In einfachen Worten: Warum Spaniens Staatsbankrott unausweichlich ist

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Allein im März sind die Immobilienpreise in Spanien um 11,5 Prozent zum Vorjahresmonat gefallen. Seit Ende 2007 damit um insgesamt fast 30 Prozent. Und immer noch liegt der Markt vollkommen brach, die vielen Makler, die sich über Jahrzehnte goldene Nasen verdient haben, verkaufen schlicht nichts, gar nichts. Nicht wenige von ihnen haben sich inzwischen auf andere Geschäftszweige verlegen müssen, um irgendwie ihren Lebensunterhalt zu sichern. Diese Situation wird sich auch mittelfristig nicht ändern können – und genau daran wird Spanien zugrunde gehen müssen, weil die Regierung die Risiken der Immobilienblase unverständlicherweise noch immer weit unterschätzt.

Die Madrider Regierung hat die Banken bisher gezwungen, ihre Rückstellungen um 54 auf insgesamt 165 Milliarden zu erhöhen, um die vielen faulen Kredite der Immobilienblase abzufedern. Ende vergangener Woche wurde offiziell geschätzt, man werde etwa weitere 15 Milliarden öffentlicher Gelder brauchen, um den Bankensektor endgültig aus der Gefahrenzone zu bringen. Das ist eine beinahe kriminelle Verharmlosung der Situation. Regierungschef Mariano Rajoy versucht mit allen Mitteln und mit Gewalt, den drohenden Bailout zu verhindern. Es wird alles nichts nützen, weil nicht geht, was nicht gehen kann.

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Die Makler verkaufen nichts – und nicht einmal die Banken schaffen es, ihre gesammelten Immobilienwerte auf den Markt zu werfen, weil jeder weiss, dass der Wertverfall weitergehen muss.

Nach Schätzungen des Brüsseler Centre for European Policy Studies müssten die Rückstellungen der Banken für kommende Kreditausfälle um mehr als 250 Milliarden Euro höher liegen als es derzeit der Fall ist – gemeint ist die Gesamtsumme aus öffentlichen Hilfen und dem, was die Banken selbst aufbringen können. Diese Monstersumme, die aus unserer Sicht in etwa stimmt, ist unter keiner Bedingung irgendwie zu stemmen, ohne dass Spanien interveniert wird wie vorher Griechenland, Irland oder Portugal. Mit den bisherigen 165 Milliarden können nicht einmal 50 Prozent der faulen Kredite abgesichert werden, während die Banken die Lage immer noch in unzulässiger Weise verharmlosen.

Die meisten Spanier kaufen keine Immobilien, weil sie kein Geld dafür haben und am Ende des Lohns immer mehr Monat übrig bleibt. Alle anderen und die Spanier, die das Geld dafür hätten, kaufen keine Immobilien, weil jedem klar ist, dass der Wert von Appartments, Häusern und Grundstücken noch viel tiefer sinken muss, mindestens um weitere 20 Prozent. Das “Vertrauen in den Markt” ist also auch im Immobiliensektor derzeit gleich Null. Sollte die spanische Regierung wirklich auf die aberwitzige Idee kommen, die Imobilienblase mit Steuergeldern nachhaltig zu bereinigen, würden die Staatsschulden sofort um knapp die Hälfte steigen.

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Währenddessen finden immer mehr Zwangsräumungen (desahucios) statt, gegen die sich die Menschen wehren. Wer seine Hypothek nicht mehr bezahlen kann, fliegt raus – nur damit die Banken noch ein faules Appartement mehr im Portfolio haben.

Rajoy kann sich das Drama also aussuchen - ein Drama ist eine fatale Situation mit zwei möglichen Auswegen: Beide führen geradewegs in den Tod. Entweder lässt er die Situation so laufen, ohne dass die Banken die nötigen Rückstellungen für das gesamte faule Kreditvolumen bilden, dann werden “die Märkte” (früher: “der Regengott”) kein “Vertrauen” fassen und Spanien immer weiter in die Abwärtsspirale treiben, denn schon jetzt kann das Land angesichts der turmhohen Risikoprämie die Zinsen der Staatsanleihen nicht mehr bezahlen. Oder der konservative Regierungschef entschliesst sich, den Steuerzahler zur Bereinigung der misslichen Lage heranzuziehen und zwingt Brüssel geradezu, Spaniens Wirtschaft endgültig für tot zu erklären.

Die brettharten Sparmassnahmen von Merkels Gnaden tun ihr Übriges, indem der private Konsum in Spanien jeden Tag mehr abgewürgt wird, die Arbeitslosenzahlen und Sozialkosten steigen und die Steuereinnahmen sinken. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Lage, was auch immer passieren mag. Es sei denn, Spanien tut das, was Griechenland längst hätte tun sollen: Den argentinischen Weg beschreiten, aus der gemeinsamen Währung aussteigen und den harten Neuanfang wagen, der mittelfristig wenigstens irgendeine Chance auf Besserung bieten kann. Danach können sich “die Märkte” dann auf Italien und/oder Frankreich, Holland, Belgien … konzentrieren, um ihr perfides Spiel weiter zu treiben – bis am Ende die Spar-Domina aus Deutschland die gesamte Rechnung für alles bezahlen wird, was sie mit unvergleichlicher Härte und Charakterstärke hauptverantwortlich angerichtet hat.


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