Impressionen einer Autorin... Oder die simple Frage: Warum zum Teufel bekommt man ständig einen Knüppel ins Genick?

Impressionen einer Autorin... Oder die simple Frage: Warum zum Teufel bekommt man ständig einen Knüppel ins Genick?

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Satirische Vorgeschichte:

An einem belebten Bahnhof steht »D« und wartet auf einen Zug – wie ganz viele seiner Art.

Der Zug hält tatsächlich. »D« wird eingeladen, einzusteigen und er ist unendlich erleichtert, in diesem Zug steigen zu dürfen. »D« freut sich, ist dankbar und überglücklich, denn mit »A«, dem Zugführer, wollte er schon immer reisen. »D« richtet sich ein, macht es sich gemütlich - er fühlt sich sauwohl.

Mit der Zeit merkt »D« jedoch, dass er nicht erste Klasse reist, auch nicht in der zweiten, sondern ganz hinten im Gepäckwagen mitfährt. Und »D« fragt sich, warum gerade er hier sitzt, während im ersten und zweiten Abteil die Post abgeht.

Ist »D« es nicht wert, mit »B« und »C« an einem Tisch zu sitzen? War er nur Lückenfüller um einen Posten zu belegen? Oder warum werden »B« und »C« bevorzugt? Sich die Nase an dem Abteilfenster plattzudrücken, hat »D« längst aufgeben, denn er sieht Dinge, die ihn frusten und traurig machen.  

 Durchleuchtet »D« den Zug genauer, eröffnet sich stets das gleiche Muster.

»A« möchte natürlich etwas und erwartet von »B«, «C« und »D« das zu erfüllen. »B« und »C« sind fein raus, sie genießen bereits das Privileg in einem Abteil zu sitzen und brauchen eigentlich nichts Großartiges zu tun. Allerdings sollte »A« auch etwas für »D« tun, denn er ist genauso Teil von »A«, wie »B« und »C« es sind. Doch leider hockt »D« vergessen im Gepäckwagen und sortiert die Koffer seiner Mitfahrer. Eine mitunter schweißtreibende Angelegenheit, weil es viele Koffer sind.

An dem Punkt könnte »D« sich die Frage stellen: Warum bin ich so beschränkt und sortiere die Koffer der anderen? Und die Antwort darauf: »D« möchte dazugehören, in einem Abteil sitzen und Schirmchendrinks und Snacks zu sich nehmen. Aber »D« ist weiterhin fleißig und reißt sich den Arsch auf – vielleicht schafft er es auch mal in ein Abteil?

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Eines Tages bemerkt »D« jedoch, dass er nicht allein im Gepäckwagen sitzt. Da sind noch ganz viele seiner Art, die aber untätig herumsitzen. Einige weinen, sind todunglücklich, andere wütend und sie würden »A« am liebsten am nächsten Bahnsteig hängt sehen. »D« wundert sich: Hat »A« sie vergessen, abgeschrieben, abserviert? Haben die anderen nicht hart genug gearbeitet? Weiß »A« überhaupt noch, dass sie existieren? Was war passiert?

»D« hört den anderen zu und ist entsetzt. Wie kann es sein, dass sie vergessen wurden? »Wir waren nicht gut genug«, lautet die Antwort. »Wir wurden ausgebrannt und nun haben wir aufgegeben.«

Was passiert also mit »A«, wenn »D« sagt: »Sortiert eure blöden Koffer allein, ich steige jetzt aus?«

»D« kann sicher sein, dass wieder ein armer »Tropf« am nächsten Bahnsteig einsteigen wird, der diese Arbeit übernimmt. Es ist also nicht so, dass die Arbeit niemand machen würde.

Diese kleine, satirische Story ist frei erfunden. Sie spiegelt aber grob meine Gedanken wider.

Eigentlich bin ich nicht der Typ, der jede Kleinigkeit mit der Welt teilen muss. Ich denke, es gibt Dinge, die nicht von der Außenwelt durchgekaut werden müssen. Nun möchte ich doch mal einige Gedanken öffentlich durchkauen. ;-)

Ich bin seit 2013 aktive Autorin und habe (bis jetzt) acht Bücher veröffentlicht. Eine gute Zahl, bin zufrieden. Immerhin schreibe ich im Schnitt fast ein Jahr an einem Buchbaby, bis alles so passt, wie es sein sollte. Schließlich möchte man, dass alles Hand und Fuß hat. (Schon klar, die Relation von acht Bücher und fünf Autorenjahren passt nicht. Einige Buchbabys mussten halt nur überarbeitet werden.) :-D

Es gibt schöne Momente und auch weniger gute. Als ich mein erstes Print in Händen hielt, das war so ein schöner Moment, den ich immer in meinem Herzen tragen werde. Das Gefühl war einmalig. Das soll jetzt nicht heißen, dass es nun anders wäre. Nein – und da wird mir jeder Autor recht geben – es ist jedes Mal ein unbeschreiblicher Gefühl. Ich habe liebe Kolleginnen kennengelernt, der Austausch mit ihnen hilft mir über manche Hürde hinweg. Wir haben gemeinsame Aktionen gestartet, hatten viel Spaß und Freude dabei. Die Zeit war unglaublich schön und ich habe daraus viel gelernt.

