Ladies & Gentlemen,
Seit am 20. April die BP-Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" explodiert und zwei Tage später gesunken war, strömen pausenlos bis zu 60.000 Barrel Öl (1 Barrel = 159 Liter) aus dem Bohrloch in 1500 Metern Tiefe. Diese täglich austretenden ca. 10 Millionen Liter Öl verseuchen das Meer und die angrenzenden Küsten und riefen eine nationale Katastrophe bisher unbekannten Ausmaßes hervor. Die nahende Hurrican-Saison könnte diese Ölpest-Katastrophe im Golf von Mexico weiter verschlimmern.
Alle Versuche seitens des BP-Konzerns das Bohrloch zu verschließen, brachten bisher keinen Erfolg. Seit Anfang Mai wird bereits an einer Entlastungsbohrung gearbeitet. Ob und in welchem Umfang diese erfolgreich sein wird, kann nicht zuverlässig vorhergesagt werden.
Das wahre Ausmaß der Katastrophe war von BP bisher stets kleingeredet worden. So war statt von 10 Millionen l wochenlang von einer täglichen Ölverseuchung des Meerwassers von etwa 800.000 l gesprochen worden. Die Nachrichtensprecherin der ARD hatte sogar mit besorgter Miene davon gesprochen, dass 700 l (ich habe es selbst kopfschüttelnd vernommen) täglich aus dem Bohrloch austreten würden. - Gemeint hatte sie wohl 700.000 Liter.
Der BP-Konzern verpflichtete sich für sämtliche Kosten aus der Katastrophe aufzukommen. Ein unabhängig verwalteter Fonds soll geschaffen werden, aus dem die Ansprüche gedeckt werden können. Eine Dividende soll in diesem Jahr an die Aktionäre von BP nicht ausgezahlt werden.
Um die betroffenen Küsten von der Ölpest zu säubern, entsandte Präsident Obama rund 17.000 Nationalgardisten. Diese sollen vor Ort außerdem neue Helfer schulen und behilflich sein bei der Antragstellung auf Entschädigungszahlungen für Hotels und die Fischerei. Die gesamte ökologische Wiederherstellung der Golfküste soll vom ehemaligen Gouverneur von Mississippi, Ray Mabus, koordiniert werden.
Obama hatte in einer Ansprache an das Volk als Konsequenz aus der Ölpest im Golf von Mexiko ein Umdenken in der Energiepolitik gefordert. Es wurde die Nutzung sauberer Energien von ihm zur Chefsache und zur "nationalen Mission" erklärt. Zur Erinnerung: Bisher hatte noch jeder Amerikanische Präsident die Unabhängigkeit der USA vom Öl gefordert. Dies waren aber jeweils unverbindliche Lippenbekenntnisse in Sonntagsreden geblieben. - Leider musste erst eine derartige Katastrophe geschehen, um möglicherweise ein nachhaltiges Umdenken hervorzurufen.
Inzwischen empörten sich Küstenbewohner über Berichte, nach denen Obama und Vizepräsident Joe Biden sich am Samstag in Washington bei einer Runde Golf vergnügt haben sollen. Deren Verhalten wurde mit dem von BP-Vorstandschef Tony Hayward verglichen, der sich am Samstag bei einem exklusiven Jacht-Rennen auf der Isle of Wight (UK) entspannte.
Mit jedem Tag, an dem das Öl weiter ins Meer sprudelt, wird dem Amerikanischen Volk die Ohnmacht Obamas in der Angelegenheit „Ölpest“ vor Augen geführt. Ihm wird nach wie vor Schlafmützigkeit und Versagen vorgeworfen. US-Präsident Barack Obama rutscht immer tiefer in die Image-Falle, aus der ein rasches Entrinnen zur Zeit kaum möglich erscheint. --- Peter Broell