In der Buchhandlung

Von Xeniana

Fast hätte ich vergessen, wie sie sich Leben ohne Auto anfühlt. Morgens verkündete mir die nette Stimme des Buchhändlers am Telefon: mein Buch sei angekommen. “Mit sozialistischem Grusz”  von Dirk Lauer erweckte meine Neugierde durch Heimatbezug. In Bitterfeld wurde mir als Kind die Luft oft recht knapp.  Ich habe einen Stapel ungelesener Bücher am Bett, einen kranken Gatten, ein unaufgeräumtes Haus, drei Kinder, einen Hund, einen Kater. Es ist völliger Unsinn, das Buch jetzt haben zu müssen.

Anna und ich nehmen die Räder. Es liegt eigen 45 Minuten Fahrzeit vor uns. Es ist der erste Frühlingstag des Jahres. Meine große Tochter erzählt und genießt mit mir allein unterwegs zu sein. In der Buchhandlung besieht Anna andächtig die Bücher. Die Stimmung ist so ruhig. Sie hebt uns augenblicklich aus dem Alltäglichen heraus. Anna ist zum ersten Mal hier. ” Der Garten über dem Meer von Merce`Rodoreda muss auch mit. Meine große Tochter seufzt. ” Mama, du hast zwei Regale voller Bücher-einige noch nicht mal gelesen, muss es da schon wieder ein neues Buch sein?” Der Buchhändler verwickelt sie in ein Gespräch. Sie ist besänftigt. Ein Rest Ärgerlichkeit platzt noch aus ihr heraus, als wir die Fahrradschlösser lösen. “Weißt du Mama, ich kann mir nie Bücher kaufen, weil du immer schon das ganze Geld für Bücher ausgegeben hast.” Es trifft mich, aber:

das stimmt nicht! Ich habe nie zu einem Buch nein gesagt-noch nie! “Hast du ein Buch, dass du lesen möchtest?” Sie überlegt, nennt dann “Eragon” .

” Hier müssen wir das Buch wahrscheinlich vorbestellen. Möchtest du das Buch trotzdem hier kaufen oder wollen wir es sofort  ( in der Buchhandlungskette) kaufen?”

” Lieber hier, sagt Anna, hier ist es so besonders.”  Wir betreten die Buchhandlung noch einmal. Während Anna das Buch bestellt entdecke ich ” Die Andere Bibliothek”.  Anna und ich fahren zurück. Nicht nur unser äußeres Tempo ist langsamer. ” Die Buchhandlung- hat irgendwas von dem Film, den wir letztens gesehen haben.  Weißt du noch? Die Typies die sich nachts getroffen haben um Bücher zu lesen. Und mit diesem Lehrertypie der die Schüler dazu gebracht hat gern zu lesen.”

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