An der Stelle möchte ich mal den tollen Mädels danken. Ihr seid echt klasse und einmalig. <3 <3

Leider überschatten auch negativen Aspekte mein Autorenleben. Natürlich hat jeder Autor mal einen Tiefpunkt, wo er denkt: „Verdammt, warum mache ich das eigentlich noch? Bringt doch sowieso nichts. Ich hänge die Schreiberei an den Nagel.“

Ja, jeder Autor hat an solche zermürbenden Selbstzweifel (irgendwann mal) zu knabbern. Entweder bekommt man dann seinen Hintern wieder hoch oder sinkt noch tiefer.

Letztlich machen wir aber weiter, weil wir es lieben Geschichten zu erzählen. In jedem Wort steckt unsere Seele und unser Herzblut. Wir weinen, lachen und freuen uns mit unseren Protagonisten. Manchmal sind wir sogar »böse« und führen die Leser aufs Glatteis und lassen sie leiden. Irgendwie sind wir Autoren aber auch grausam veranlagt. Die Autoren, die jetzt: »Ich nicht« schreien, haben gelogen. Wir sind alle Sadisten im Herzen. ;-)

Impressionen einer Autorin... Oder die simple Frage: Warum zum Teufel bekommt man ständig einen Knüppel ins Genick?

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Aber das sind nicht die negativen Aspekte, die mich belasten.

Ich habe keine Schreibblockade, mein aktuelles Buchbaby wächst stetig. Es ist auch nicht so, dass ich an Selbstzweifel nage oder mein Autorenleben an den Nagel hängen will. Mir ist nur nach Umbruch zumute.

Momentan sehe ich zu einer riesigen, plakatierten Wand hoch, während von hinten ein Knüppel in mein Genick haut. Klingt pathetisch, nicht?

In den letzten fünf Jahren habe ich das einige Male erlebt. Ich habe so oft in eine (sprichwörtliche) Papiertüte geatmet, um nicht die Fassung zu verlieren, dass ich die Tüten mittlerweile griffbereit neben dem Lappi platziert habe. ;-)

Es gibt Situationen, die kann ich nur noch mit beißender Ironie ertragen – das geht überhaupt nicht anders. Hätte ich meinen Humor nicht, würde ich im tiefsten Keller die schwarzen Kohlen zählen und blank bürsten. Ich bin auch keine Rampensau, die es überall krachen lässt. Einige Aspekte sprechen dagegen, das nicht zu tun.

ABER: Was läuft verkehrt? Was muss ich tun, um nicht mehr den Knüppel abzukriegen? Muss ich mir ein drittes Auge wachsen lassen, um den Knüppel schneller zu sehen? Oder gar einen zweiten Kopf, damit der den Schlag abfängt? Muss ich Mitleid erregen, um erst gar nicht ins Visier des Knüppels zu gelangen? Muss ich mit noch ehrlicheren Karten spielen? Muss ich gegen meine Prinzipien verstoßen, damit es für mich mal anders ausgeht? Muss ich nach dem Motto leben: Hey, im Keller brennt noch Licht und ich weiß, wie es ausgeht?

Ich mag vielleicht vieles sein, aber ich bin weder eine demütige Kriecherin, noch eine, die mit gezinkten Karten spielt, oder sich zu etwas hinreißen lässt, das sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. Offenbar geht das aber nicht anders. Es gibt keine Fairness. Punkt, aus.

Wahrscheinlich ist die Liedtextpassage von »Die Prinzen«: »Du musst ein Schwein sein auf dieser Welt. Du musst gemein sein auf dieser Welt. Denn willst du ehrlich durchs Leben gehen, kriegst ein Arschtritt als Dankeschön« … vielleicht genau das, womit man weiterkommt? Aber das wäre nicht mein Charakter, ein skrupelloses Schwein zu sein.

Impressionen einer Autorin... Oder die simple Frage: Warum zum Teufel bekommt man ständig einen Knüppel ins Genick?

Rückblickend habe ich festgestellt (wahrscheinlich bin auch kein Blitzmerker): Im Leben sind es immer die, die bereits oben stehen und die anderen etwas wert sind. Der Wert lässt sich aber nicht daran messen, ob der Mensch ganz oben steht, sondern wie das gegenseitige Geben und Nehmen stattfindet. Für etwas, das mir am Herzen liegt, gebe ich einiges. Mir eröffnen sich neue Wege, andere Wege – ich bin es müde, die Wand anzustarren und den Knüppel im Genick zu spüren. 

»D« würde sagen: »Was zum Geier will die uns eigentlich mitteilen?« :-D

Hey, ihr seid nicht allein. <3 Bleibt euch stets selbst treu, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint. Und nein, es wäre nicht schön, ein Schwein auf dieser Welt zu sein. ;-)

Wir allein bringen den Zug ins Rollen. Ohne uns würde es ihn nie geben. Lasst nicht zu, dass der Knüppel in euer Genick haut, zieht die Reißleine. Es gibt diesen schönen Spruch: Jedes Ende kann ein neuer Anfang sein. Verändert etwas und seid stolz auf das, was ihr leistet. Und gebt verdammt noch mal niemals auf. <3

Macht euch eine schöne Zeit. Bis zum nächsten Mal. :-)

Eure Lina


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