Vor kurzem bin ich mit meinem Vater und meinem Onkel fast spontan für eine Woche nach Rom geflogen. Fast spontan, weil wir uns dazu nur wenige Wochen vorher beim abendlichen Grillen entschlossen hatten. Zunächst war der Vorschlag eigentlich nur ein Gag, aber es dauerte nur eine Stunde und wir hatten Hotel und Flug bei einem großen Onlineportal gebucht. Rom hat einiges an Geschichte zu bieten, großartiges Wetter (wie wir erleben durften) und, natürlich, die noch viel großartigere italienische Küche. Kommt alles in der Geschichte vor. Sieben Tage, das bedeutet aber auch viel mehr Fotos und Erlebnisse, weshalb dieser Reisebericht in handliche Happen (Teil 1, Teil 2,Teil4) unterteilt wurde und über die nächsten paar Tage veröffentlicht wird.
Tag vier – Gemütliches Erkunden
Nach drei Tagen doch recht straffem Programm, teilweise diktiert durch die schon gebuchten Aktivitäten, wollen wir es am Donnerstag einerseits etwas gemütlicher angehen lassen und andererseits einige der eher randständigen Sehenswürdigkeiten erkundigen und vielleicht noch das ein oder andere Museum nutzen, dass im Roma Pass inklusive ist. Zunächst machen wir uns auf zum Trevi-Brunnen.
Rom, vor allem die Innenstadt, ist im Grunde eine Mischung aus moderner Metropole, Altstadt und Ausgrabung, weshalb insbesondere der antike Teil wahrscheinlich eine ewige Baustelle ist. Insbesondere die alten Gebäude müssen gepflegt und erhalten werden, darum sah man an allen Ecken und Enden Kräne und Gerüste, selbst im Vatikan. Der Trevi-Brunnen war eine der Sehenswürdigkeiten, die gerade restauriert wurden und war komplett eingezäunt. Zwar hatte man den zahlreichen Touristen zuliebe eine Brücke darüber gebaut, über die man dem Brunnen recht nah kommt, einen wirklichen Eindruck, wie der Brunnen normalerweise aussieht, bekommt man da aber nicht.
Wir entfernen uns von dem Gedränge und laufen in Richtung Piazza Venezia. Auf dem Weg besuchen wir die Titelkirche San Marcello, wo wir feststellen, dass nicht nur der Petersdom von innen prächtig geschmückt ist. Wie schon George Carlin bemerkte benötigt die Kirche immer noch ein wenig mehr Geld, hier kann man sehen wofür das ausgegeben wird. Und dafür lässt sie sich durchaus auch was einfallen, denn für eine kleine Spende darf man hier geweihtes Wasser mitnehmen oder auch eine Kerze entzünden. Es geht aber noch besser, wie wir später sehen.
Eigentlich auf der Suche nach dem Pantheon, dass wir aber ziemlich verfehlen, was ich jetzt mal auf die Karte schiebe, landen wir am Piazza Venezia, wo sich das Nationaldenkmal Italians, das Monumento Nazionale a
Vittorio Emanuele II oder auch Vittoriano, befindet. Das auffallend weiße Bauwerk beherbergt ein Museum der italienischen Unabhängigkeitskriege (), das wir uns auch anschauen, im Keller befindet sich das Grabmal des unbekannten Soldaten, hier brennt eine ewige Flamme. Man kann auch dem Vittoriano auf’s Dach steigen, doch wegen der gängigen Praxis die höchsten Stellen nur gegen Bezahlung zugänglich zu machen, geben wir uns mit dem ‚ersten‘ Stock zufrieden, von dem man auch schon eine schöne Aussicht hat.
Als letzten Zielpunkt unserer heutigen Stadterkundigung wählen wir die Kirche
San Pietro in Vincoli, die sich insbesondere durch eine Statue Moses’ von Michelangelo auszeichnet. Der Weg dorthin führt uns vom Nationaldenkmal über die Ruinen des Kaiserforums von Traian. Wie schon erwähnt ziehen sich die Ruinen antiker Gebäude durch die komplette Innenstadt, von den höher gelegenen Straßen hat man einen guten Blick auf die Ausgrabungen.
Als wir gegen halb zwei bei San Pietro in Vincoli ankommen, stellen wir fest, dass die Kirche erst um drei wieder geöffnet wird. Wir gesellen uns zu einer schon wartenden Menge, die die Bänke und Stufen der Kirche besetzt. Explizit warnt uns ein Schild am Eingang, dass der Eintritt in die Kirche kostenlos ist und man niemandem dafür Geld geben solle. Pfiffige Idee allerdings, ob man sich bei uns einfach vor den Dom stellen könnten, um dort Eintritt einzusammeln?
