In-App Käufe für iPhone und iPad: Warum das neue Geschäftmodell so beliebt ist und es trotzdem keiner mag

Erstellt am 2. April 2013 von Appspy

“Möchten Sie ein(e/en) Bündel Scheine für 0,89€ kaufen?” – Diesen Satz, ob in einem Spiel, einer TV- oder Musik App, sehen iOS Nutzer immer häufiger, wenn Sie im App Store eine Anwendung geladen haben und diese um beliebige Funktionen erweitern wollen. So genannte “In-App Käufe”, die Apple erstmals in iOS 3.0 integrierte, fanden in den letzten Jahren bei Entwicklern immer größere Beliebtheit. Fast 71% der gesamten Umsätze im App Store kommen mittlerweile von In-App Käufen. Nur noch 24% werden über “Kauf”-Apps ohne In-App Käufe eingenommen.

Nur noch rund 24% der Umsätze im App Store stammen aus kostenpflichtigen Apps.
© appleinsider.com

Der Grund für das Umstellen auf reine “Freemium” Titel hat vielerlei Gründe. Zum einen wird von Seiten der Entwickler oft begründet, dass kostenlose Apps (selbstverständlich!) mehr Downloads erzielen und den (Käufern) eine Möglichkeit geben die Anwendung zu testen, um den eigenen Nutzen herausfinden zu können. Zum anderen können Entwickler mit dem Schalten von In-App Käufen weitaus mehr verdienen, als mit einer einmalig kostenpflichtigen App. Die Preise für die Erweiterungen liegen dabei in unterschiedlichsten Dimensionen: Sie variieren zwischen 0,89€ und knapp 90€. Wenn zum Beispiel in einem Spiel, welches kostenlos mit In-App Käufen angeboten wird, ein neues Item oder eine bestimmte Fähigkeit durch einen zusätzlichen Kauf erworben und nur dadurch ein bestimmtes Ziel erreicht werden kann, erzielt der Entwickler, indem der Nutzer eine Erweiterung kauft, oft mehr Gewinn als mit einem Vollpreistitel, da Nutzer häufiger zu solchen “Boosts” greifen.

In-App Käufe standen seit der Einführung häufig in Kritik. Nicht nur durch Käufe mit Beträgen im vierstelligen Bereich, die durch  Kinder von Smartphone-Besitzern getätigt wurden, sondern auch wegen der vernachlässigten Entwicklung des eigentlichen Produkts. Vor allem Spiele sind dadurch in letzter Zeit sehr oft betroffen gewesen. Ein bekanntes Beispiel ist Gameloft, die mit ihrer Umstellung häufig bei Fans verschiedener Spielreihen Furore ausgelöst haben. Vollpreistitel wurden langsam durch Versionen mit In-App Käufen ersetzt, ehemalige Top-Titel wurden eingestellt und aus dem App Store entfernt und mittlerweile werden nur noch Freemium Titel veröffentlicht, die auf einen möglichst hohen Umsatz in kurzer Zeit setzten. Verschaffen diese In-App Käufe auch noch Vorteile gegenüber anderen Spielern, die diese nicht nutzen, so verliert man schnell die Lust am Spielen. Zudem nimmt die Qualität der Spiele deutlich ab. Ein weiteres Beispiel ist Real Racing 3, welches überwiegend schlechte Kritiken auf Grund der In-App Käufe erhalten hat. Eine fortschrittliche Engine und Grafik ist zwar schön, aber nicht wenn man alle 10 Minuten in die Werkstatt muss und erst nach Stunden wieder spielen kann.

In-App Käufe sind oft nicht nur nervig, sondern schränken auch den Spielspaß ein.

Andere Beispiele hingegen zeigen, dass In-App Käufe auch “sinnvoll” eingesetzt werden können. Diese Apps, die bestimmte Dienstleitungen wie Abos, Zeitschriftendownloads oder Erweiterungen anbieten, welche nur für eine bestimmte Zielgruppe nützlich sind, bieten dann bestimmte Angebote zwar auch nur gegen ein Entgelt, schränken aber (häufig) nicht den normalen Gebrauch ein. Ob und wann ein In-App Kauf jedoch als “sinnvoll” bezeichnet werden kann, ist (trotzdem) nicht genau zu definieren, da jede App unterschiedlich ist und man immer verschiedene Faktoren betrachten muss.

Alles in allem nimmt die Anzahl der Apps, die auf In-App Käufe setzten also drastisch zu. Die Nutzer hingegen werden gleichzeitig immer unzufriedener, besonders wenn ursprüngliche Bezahl-Apps zum Freemium Modell übergehen oder der Spielspaß und/oder Nutzen durch In-App Käufe beeinträchtigt wird. Letztendlich kann man das Modell aber nicht gänzlich ablehnen und als schlecht,benutzerunfreundlich oder grob als Abzocke bezeichnen, denn dann wäre es schon längst aus dem App Store verschwunden.