In den Fängen der Babyartikel-Industrie
Kaum ist frau schwanger, kommt sie mit ellenlangen Listen an Objekten in Kontakt, die sie für ihr Neugeborenes unbedingt braucht. Der Spiessrutenlauf von Babygeschäft zu Babygeschäft beginnt, das Abhaken der Einkaufslisten ist ein Muss, enorme Summen werden investiert. Die Schwangere (und ihr Partner) sind im Netz der Babyartikel-Industrie gelandet, wovon sie sich nicht mehr so schnell werden befreien können.
Von der Wiege über den Kinderwagen bis zum Hochsitz
Die Werbung trichtert einem ein, nur dann eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein, wenn man über all die Dinge verfügt, die einem im Hochglanzprospekt präsentiert werden. Kinderwagen, Hochsitz, Wiege, Kinderbett, Laufgitter und etliche Spielsachen. Doch niemand hinterfragt je, ob diese Dinge wirklich unverzichtbar sind, um als ausreichend gute Eltern ein Kind grosszuziehen. Kaufen und investieren sei der richtige Weg, um gute Eltern zu werden. Die Industrie gaukelt einem vor, dass diese Dinge zum Wohl der Kinder beitragen und das Leben deren Erzeuger vereinfachen.
Willkommen in der Baby-Artikel-Konsum-WeltBaby zum Nulltarif
Doch kaum ist das Kind auf der Welt, haben diese das Gefühl, etwas stimme nicht. Denn dieses will sich partout nicht in der Wiege in den Schlaf schaukeln lassen. Und brüllt lauthals los, sobald man es in die Wippe legen will. Mami und Papi stellen ziemlich schnell einmal fest, dass sie so manches, was sie mühevoll erstanden haben, gar nicht gebrauchen. Und da beginnt das grosse Erwachen. In Italien hat eine vierfache Mutter und Journalistin ein Buch zum Thema geschrieben – „Bebé a costo zero“, zu gut deutsch „Baby zum Nulltarif“, indem sie uns nicht nur vorrechnet, was wir für ein Kind ausgeben, sondern uns auch darauf hinweist, dass wir diese Dinge gar nicht brauchen. Gerade Spielzeug brauche ein Kind im ersten Lebensjahr keines:
Das Kind interessiert sich für die „realen“ Gegenstände.
Giorgia Cozza, Journalistin und Buchautorin
Weniger ist mehr
Die Buchautorin plädiert für Tauschhandel unter Eltern, Second-hand-Läden und dafür, sich ernsthaft zu überlegen, was man eigentlich braucht. Der einzige Gegenstand, den sie als „wirklich unverzichtbar“ erachtet, ist ein Kindersitz fürs Auto. Für alles andere würden sich bereits vorhandene Lösungen finden, so etwa für die schöne, aus Weiden geflochtene Wiege: Dafür tue es auch eine aus Weiden geflochtene Wäschezaine. Oder anstelle eines teuren, aus mehreren Stücken bestehenden Kinderwagen der neuesten Generation auch ein einfaches Stück Stoff, sprich Tragetuch. Damit spart man Geld und Nerven, denn man hat das Kind immer bei sich und bewegt sich flinker als mit dem ganzen „Gstellage“.
Es geht nun aber nicht darum, die Babyausstattung zu verteufeln, sondern vielmehr, sich dazu ernsthaft Gedanken zu machen und nicht sinnlos jede Ecke der eigenen vier Wände zu füllen. Noch bevor sich der Sprössling überhaupt auf den Weg macht. Denn wer weiss, was für Vorlieben dieser hegt? Und die Babygeschäfte machen ja nicht etwa dicht, sobald der Nachwuchs da ist. So hat man auch nach der Geburt noch die Möglichkeit, sich etwas zu besorgen, was sich als notwendig herausgestellt hat. Mit der Sicherheit, dass das Objekt dann auch wirklich den gewünschten Dienst leistet.
Welche Erfahrungen habt ihr mit der Erstaustattung für ein Baby gemacht? Habt ihr eher (zu) viel angeschafft? Oder nur das Minimum?
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Aus dem Leben einer Doula: Babyausstattung – weniger ist mehr!
Aus dem Leben einer Doula: Das Kind ist ein Tragling
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Dolce Vita Elterntipps Doula