Wir nehmen einen kleinen Snack nebst Getränk am wieder wie magisch vorhandenen Snackmobil und warten. Wieder stellt man fest, dass deutsche Touristen überall anzutreffen sind. Als sich das Portal öffnet strömen alle hinein und wir strömen mit etwas Abstand hinterher. Wieder ist die Ausstattung der Kirche äußerst prunkvoll, die Decke kunstvoll verziert und insbesondere der Raum um den Altar üppig mit Statuen und anderen Kunstwerken versehen. Zur Namensgebung erklärt Wikipedia:
Namensgebend für die Kirche sind die Ketten (lat./it. vincoli), die in einem Glasbehälter unter dem Altar aufbewahrt werden. Sie werden von den Pilgern als diejenigen verehrt, mit denen Petrus in Jerusalem bis zu seiner wunderbaren Befreiung gefesselt war (Apg 12,6.7 EU), und zugleich als diejenigen, die er im Mamertinischen Kerker in Rom trug.http://www.wikiwand.com/de/San_Pietro_in_Vincoli
Besagte Ketten sind am Altar auf einer etwas tieferliegende Ebene zu betrachten und werden strengstens von einer Polizistin (und diversen Kameras) bewacht. Vom Altar aus rechts liegt das Grabmal von Papst Julius II. , dort befindet sich im Zentrum die besagte Mosesstatue von Michelangelo. Hier zeigt sich abermals wie pfiffig die Kirche doch ist, wenn’s um Spenden geht. Da das Grabmal recht weit hinten in der Kirche steht ist es eher spärlich ausgeleuchtet. Da man natürlich weiß, dass die Touristen zum Fotografieren hierhin kommen, hat man aber entsprechend Beleuchtung verbaut, die insbesondere die Mosesstatue erhellt. Der Clou: Ein eher unscheinbarer Kasten neben einer Säule aktiviert diese Beleuchtung für einige Minuten nach Münzeinwurf. Wer also gut sehen oder fotografieren will, kann das gegen einen kleinen Obolus tun. Wer Blitzlicht hat, lässt es.
Man kann aber in einem kleinen Seitenraum auch das übliche römische Merchandise erstehen, also Postkarten, Bücher, Kalender, Bilder und Andenken mit Foto des aktuellen, scheinbar sehr beliebten, Papstes Franziskus, seines Vorvorgängers Papst Johannes Paul II. und einige Kleinigkeiten auch mit Benedikt XVI. Der taucht aber viel weniger häufig auf, hat also offenbar keinen so bleibenden Eindruck hinterlassen.
Wir gehen in Richtung Kolosseum weiter und sehen es so nochmal von der anderen Seite. An der nahegelegenen Metrostation besorgen wir uns schon einmal Tagestickets für morgen. Wegen der knallende Sonne fahren wir von hier wieder zurück zum Hotel, der Rush Hour entgehen wir natürlich nicht, aber es geht noch. Nach einer kurzen Pause geht es abends wieder gemütlich in ein nahegelegenes Restaurant, diesmal ins winzig kleine “Il Buchetto“ direkt neben dem Hotel. Ich bestelle eigentlich hausgemachte Ravioli, die sind aber leider aus darum gibt es ebenso leckere Gnocchi mit Tomatensoße. Nach einem kleinen Spaziergang Richtung Norden, wo Rom auch nicht viel anderes aussieht als andere moderne Großstädte, gehen wir nicht ganz so erschöpft zurück ins Hotel. Tatsächlich bleiben uns nur noch zwei Tage im sonnigen Süden.
Tag fünf – Ostia Antica
Ein zentrales Thema dieses Urlaub waren architektonische Überbleibsel aus der Antike, meist in Ruinenform, darum sind wir auf Ostia Antica aufmerksam geworden, was relativ nah an der Küste nahe des Flughafens liegt und die Ausgrabung einer antiken Hafenstadt beherbergt. Die Zugfahrt ist im Tagesticket für 6 Euro schon mit drin und so fahren wir mittels Bus und Metro bis zu einem der Wechselbahnhöfe und nehmen den Zug Richtung Strand.
Glücklicherweise werden die Stationen auch in Italien in den Zügen angesagt, so dass wir tatsächlich an der richtigen Haltestelle aussteigen und uns dann aber doch erstmal irgendwie mitten im Nichts befinden. Dank einer angeschlagenen Karte und den Handzeichen eines Ortsansässigen finden wir den Weg zur Ausgrabung aber relativ schnell und wir sind auch nicht die einzigen.
