Wieder mal ist ein Jahr vergangen, auf das wir heute zurückblicken. Was hat dieses Jahr gebracht? Was hat sich verändert? Wurden die gesteckten Ziele erreicht? Ist die Situation besser oder schlechter geworden? Was muss im neuen Jahr angegangen werden und wie?
Auf der politischen Bühne hat sich eine ganze Menge Negatives ereignet: Die Entwicklungen in Syrien, in Libyen, in Afghanistan, den USA und vielen anderen Orts zeigen, wie viel Unrecht und Grausamkeit auf diesem Planeten geschieht. Aber auch in Europa erleben wir eine unsoziale Politik, die ihresgleichen sucht. Es sei hierbei nur an den ESM und weitere EU-Gesetze erinnert, die die Freiheit der Bürger immer weiter einschränken. Dem entgegen stehen neue Zwangsgebühren für angeblich investigativen Journalismus, Rüstungsverkäufe in Krisengebiete und Geheimdienste, die bei der NSU-Gruppierung erneut eine höchst zweifelhafte Rolle gespielt haben.
Aber es gab auch positive Entwicklungen, die in der Form nicht vorherzusehen waren. Die UN-Vollversammlung hat Palästina als eigenständigen Staat anerkannt, die Aufstände in Griechenland, Italien und weiteren Ländern zeigen, dass die Bevölkerung doch noch in der Lage ist, sich zur Wehr zu setzen. Auch die Massendemonstrationen gegen ACTA und die darauf folgende Rücknahme des Gesetzesentwurfes zeigten, welche Macht die Bürger tatsächlich haben, wenn sie ihre Stimme erheben. Und letztlich wurden die Pläne für einen Krieg gegen den Iran vorerst auf Eis gelegt, was in erster Linie für die Zivilisten, aber auch die Soldaten aller beteiligten Länder eine positive Nachricht ist.
Was gibt es zu diesem Blog zu sagen? Ich habe gelernt, dass es sinnvoller ist, sich auf die wichtigen Projekte zu fokussieren und nicht zu jedem Thema direkt einen Artikel zu verfassen. Klasse statt Masse – auch wenn das einige sicher anders sehen. Wichtig war mir vor allem, mit gutem Beispiel voran zu gehen, Verantwortung zu übernehmen und beispielsweise die ESM-Demonstrationen in Karlsruhe aktiv bei der Planung und Umsetzung zu unterstützen. Auch war es für mich bedeutsam, den Diskurs mit Menschen zu suchen, die eine deutlich andere Meinung vertreten als man selbst und ihnen respektvoll entgegenzutreten – auch wenn sie selbst das nicht unbedingt tun.
In vielen Punkten habe ich meine Meinung ändern müssen, weil ich erkannt habe, dass die Schlussfolgerungen, die ich gezogen habe – dass vielleicht auch die Herangehensweise, ein Thema zu beleuchten – falsch war. In vielen Punkten wurde ich dafür angefeindet, dies getan zu haben. Selten bekommt man Lob dafür, wenn man vorher mit der Herde gebrüllt hat und dann – und sei es nur in Teilgebieten und sei es noch so begründet – einen anderen Weg einschlägt.
Es hat zahllose Diskussionen auf diesem Blog, am Stammtisch, auf Demonstrationen, per E-Mail, auf der Facebookseite oder auf Skype gegeben. Keiner Diskussion bin ich aus dem Weg gegangen, ich habe immer meine Meinung vertreten und diese begründet. Die Konsequenz daraus war, dass konstruktive Gespräche entstanden sind, die auch sichtbaren Ertrag gebracht haben. Natürlich gab es auch größere Meinungsverschiedenheiten und sogar Anfeindungen. Viel entscheidender für mich sind aber die positiven Erfolge und vor allem das Zugeständnis, nach einer intensiven Diskussion auch die eigene Meinung hinterfragen und ändern zu können. All denjenigen, die dazu beigetragen haben, möchte ich hiermit meinen Dank aussprechen.
Was kommt 2013 auf uns zu? Die Verhältnisse werden nicht besser – die Angriffe auf unsere Freiheit, auf unsere Grundrechte, auf unsere Grundwerte werden stärker sein als je zuvor. Dem entgegen zu stehen ist die Pflicht jedes aufgeklärten Bürgers. Es braucht Menschen, die sich gegen Ungerechtigkeit zur Wehr setzen, die ihren Mund aufmachen, für ihre Meinung und ihre Ideale eintreten. Eine politische, eine gesellschaftliche, eine soziale Entwicklung wird es nur durch einen Diskurs geben und wir sind verpflichtet, diesen Diskurs zu führen, um Fehlentwicklungen aufzudecken und Alternativen aufzuzeigen.
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ – Immanuel Kant