In aller Kürze: "Planet der Affen: Prevolution" [USA 2011]


Erfreulich in einem Metier, das von ebenso neunmalklugen Kreuzrittern wie dollarorientierten Verfechtern des Popcorns drangsaliert wird: Mit "Planet der Affen: Prevolution" kehrt der bislang überraschend wahrhaftigste aller Blockbuster zum Tagesgeschäft zurück, als Jahrmarktattraktion, um den Besucher in schwindelerregenden Höhen mitzureißen und ihm Gefühle der Atemlosigkeit zu entlocken. Die Essenz des trickreichen Filmemachens wurde ermüdend oft auf übersättigte, klinisch kalte Krawallorgien heruntergebrochen, kein Mitreißen, kein Gefühl, kein Herz. Früher war eben alles besser, auch die Filmlandschaft, auch der amerikanische Mainstream. Schön zu sehen, dass hin und wieder erfrischende Ausnahmen existieren, schön zu erleben, dass es sie noch gibt, schön dieses Gefühl erquicklicher Nostalgie. Denn: "Planet der Affen: Prevolution" hat nicht nur eine Geschichte zu erzählen, das haben die anderen Kollegen aus dem Gruselkabinett des verlotterten Blockbusters nämlich auch. "Planet der Affen: Prevolution" missbraucht seine Geschichte nicht als Alibi, um Schauwerte bis zur alarmierenden Redundanz auszuschlachten, sondern textualisiert einerseits die Melange aus Kulturpessimismus und Zukunftssatire des 68er Originals mit augenzwinkernder Raffinesse, und erzählt andererseits mit politisch-ironischer Ambition von den evolutionären Gefahren menschlicher Arroganz gegenüber ihren minderwertigen Haustieren im neuen Jahrtausend, die sich wie in Stanley Kubricks "Spartacus", entgegen makelloser Superhelden in geleckten Abenteuern, schließlich zu ehemals unterdrückten Pionieren der Freiheit und der (Tier-)Würde erheben, sowie einem klassischen Heist nachempfunden Gefängnisausbruch improvisieren. Die Gags sitzen, die Sympathien sind klar verteilt, Rupert Wyatt nimmt sich Zeit für subtile Momente leiser Gefühlsausbrüche, die von Wärme getragen werden. Und am Ende gönnt man es sogar den Affen, den doofen Menschen verdientermaßen das Handwerk zu legen. Wyatts Film ist weder besonders intelligente Dystopie noch ein bahnbrechender Genrefilm, aber er entwickelt herzzerreißende Zwischenmomente, die kleinen, auf die sonst niemand setzt, und auf die es ankommt auf dem Jahrmarkt der Attraktion. "Planet der Affen: Prevolution" ist nicht zuletzt ein überzeugendes Drama, ein authentisches Familiendrama. Getragen ebenfalls von audiovisueller Brillanz – Andy Serkis visualisiert jedes einzelne Härchen (Julius) Caesars in Motion Capture, die Actionsequenzen sind gewaltig, voller Pathos, voller Anspannung, voller Energie, voller Wucht, endlich wieder getimt bis zum Anschlag, mit Idee dahinter, die Kamerafahrten verschlungen, die Montagen der in einer einzigen Einstellung gezeigten Entwicklungsstadien des Affen durchaus aufregend. Da ist es wohl leicht zu verzeihen, dass die Technikwunderwaffe Medizin zu oft zu aufgesetzte Wunder vollbringt, ein paar Klischees zu viel Klischee sind und es Freida Pinto als obligatorisch weiblicher Sidekick in einem veritablen Cast gefälliger Abziehbildchen wohl am ehesten gar nicht gebraucht hätte. Macht nichts: Rundum affengeiles Entertainment, diesmal dann doch. Der letzte Flug zur noch in Gänze vorhandenen Freiheitsstatue geht in Kürze…

7/10

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