In – A Graphic Novel

Auf 272 Seiten präsentiert Will McPhail (Story und Illustration) eine emotionale, tiefgreifende Geschichte. Ich nehme es gleich mal vorweg, In – A Graphic Novel wirkt noch lange nach dem Lesen nach.

In - A Graphic Novel CoverIn - A Graphic Novel Cover © Copyright Mariner Books & Will McPhail

Plot

Die Handlung dreht sich um Nick, einen jungen Zeichner und Illustrator. Nick bzw. sein Verhalten zu anderen ist eher speziell. 

Konversation? Kann er nicht. Als zu Hause arbeitender Künstler streift er tagsüber durch die Cafés der Stadt. Abends erkundet er die Bars. Immer auf der Suche nach etwas, das ihn anspricht. 

Ihm ist nicht bewusst, was er eigentlich sucht, aber er sucht.

Eines Abends lernt er Wren kennen. Durch ihre spontane Art und ihren speziellen Humor blüht Nick förmlich auf. Beide triefen nur so von Ironie und Sarkasmus. 

Schließlich wagt er sich, neue Wege im Umgang mit seinen Mitmenschen auszuprobieren.

Dabei entstehen skurrile Situationen und Gesprächsthemen, an die er nie zuvor gedacht hatte. Einfach mal mit der Nachbarin zwanglos zu quatschen, sie zu fragen, wie es geht – das kannte Nick nicht.

Dabei schafft es Will McPhail, dies alles glaubhaft zu erzählen, ohne dass die Szenen konstruiert wirken. 

Immer tiefer dringt Nick in die ehemals (für ihn) verborgene Welt der menschlichen Interaktion vor. Er lernt die wirklich wichtigen Dinge auszusprechen.

Bis er durch einen Schicksalsschlag wieder vom Kurs abkommt.

Meinung

Wo fange ich nur an? Was Will McPhail dem Leser mit In – A Graphic Novel bietet, ist weit, weit mehr als Standardkost.

Der Plot liest sich unspektakulär, ist er aber überhaupt nicht. Die liebevollen kleinen Details machen einen Großteil des Charmes dieser Graphic Novel aus.

Beschreibungen

Die Streifzüge durch die Cafés und Bars werden von sprachlich gewandten Beschreibungen begleitet. Natürlich sind diese höchst sarkastisch und verraten zudem die WiFi-Passwörter der erkundeten Orte!
Hinzu kommen die fast schon Mitleid erregenden Smalltalk-Versuche von Nick mit den Angestellten.

Die Charakterentwicklung

Der Schlüssel für eine gute Geschichte sind deren Protagonisten, und mit Nick hat McPhail einen Charakter entwickelt, den man als Leser einfach gern haben muss.

Seine Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen und wie er sich schließlich aus eigenem Antrieb weiterentwickelt, sind authentisch und wirken keineswegs konstruiert.

Interaktionsdefizite

Meine liebste Szene spielt im Badezimmer von Nick. Klempner Steve soll die kaputte Toilette reparieren.
Eigentlich möchte Nick wie immer einer Interaktion aus dem Weg gehen und Steve alleine seine Arbeit verrichten lassen. Doch er entscheidet sich gegen sein altes Muster und versucht, sich mit ihm zu unterhalten.
Nach etwas Herumgeeiere traut sich Nick, das Offensichtliche auszusprechen, nämlich, dass ihm solche Situationen unangenehm sind und er einfach nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Zu seiner Erleichterung geht es Steve genauso.

Diese Szene setzt so viel bei Nick in Gang. Er fängt an, sich für andere Menschen zu interessieren, fragt sie, wie ihr Tag war, wie es ihnen geht usw.

Auch Wren macht gegen Ende noch eine Entwicklung durch.

Zeichenstil

Bis auf wenige (aber wichtige) Ausnahmen ist alles in Grautönen gehalten. Als simpel, aber effektiv, und unaufdringlich würde ich den Stil beschreiben.
Die Worte stehen klar im Vordergrund. Die Komposition aus Text und Zeichnungen ist auf jeder einzelnen Seite stimmig. Zudem gibt es einige Passagen, die ganz ohne Text auskommen – z.B. Träume und Erinnerungen.

Fazit

LESEN!!

Ernsthaft: Jeder, der nur ansatzweise Graphic Novels mag, darf nicht an diesem traurig-schönen Werk vorbeigehen. Du zögerst? Vielleicht überzeugt dich der Kindle Preis von unter 4€.

In – A Graphic Novel ist der Comic des Monats Oktober 2022 und
großer Anwärter auf meinen persönlichen Comic des Jahres!

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