In eigener Sache

oder: ich nehme mir ein bisschen von der Freiheit, die er stets so gellend inhaltsleer postuliert.

Heute ist was geschehen! Etwas Wichtiges! Für dieses Land! Und für die Leute Wichtiges, die gerne Polit-Boulevard verfolgen. Auch für mich? Er ist auch meiner? Dieser Mann? Ja, wahrscheinlich irgendwie - man hat ja keine Wahl. So wichtig und ich schweige dazu? Sicher. Ich habe dazu schon genug gesagt, geschrieben, getönt. Heute wurde nur abgestempelt, was schon lange als Antrag vorlag. Ich will dazu nichts mehr erklären - Ärger genug, dass ich nachmittags ein Fitzelchen davon mitbekam. Schauspielerinnen und antiquierte Fußballtrainer, die einst Hellas und nun Herthas trainieren und die ihr Stimmchen in dieser Chose erheben durften, reichen mir.

Man kann ohnehin dazu nichts sagen, denn wenn man es tut, dann hat man ihn, dessen Namen ich heute nicht schreiben will, nicht heute, da er wie die Erlösung durch die Studios tingelt - wenn man also etwas über ihn erzählt, dann heißt es gleich wieder, man habe ihn falsch verstanden, verstümmelt, gekürzt und überhaupt komme es einer Sauerei gleich, dass man nicht sein Compañero sein will, nur ein Kampagnero gegen ihn. Da spare ich mir die Worte an diesem Tag, da diese Person die Würde des Amtes wiederherstellen darf - Würde, die ein konjunktiver Seufzer ist: ach, würde so ein Amt nur gleiche haben! Würde meint hier auch: Welche schöne Freiheit würde es doch sein, wenn ich ein Buch mit sechzig Seiten im DIN-A-6-Format auf den Markt werfe, es auf fünfzig Seiten groß mit Buchstaben bedrucken lasse und dafür zehn Euro verlange! Journalisten, die hin und wieder längere Artikel liefern, verdienen weniger üppig. Seine Würde des Amtes scheint zu sein, das Würde, Hätte, Könnte abstellen und sich wucherische Inhaltslosigkeiten als Freiheit nehmen...

Was soll man denn zu einem sagen, der immer gerade dann falsch verstanden wird, wenn man ihn ganz richtig verstanden hat? Der Mann ist gar nicht zitierbar. Und ich will nichts darüber schreiben müssen, weil das agenda setting meint, den heutigen Sonntag verunstalten zu müssen mit diesem geschmacklosen Apostel, der die kapitalistische Gefangenschaft in einer marktkonformen Demokratie mit Freiheit verwechselt. Heute war etwas Wichtiges? Was denn? Charaktermaske durch Charaktermaske ersetzt? Freiheit!, so ruft er, wie Mitte der Neunziger Mel Gibson als William Wallace, als Braveheart, auf dem Schafott - bis er seinen Kopf verlor und diese Freiheit, so laut er sie auch rief, über die Bretter kugelte. Freiheit! Und die nehme ich mir heute und ich meide freiheitlich seinen Namen und das Gewusel um ihn und die Arschkriecher, die seinen Darm füllen und die pathetische Rhetorik, die er kotzt und alles was mit ihm und seiner Inthronisierung zu tun hat. Ich nehme mir die Freiheit, das Theater eines sich einheitlich gebenden Ein-Parteien-Mehrparteiensystems, nicht weiter zu beachten. Nicht heute - morgen ist auch noch ein Tag...


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