In der Wurzel ungerecht

Es ist so öde, so traurig, so unerträglich, immer und immer wieder das Gleiche zu schreiben, aber es nun mal, wie es ist: Die „erfolgreichste Regierung seit der Wiedervereinigung“ hat dafür gesorgt, dass sowohl Armut als auch Reichtum in unserem schönen Lande immer weiter zunehmen. Nur dass die Armut gerechter verteilt wird als der Reichtum. Während inzwischen auch gut ausgebildete Fachkräfte, die eine Vollzeitstelle haben, die Chance bekommen, ihr Leben lang arm zu bleiben, weil die Löhne niedrig sind, während die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen, bleibt der Reichtum denen vorbehalten, die entweder das Glück hatten, schon reiche Eltern zu haben oder deren spezielle Qualifikation aus irgendwelchen Gründen dermaßen angesagt ist, dass man ihnen noch immer vernünftige Gehälter für ihre Arbeit zahlt. Schließlich gibt es durchaus noch eine ganze Reihe Menschen, die gut verdienen.

Andererseits werden überall gerade die Jobs abgebaut, in denen man bisher noch halbwegs vernünftig verdienen konnte. Egal, wo man hinschaut, in der Verwaltung, in den Betrieben, im Gesundheitswesen, in der Bildung – überall werden Stellen gestrichen oder einfach nicht mehr besetzt und die verbleibenden Arbeitskräfte müssen die Arbeit der eingesparten Kollegen halt zusätzlich erledigen. Und so kommt es, dass es auch auf stark frequentierten Unfallstationen in Berliner Kliniken in manchen Schichten gerade noch einen Assistenzarzt und eine einzige professionelle Pflegekraft gibt oder dass Schüler ihren Abschluss nicht machen können, weil der Mathe-Unterricht ein halbes Jahr lang ausgefallen ist. Oder dass mutmaßliche Mörder freigelassen werden müssen, weil ihre Fälle in der vorgeschriebenen Zeit nicht verhandelt werden können. Dagegen scheint es schon vergleichsweise harmlos, dass die Post heutzutage wieder länger braucht als in der Postkutschenzeit oder Service-Hotlines als Standard-Ansage haben, dass man mit einer längeren Wartezeit rechnen müsse, weil zu jeder Tages- und Nachtzeit “gerade ungewöhnlich viele Anfragen eingehen”, was nichts anderes bedeutet, als dass überhaupt jemand anruft. Und weil diese Welt so idiotisch ist, wie sie nun einmal ist, wird überall weiterhin an Personal gespart, auch wenn gleichzeitig zu sehen ist, dass der Mangel an Personal am Ende eben auch Kosten verursacht.

Trotzdem gibt es laut dem Datenreport 2013 des Statistischen Bundesamtes in Deutschland so viele Erwerbstätige wie nie zuvor – aber das heißt ja nur, dass es heutzutage schlicht immer weniger möglich ist, mehr als einen Menschen von einem Gehalt zu unterhalten. Denn gleichzeitig gibt es auch immer mehr Erwerbstätige, die nicht einmal so viel verdienen, dass sie nicht bis zum schäbigen Grundsicherungssatz aufstocken müssten. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden hat im gleichen Zeitraum dagegen nicht signifikant zugenommen. Insofern kann man also konstatieren, dass die anfallende Arbeit offenbar immer gerechter auf immer mehr Menschen verteilt wird – nicht aber der Wohlstand, der durch die Arbeit geschaffen wird. Hier gewinnen immer die, die ohnehin schon mehr als genug haben.

Sogar der neue Papst hat in seiner ersten programmatischen Schrift Evangelii Gaudium festgestellt, dass der Kapitalismus „in der Wurzel ungerecht“ sei und töte, weil hier nun das Gesetz des Stärkeren gelte. Der Mensch sei nur noch als Konsument gefragt und wer das nicht leisten könne, werde nicht nur ausgebeutet, sondern ausgeschlossen und auf den Müll geworfen. So schreibt die bekannte Kirchenzeitung Handelsblatt heute auf der Titelseite.

Nun bin ich bekanntlich kein Fan der römisch-katholischen Glaubensspelunke und auch anderen Religionen gegenüber reichlich kritisch. Aber mit seinem Blick auf das herrschende Wirtschaftssystem hat Franziskus ja mal recht. Allerdings sehe ich nicht, was die Kirche da konkret besser machen will – mit glauben und beten ist das System jedenfalls nicht zu ändern. Im Gegenteil, das Opium fürs Volk hat bisher noch immer für die Herrschenden gewirkt.



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