. Aber so ist das nun einmal mit Kindern, da ist man an Ferienzeiten gebunden und muss ordentlich in die Tasche greifen, wenn man verreisen möchte. 

Reise in den Norden

Doch nicht nur unsere Urlaubszeit, sondern auch unser Urlaubsziel wurde gewissermaßen vorgegeben: Denn ein guter Freund des Vaters hatte zur Hochzeit nach Flensburg geladen. Unsere Urlaubsreise sollte uns in den hohen Norden führen. Für uns endlich die Gelegenheit, ein paar Tage in unserer alten Heimat Hamburg zu verbringen. Ich war sehr aufgeregt. Irgendwie hatte ich Bammel, dass ich mich neu in die Stadt verlieben würde, dass die Sehnsucht Überhand nehmen und ich zurückkehren wollen würde. Und nicht zuletzt hatte ich einfach Schiss, dass unser Sohn den Trip nicht gut mitmachen würde.

Geplant hatten wir, bei einer Freundin zu übernachten, die in unserer alten Wohnung wohnt. Doch je näher die Reise rückte, desto klarer wurde uns: Das ist eine Schnapsidee. Denn so schön die Wohnung auch war, sie hatte ein Manko und das hieß Nachbar. Der beschwerte sich immer über unseren übermäßig lauten Lebensstil. Den wir wirklich nicht lebten damals. Jetzt hingegen leben wir laut – sehr laut. Und das auch noch zu ziemlich unmenschlichen Uhrzeiten. Denn unser kleiner Löwe, der brüllt gerne mal um 5 Uhr morgens, umso lauter, wenn er nicht hüpfen, rennen und poltern darf.

Entspannen im Hotel

Unsere Bauchschmerzen mit der Schlafsituation wurden immer größer und so schauten wir uns nach einem Hotel um. Denn wir wollten den Trip genießen können, uns nicht mit unseren alten Nachbarn streiten und uns ärgern. Untergekommen sind wir im relexa Hotel Bellevue direkt an der Alster. Die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Wir sind entspannt, wenn unser Sohn mal seine fünf Minuten oder gerade auch gerne mal wieder halbe Stunden hat. Können morgens aus dem Hotel hüpfen und den Tag mit einem Alster-Run beginnen und Hamburg spazierend erkunden. Denn das Hotel liegt so perfekt, dass wir alle Orte, die wir besuchen wollten – seien es die Landungsbrücken, Sankt Pauli, Eimsbüttel oder Winterhude – zu Fuß erreichen können und wenn das Wetter mal nicht mitspielen sollte, so könnte die Verkehrsanbindung kaum besser sein. Und nicht zuletzt ist es auch einfach super entspannend, sich in einem Hotel um nichts kümmern zu müssen. Wir haben ein tolles familienfreundliches Zimmer, können unseren Tag nach Lust und Laune takten und uns nach einem Morgenlauf an einen gedeckten Frühstückstisch setzen. 

Am Dienstag starteten wir in aller Frühe unsere Reise in den Norden und kamen ohne Stau und mit nur wenig stockendem Verkehr am Ziel an. Obwohl wir drei Stunden vor dem eigentlichen Check-In ankamen, konnten wir unser Zimmer mit Alsterblick schon beziehen. Wir schleppten unsere sieben Sachen ins Zimmer und schon stiefelten wir los. Bei strahlendem Sonnenschein zeigten wir unserem Sohn die Außen- und die Binnenalster, schauten stundenlang den Wasserspielen im Planten und Blomen zu und schlemmten uns durchs Karoviertel. Ein bisschen so wie damals, zu der Zeit bevor unser Sohn bei uns war. Aber trotzdem ganz anders. Niemals hätten wir uns popelige Springbrunnen stundenlang angesehen, wären in Endlosschleife die Rutsche heruntergerutscht und hätten die Markstraße angebrüllt, weil wir einfach mit der Welt gerade nicht einverstanden waren. So ändern sich die Zeiten und die Blickwinkel.

Verändertes Leben

Dass wir uns und unser Leben sich verändert haben, das haben wir in den letzten drei Tagen gemerkt. Jeden Tag aufs Neue wurde uns bewusst: Hamburg war eine schöne Zeit, aber es war für uns vor rund 1,5 Jahren die Zeit gekommen, die Stadt zu verlassen. So wohl wir uns hier gefühlt haben, so wertvolle Freunde wir hier zurückgelassen haben, so atemberaubend schön diese Stadt auch ist – irgendwie war es für uns Zeit für einen Tapetenwechsel. Zeit für eine ruhigere Wohngegend. Unser Sohn hat einen neuen Lebensabschnitt eingeläutet und der bedeutete für uns, dass wir radikal etwas ändern wollen. Meine Sorgen, dass ich mich zurück nach Hamburg sehne und die Zelte im Rheinland abbrechen möchte, blieben zum Glück unbegründet. Das ist ziemlich erleichternd und trotzdem ist es auch komisch. 

Momentan sitze ich im Hotelzimmer und schaue auf die Alster, auf ein Hamburg, das so langsam erwacht während meine beiden Jungs noch friedlich – aber nicht weniger laut schnarchend – ihren Träumen nachhängen. Es ist vier Uhr morgens und ich kann nicht schlafen, weil meine Gedanken einfach verrückt spielen. Die letzten drei Tage haben mich aufgewühlt. Wir haben viel Schönes erlebt, haben tolle Menschen getroffen und haben unsere ersten Urlaubstage in vollen Zügen genossen. Aber bei jedem Schritt, den wir durch Hamburg gegangen sind, kam dieser Damals-Gedanke auf. Damals war das so, damals sind wir dort lang gegangen, damals war das mein Stammlokal. Aber damals ist vorbei. Es hat sich so viel geändert seit damals. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Und trotzdem fällt es mir schwer, in mein altes Hamburg-Leben zurückzukehren. Auch wenn unser Sohn in Hamburg geboren wurde, ist Hamburg für mich die Stadt, in der ich mein Studium beendet habe. Die Stadt der durchzechten Nächte, des ersten Jobs, die Stadt, in der ich meine große Liebe kennen gelernt habe. Und nun sind wir hier als Familie. Wir haben uns verändert, wir leben als Eltern ein anderes Leben. Aber genauso haben die Stadt und unsere Freundschaften sich verändert. Das wühlt mich auf und schmeißt mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett. 

Ich weiß nicht, was ich von dem Trip erwartet habe, so wie er war, war er perfekt. Vielleicht ist es auch gerade einfach so, dass ich bewusst Abschied nehme. Dass ich mein altes Leben reflektiere und mir bewusst wird, wie viel sich verändert hat. Vielleicht bin ich auch ein bisschen traurig, wenn ich merke, wie sehr sich Freundschaften oder Treffen mit Freunden verändert haben, seitdem ich Mutter bin. Vielleicht. Aber jetzt warte ich einfach darauf, dass meine Jungs aus ihren Träumereien erwachen und wir unsere letzten Stunden in Hamburg genießen können bevor wir unsere Nord-Reise fortsetzen. 


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