Ostia Antica war die antike Hafenstadt Roms direkt an der Mündung des Tiber ins Mittelmeer und so eine der ersten Kolonien Roms.
In den Ruinen findet man fast alles, was eine antike römische Stadt so brauchte, Ostia hatte Termen, von denen noch sehr schön Mosaikböden erhalten sind, Begräbnisstätten, ein Theater, ein Forum neben dem Kapitol, diverse Tempel für die verschiedenen römischen Götter, Kirchen, Wohnhäuser, zum Teil sogar mehrstöckige aber auch das klassische Domus für reichere Bürger, Tavernen und Geschäfte.
Von den Hafenanlagen findet man nicht mehr viel, wegen Verlandung liegt Ostia mittlerweile auch mehrere Kilometer südlich des Meeres, aber immer noch in der Nähe des Tiber. Inmitten der Ruinen findet man heute noch ein Museum, ein Restaurant und einen Buchladen. Wir wandern einmal quer durch die Überreste Ostias, mit ein wenig Fantasie und den teilweise vorhandenen Erklärungen kann man sich in etwa vorstellen, wie die Stadt ausgesehen haben mag. Wahrscheinlich des Denkmalschutzes wegen scheint man nicht zu versuchen, einzelne Gebäude wiederherzustellen oder zumindest anhand von Grafiken ihr ursprüngliches Aussehen zu rekonstruieren. Aufgrund der Breite der Straßen und den Ruinen kann man sich aber vorstellen, dass hier zur Blütezeit durchaus 50.000 Menschen gelebt haben können. Einzelne Gebäude sind außerdem so gut erhalten, dass man Teile der Innenausstattung noch sehen kann, so z.B. die Theke in einer Taverne oder auch die Sitzplätze in den öffentlichen Latrinen.
Im Museum sind diverse restaurierte Statuen ausgestellt, zahlreiche einzelne Bestandteile von Statuen und Ruinensteine findet man um das Museum herum drapiert. Nicht immer konnte man die antiken Kunstwerke vollständig zusammensetzen (insbesondere Nasen und Extremitäten sind meist verloren), andere Büsten z.B. aus Marmor sind beeindruckend gut erhalten.
Zum Mittag nehmen wir ein Getränk im Restaurant und natürlich machen wir auch eine kleine Runde durch den Shop. Wieder zeigt sich außerdem, dass die öffentlichen Toiletten in und um Rom häufig zu wünschen übrig lassen. Man sollte vor allem seinen eigenen Sitz mitbringen, ich weiß aber nicht, ob das auch für die Damen gilt.
Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg mit Zug, Bahn und Bus. Die Küste (oder den Strand) haben wir an diesem Tag nicht gesehen, dafür hätten wir, finden wir später heraus,
noch eine Haltestelle weiter fahren müssen. Nach fünf Tagen Rom wächst die Liste der Orte, die man bei einem zweiten Besuch noch sehen sollte, beständig an.
Abends geht’s wieder lecker essen, dieses mal in ein Etablissement mit dem vielleicht nicht so appetitlich klingenden Namen ANEMA e Cozze, einer kleinen Kette von Restaurants, die insbesondere Fisch und Meeresfrüchte anbieten. Das zweite heißt wohl Muscheln oder Miesmuscheln, ansonsten nehme ich gern Übersetzungsangebote an.
Die Bedienung ist wahnsinnig nett und ich darf den Wein, den ich bestelle, erstmalig stilecht kosten, bevor er eingegossen wird. Vornehm, vornehm. Ich nehme einen italienischen Salat mit Parmaschinken, weil der Hunger so groß nicht ist. Wegen reichlich Mozzarella und eben Schinken macht der auch gut satt, hinterher genehmigen wir uns alle einen Fenchellikör, der wahnsinnig gut schmeckt. Wer mir sagen kann, wo man den in Deutschland besorgt bekommt, kriegt ein Bienchen. Bislang habe ich das bei uns noch nicht im Spirituosenregal gefunden.
Und damit endet auch die Arbeitswoche in Rom, am Freitagabend beschließen wir noch morgen Abend in die Innenstadt zu fahren und ein paar Fotos von Rom am Abend/bei Nacht zu machen. Und am Tag darauf geht es leider schon wieder zurück.
Den letztenTeil gibt’s in Kürze, alle Fotos findet man auf Flickr.