In eigener Sache

In eigener Sache

Den folgenden Text habe ich für die Rubrik „Ueber diesen Blog“ verfasst. Da er dort eher untergeht, stelle ich ihn nun, da er fertig ist, auch auf der Hauptseite ein. Ich versuche darin, meine Position im Bloggerdschungel zu deklarieren…

Einmal mehr habe ich mein Blog-Konzept etwas geändert: Die Beiträge erscheinen in lockerer Folge. Zudem habe ich vor längerer Zeit das Konzept geöffnet: Es werden nicht mehr nur Stummfilme besprochen, wie dies der Blogtitel impliziert, sondern generell Filme von 1910 bis heute. Dabei liegt mein Interessenschwerpunkt auf dem englischsprachigen Filmschaffen, zuvorderst steht das vom Feuilleton ach so verpönte amerikanische Kino.

Mit meinen Texten versuche ich, gegen die einseitige Sicht von Links anzuschreiben. Jahrzehntelang wurde uns die Sicht der fast ausschliesslich linkslastigen Filmkritik unterbreitet. Auch heute noch sagen uns vor allem die Linken, welche Filme wertvoll seien und welche nicht; dabei standen und stehen allzu oft deren politischen oder gar ideologischen Kriterien im Vordergrund. Der ganze Kanon der „grossen und wertvollen Filmwerke“ geht auf eine zumeist linke Rezeption ab 1968 zurück.
Das ergibt folglich für Leute, die nicht links denken, ein schiefes Bild der Filmgeschichte. Nur schon das noch heute gültige, in seiner Undifferenziertheit und Pauschalität nichtssagende Verdikt, das amerikanische Kino sei „imperialistisch“ und deshalb abzulehnen, hat rein gar nichts mit der handwerklichen Qualität von dessen Erzeugnissen zu tun. Leider ist diese gerade im US-Film überdurchschnittlich hoch, höher als im europäischen Film, der sich bis heute vor allem anderen um (politisch) wertvolle Botschaften be-müht, um bei der Kritik punkten zu können; der handwerkliche Aspekt wird von den europäischen Filmschulen sichtlich vernachlässigt.

Das Publikum, zu dem ich mich auch zähle und das von der linken Kritik gern für dumm erklärt wird, tendiert klar zum US-Kino – das geht jeweils klar aus den wöchentlichen Kinoeintritts-Statistiken hervor. Wir Dummen lassen uns halt gerne Geschichten erzählen, und das können die Amis hervorragend. „If you got a message, send it by Western Union“ – diese im US-Kino etablierte Haltung sagt alles über den Unterschied zum europäischen Film.
An der sozialen Ungerechtigkeit im Liverpool der Sechzigerjahre interessiert mich heute höchstens der historische Aspekt; über diverse Ungerechtigkeiten in der Welt bin ich durchaus im Bilde; um mich als engagierten Zeitgenossen zu präsentieren oder um mich meines Engagements zu versichern, muss ich mich nicht in ein Kino setzen und mich im Wir-Gefühl des Gutmenschentums baden. Das Kino ist für mich kein Ort der Selbstbestätigung, sondern des Staunens, der unbegrenzten Möglichkeiten und Geschichten.

Trotzdem wird es auf diesem Blog selten zu Neubeurteilungen von arrivierten Filmklassikern kommen. Ich finde zwar, der Status vieler hochgelobter Filme müsste im Sinne einer Neubeurteilung hinterfragt werden, während in Vergessenheit geratene Werke wieder aus der politisch motivierten Versenkung gehoben und neu bewertet werden sollten. Doch ich habe mich in der Vergangenheit durch zu viele „grosse Werke des internationalen Films“ hindurchgequält, als dass ich nun, in meiner Freizeit, weiter Lust dazu fände.
Weil ich aber den amerikanischen Film nicht imperialistisch und verlogen finde, sondern im Gegenteil in meinem ganzen Leben und bis heute darin mehr Perlen entdecken konnte als im europäischen Filmschaffen, wird er hier bevorzugt behandelt. Er wurde von der offiziellen Kritik lange genug ideologisch abgestraft, zu Unrecht missachtet und verlacht.

Obwohl ich früher als Filmkritiker tätig war, schreibe ich meine Rezensionen nicht für ein Fachpublikum, wie viele Kollegen dies tun. Fast immer habe ich beim Lesen von Filmkritiken das Gefühl, diese seien für andere Filmkritiker oder für Filmhistoriker geschrieben worden. Ich möchte mit meinen Texten den „Otto Normalfilmegucker“ ansprechen, freilich nicht ohne auf filmhistorische und filmtechnische Aspekte aufmerksam zu machen.

Gute Unterhaltung nun also beim Lesen und Stöbern.
Rückmeldungen sind natürlich sehr erwünscht…!

Advertisements

wallpaper-1019588
Digitalnomaden an der Algarve – wie Handelsroboter und Kryptowährungen durch Automation große Effizienzsteigerung generieren
wallpaper-1019588
altraverse stellt Shojo-Titel für Herbst 2024 vor
wallpaper-1019588
Ninja to Koroshiya no Futarigurashi: Manga erhält eine Anime-Adaption
wallpaper-1019588
[Manga] H.P. Lovecrafts Der leuchtende Trapezoeder