In eins nun die Hände

In eins nun die HändeIm Großen wie im Kleinen, in den Hauptstädten wie in der Provinz, in den 30er Jahren wie im 21. Jahrhundert: Auf beeindruckende Weise haben Rechts- und Linksaktivisten bei der großen Mai-Demo im mitteldeutschen Städtchen Halle klargemacht, welche Grundwerte sie begeistert teilen. Bei allen ideologischen Differenzen im kleinteiligen Gewusel der politischen Tagesaufgaben besteht doch Einigkeit weit über den schwarzen Kapuzenpullover hinaus, den braune Protestanten wie rote Gegenprotestanten am liebsten zu Markte tragen. Auf die Sportsonnenbrille, den klassischen Adidas-Schuh "Gazelle" und die schwarzweiß-gewürfelte Bermuda-Kniehose können Naziskins und autonomer Widerstand sich leicht einigen, ebenso auf polierte Glatze und gepiercte Unterlippe.
Denn es muss martialisch sein, gruppenkompatibel, aber individualistisch. Der Nazi trägt Elvisbart zur Jack-Wolfskin-Überlebensjacke, der Linke Samurai-Zopf zum selben Edel-Flies. Mode ist Zeitgeist, nicht Weltanschauung, die textile Benutzeroberfläche der Ideologie soll Coolness ausstrahlen und zum Mitmachen beim großen Abenteuer Widerstand animieren. Deshalb siegen Basecap und Kapuzenjacke bei rot und bei braun, deshalb trägt Fidel Castro Adidas und der verfassungsfeindliche Schornsteinfegerführer Lutz Battke H&M.
In eins nun die HändeDie nonverbalen Absprachen aber gehen weiter, die beiden Huteisenenden der politischen Welt einigen sich inzwischen unausgesprochen nicht nur auf Marken, Farben und Frisuren, sondern auch auf eine gemeinsame Formsprache. Vor den Marschblöcken trugen junge Genossen wie junge Kameraden in Halle undurchsichtige Transparente, die in einem verzweifelten Akt kollektiver Originalitätssucht das Grundmotiv der japanischen Kriegsflagge (links) aus den Tagen des Kaiserreiches zitieren und auf rechte beziehungsweise linke Weise neu deuten.
Martialisch. Gruppenkompatibel. Individualistisch. Bei den Linken geht die schwarze Sonne vor rotem Himmel auf, eine Fahne weht rot, eine Fahne weht schwarz. Bei den Rechten ist der Himmel weiß, die Fahne aber schwarz. Auf einem Hügel, der vielleicht ein Feldherrenhügel ist, von dem aus man auf den Feind schauen kann, steht ein einsamer Hund, der wohl ein Wolf sein soll, und heult den Himmel an. "Tag der deutschen Zukunft", schreiben die Nazis darunter. "Immer und überall", setzen ihre Antipoden noch einen drauf.


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