In Berlin-Adlershof wird Kälte, Wärme und regenerativer Strom vernetzt

Von Energystar @energynet

Vernetztes Denken und vernetzte Planung wird in der Energieversorgung immer wichtiger. Eine einzelne Betrachtung von Strom, Wärme und Kälte für jedes einzelne Objekt macht immer weniger Sinn. Dazu gehört die Nutzung von Abwärme aus dem Betrieb von nebenan. Aber auch die gemeinsame Wärme- und Kälteerzeugung, die im Verbund effektiver sein kann. Auch die Nutzung von Stromüberschüssen der jeweils anderen aus Wind- und Sonnenenergie in einem gemeinsamen Speicher sind eine denkbare Option.

Verbundprojekt mit vernetzten Energieflüssen in Adlershof

Zentrum für Photonik und Optische Technologien in Berlin-Adlershof, Foto: WISTA-MANAGEMENT GMBH – www.adlershof.de

Wo dies bereits umgesetzt wird, ist das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Verbundprojekt in Berlin-Adlershof. Dort arbeiten TU und HTW Berlin, Siemens AG und weitere Partner daran, durch vernetzte Energieflüsse, die Nutzung von Abwärme und von kühlem Grundwasser den wachsenden Energiebedarf des Technologie- und Forschungsparks Adlershof zu ändern.

Das Potenzial ist riesig: der Strombedarf in Adlershof lag schon 2010 bei 132 Gigawattstunden (GWh), wovon ein Zehntel in die Kälteerzeugung floss. Zugleich gibt es jede Menge ungenutzte Abwärme, sind Solar- und Windstromerzeuger in der Region auf der Suche nach Speichermöglichkeiten.

Abwärme eines Technologiezentrums wird künftig Wäsche trocknen

Erster Knotenpunkt für die energetische Vernetzung soll das Zentrum für Photonik und Optik (ZPO) sein. Dort sind bereits ein Kältenetz und ein Kältespeicher installiert. Zuerst soll der derzeit außer Betrieb gesetzte Kältespeicher im ZPO reaktiviert werden. Zudem ist geplant, das ZPO mit einer benachbarten Großwäscherei zu vernetzen und zwei Grundwasserbrunnen zu bohren.

Alle drei Maßnahmen greifen ineinander. Vorkühlung mit Grundwasser soll gerade im Sommer den Bedarf an maschineller Kühlung senken. Der Kältespeicher ist wichtig, um Wind- und Solarstrom puffern zu können, wenn er gerade im Überfluss erzeugt wird. Die entstehende Abwärme soll für eine Wäscherei genutzt werden. Diese soll über ein sogenanntes Solenetz mit dem ZPO verbunden werden. Hygroskopische Sole – eine feuchtigkeitsaufnehmende Salzlösung – kann Wärme nahezu verlustfrei speichern. Ist sie hoch konzentriert, entzieht sie der Luft Wasser und setzt dabei Wärme frei. Dieser Effekt soll in der Wäscherei zur Trocknung der Wäsche genutzt werden.

Auch Abwärme, die bei anderen Klimaanlagen, Großgeräten und Produktionsprozessen in Adlershof anfällt, ließe sich über so ein Solenetz nutzen. In künftigen Schritten ist eine Kombination mit Gewächshaus-Fassaden denkbar. Die Sole könnte deren feuchter Luft Wasser entziehen, dabei Wärme freisetzen und dann dezentral mit Abwärme regeneriert werden.

Bis 2017 läuft der Planungsprozess des mit insgesamt 3,6 Mio. Euro geförderten Projektes. Anschließend soll das entwickelte Energiemanagement realisiert werden.

Gibt es weitere solcher Projekte?

Über den Standort Berlin-Adlershof

Ende 2014 waren in der Wissenschaftsstadt Adlershof mehr als 1.000 Unternehmen, zehn außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und sechs mathematisch-naturwissenschaftliche Institute der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt. Über 16.000 Mitarbeiter und 6.500 Studenten sind hier tätig. Technologieschwerpunkte sind IT und Medien, Photonik und Optik, Photovoltaik, Mikrosysteme und Materialien, Biotechnologie und Umwelt.

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Über Andreas Kühl

Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.

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