Auf Filmfestivals gefeiertes Indie-Debüt der Regisseurin Courtney Hunt, wo frostige Eislandschaften das symbolische Äquivalent zum unterkühlten Gemütszustand der Akteure beschwören. Hunt illustriert eine einfühlsame, musikalisch sehr effektiv begleitete Verlierer- und Armutsgeschichte im Land der unbegrenzten Tristesse, ohne mit übertriebenen Gesten in schmalzigen Gefühlsdusel abzudriften. Bei ihr reicht eine einzige Träne der stark spielenden Melissa Leo, um von monetären zu moralischen Schieflagen entfliehen zu wollen oder gar entfliehen zu müssen. Während ihr Sohn (Charlie McDermott) seiner Mutter stets ironisch den Spiegel vorhält. Die Schnitzer einer ersten Regiearbeit kann der Film allerdings nicht vollständig verschleiern, wenn Schnitt, Nachtszenen und Digicam mancherorts keine harmonische Linie finden wollen. Auch der überambitionierte Wille Hunts, zahlreiche heikle Themenbereiche miteinander zu verkitten (Spielsucht, Finanznot, Menschenschmuggel, kulturelle Unterschiede von Indianern und Weißen im Kinderaufziehen) scheitert am oberflächlichen Entlangkratzen denn Tiefergraben. Zu guter Letzt verrät sich der authentisch-ehrliche "Frozen River" sogar selbst, in dem ausgenudelte "Wir-lieben-uns-doch-alle"-Lösungen und leicht zu durchschauende Wendungen wie auf dem Silbertablett serviert werden.
5/10