In der Kinderhölle

In der KinderhölleLang ersehnt und nun endlich gesehen: die Thrillerverfilmung von “Das Kind” von Sebastian Fitzek durch den Regisseur Zsolt Bács. Das Buch habe ich noch nicht gelesen (einer der wenigen “Fitzeks” die ich noch nicht kannte), dennoch hat es mich gestern in das Capitol in Marburg verschlagen, um dort nach einer kurzen Autogrammstunde den Film sehen zu können. Ein interessanter Film, der jedoch auch einige Mäkel vorweist.

 

Simon ist 10 Jahre alt und hat Krebs. Er behauptet  nach einer Rückführungsséance vor 15 Jahren zwei Morde begangen zu haben, und nun der reinkarnierte Mörder zu sein. Robert Stern, so etwas wie ein Staranwalt, kann dem Jungen nicht glauben, bis er selbst die Leichen der Männer sieht, die Simon angeblich umgebracht haben will, und gerät durch einige Missgeschicke und unbedachtes Handeln selbst in das Auge der Polizisten, die nun ermitteln. Die Geschichte die Simon erzählt wirkt anfangs einfach nur abgehoben, doch gleichzeitig schenkt man dem Jungen immer mehr Glauben. Robert Stern selbst wird jedoch von einem unbekannten erpresst – wenn er den eigentlichen Mörder findet bleibt das Leben seiner Exfrau verschont und er bekommt die Gelegenheit seinen totgeglaubten Sohn wieder zu finden.
Nach und nach wird aus einer abgedrehten und wirren Rahmenhandlung eine Geschichte die es wirklich in sich hat, von Pädophilen und Kindeshandel ist die Rede, doch gleichzeitig soll es noch einen weiteren Mord geben, durchgeführt durch Simon. Der Film ist spannend wie auch vollkommen abstoßend – wer Thriller mag kommt auf seine Kosten, denn der Täter ist eine Person, von der man es wirklich nicht erwartet hat, genauso wenig wie der Boss des Pädophilenrings “Die Brücke”.

Dadurch, dass es sich bei “Das Kind” um eine englischsprachige Produktion handelt, wurde für das deutsche Kino natürlich nachsynchronisiert und übersetzt – mehr schlecht als recht. Neben vielen komisch anmutenden Dialogen scheinen die Synchronstimmen der Schauspieler einfach unpassend, vor allem die des Protagonisten Stern. Es stellt sich trotz wirklich guten Filmtechniken eine Art Low-Budget-Effekt ein. Besonders die Kameraführung mit ungewohnten Perspektiven liefert jedoch genauso wie das Gesamtbild im Film ein ansprechendes Szenario, in dem viel mit transparenten Ebenen, Schattensilhoutten und Farbfiltern sowie Unschärfefiltern gearbeitet wurde. Wer sich nun fragt, ob es in diesem Film denn auch bekannte deutsche Schauspieler gab, wird sich freuen – unter anderem haben sich Ben Becker, welcher Robert Sterns Freund Andreas Borchert charakterisiert, und Dieter Hallervorden in der Rolle eines beinahe schon verrückten Päderisten, die Ehre gegeben in diesem Film mitzuspielen. Beide  legen eine sehr gute schauspielerische Leistung an den Tag, ebenso wie der Jungschauspieler Christian Traeumer, der hier in seinem ersten Film mitwirkte.

Zu sagen bleibt mit auf jeden Fall, dass “Das Kind” mit Sicherheit eine sehenswerte Buchverfilmung ist, die man sich auch ansehen kann, wenn man den eigentlichen Psychothriller des Autors Sebastian Fitzek nicht gelesen hat. Das macht den Film mit Sicherheit auch nochmal eine Nummer spannender und vor allem gegen Ende hin deutlich überraschender. Es handelt sich sicherlich nicht um “großes deutsch-englisches Kino”, aber das will dieser Film auch gar nicht sein. Trotzdem ist der Film nichts für schwache Nerven und sollte dann eher mit Vorsicht genossen werden. Kinostart ist Donnerstag der 18. Oktober 2012.


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