Vom 19. bis zum 21. März fand die BUS2BUS Fachmesse auf dem Messegelände in Berlin statt. Mittelpunkt der Messe waren nicht nur moderne Busse mit alternativen Antriebstechnologien und Digitalisierungsmöglichkeiten, sondern auch politische Themen und Mobilitätskonzepte. Ein Bereich war dem "Future Forum" vorbehalten. Hier konnten Aussteller, Besucher, Kongressteilnehmer und Startups ihre Ideen, Konzepte und aktuelle Trends vorstellen. Diese wurden daraufhin in Workshops, Diskussionsrunden und Pitches diskutiert. Neben der Ausstellungsfläche in der Halle, die sich seit der ersten BUS2BUS-Konferenz 2017 verdoppelt hat, konnten Busse auch "live" vor Ort erlebt und getestet werden. Zudem konnten sich Startups rund um das Thema Bus und Mobilität in der Startup Area für Hard-, Software und Convenience-Startups vorstellen.
Die Aussteller und Referenten erörterten am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Innovationen, Zukunftsthemen, Nachhaltigkeit und Politik in den drei großen Themenblöcken der Branche: ÖPNV, Touristik und seit neuestem auch Fernbusse.
Der Busverkehr ist die umweltschonendste und meistgenutzte Lösung
Das Thema Nachhaltigkeit steht hier an oberster Stelle. Denn insgesamt kommt der Bus statistisch gesehen beim Umweltschutz am weitesten. Prozentual gesehen trägt er beim Stickstoffdioxid-Ausstoß auch am wenigstens bei:
- Mit 1,09 Cent pro Personenkilometer (Pkm) verursacht der Reisebus die geringsten Umweltkosten. Er kann 917 Pkm mit einem Euro Umweltkosten leisten.
- Wenn man dies vergleicht: Ein Personenzug mit Elektrolok kostet 2,05 Cent pro Pkm, also knapp das Doppelte. Die Beförderungsleistung der Bahn liegt für einen Euro bei 489 Pkm.
Ein Kurz- oder Mittelstreckenflug kommt sogar fast auf das Zehnfache mit 10,19 Cent pro Pkm. Hier liegt die Beförderungsleistung sogar nur bei 98 Pkm für einen Euro.
"Überall einsetzbar, flexibel, effizient und bezahlbar..."
Eröffnet wurde die Messe von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Er beschreibt den Bus als "Garant", um Deutschland zum einen zu bewegen und zum anderen die Klimaschutzziele zu erreichen. In einem Interview sagte er, dass er in Formaten, wie der BUS2BUS Konferenz, vor allem Ergebnisse sehen könnte, wie man Chancen der Digitalisierung, der Innovation und der Vernetzung im Rahmen einer ganzheitlichen Mobilität nutzen könnte. Die Mobilität der Zukunft könnte hier zudem mit einem Fachpublikum erörtert und so ganzheitlich und attraktiv für den Endkunden entwickelt werden. Zudem hätte Deutschland die Chance, sich unter der Marke "Made in Germany" als Exportschlager zu etablieren. Weiterhin zitierte ihn die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag:
"Viele sind noch in der Studienphase, das ist leider ein bisschen zu spät."
Hiermit spornt er die Branche an, die vorhandenen Förderprogramme zu nutzen und den Bereich der Elektromobilität schneller und effizienter auszubauen.
Was gibt's Neues im Technikbereich?
Vorgestellt werden hier unter anderem die Elektroportalachse AVE130 und der zugehörige Zentralantrieb CeTrax. Die Friedrichshafen AG stellt hier zwei Baugruppen für Busse und Nutzfahrzeuge vor, die zu wichtigen Elementen im Rahmen einer nachhaltigen Mobilität gehören. Diese lassen sich sowohl in Hybridantrieben über vollelektrisch bis hin zu Oberleitungsantrieben integrieren.
Zum Thema Nachhaltigkeit stellt auch das Unternehmen in-tech individuelle Lösungen zum Thema Nachrüstung auf einen umweltfreundlichen Elektrobetrieb vor.
Eine weitere Innovation stellte der Werkstoff Aluminiumschaum dar. Präsentiert wurde dieser von dem Startup Havel metal foam GmbH. Dieser Schaum zeichnet sich durch seine Leichtigkeit aus, die diesen sogar dazu befähigt auf dem Wasser zu schwimmen. Gleichzeitig ist er extrem belastbar. Er gilt als maßgebender Werkstoff für Leichtbaukonstruktionen. Das Brandenburger Startup benennt die rein metallische Bindung zwischen Schaum und Decklagen, demnach den Wegfall von Klebstoffen, als weltweit einmalig.
Des Weiteren präsentierte Daimler Buses unter dem Motto "Kein Hochdecker-Reisebus ist sicherer" seinen Safety Coach Tourismo und lud zu Demonstrationsfahrten ein. Mithilfe sogenannter "Predictive Powertrain Control"-Systeme können eventuelle Gefahrensituationen vorausgesehen werden und entsprechende Reaktionsmöglichkeiten eingeleitet werden. Zudem wurde neben dem Tourismo-Modell auch der neue Doppeldecker Setra Top Class S531 DT als luxuriöser Fernreisebus, funktioneller Fernlinienbus oder individuell ausgestatteter Bistrobus vorgestellt. Auch die MAN Truck & Bus Deutschland GmbH stellt ihr elektrisches Linienbus-Modell Lion's City 12 E vor. Hier stehen vor allem Innovation, Nachhaltigkeit und Komfort im Vordergrund.
Was ist eigentlich mit On-Demand-Mobilitätsdienstleistern auf der BUS2BUS?
Auch das Thema Ridesharing ist auf der BUS2BUS vertreten. Beispielsweise waren Vertreter des Projekts Berlkönig, ioki, door2door oder Uber in verschiedenen Funktionen auf der Messe unterwegs.
Die Angst vor einer Kannibalisierung des ÖPNV's steht hier im Vordergrund und ist immer wieder Teil der aktuellen Presse, vor allem auch im Rahmen der Diskussion um das PBefG.
Das Unternehmen ViaVan, das mit den Berliner Verkehrsbetrieben innerhalb des gemeinsamen Projekts BerlKönig zusammenarbeitet, sieht sich auf einem Mittelweg zwischen Taxi und Linienbus. ioki wiederum, als Tochterunternehmen der deutschen Bahn, bietet On-Demand-Mobilitätslösungen an, um die erste und letzte Meile sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land zu überbrücken. Hierfür werden mithilfe von Big-Data-Analyse-Tools Gebiete ausgewählt, in denen solche Mobilitätsangebote fehlen und sinnvoll sind. Zudem will ioki sein Angebot in den bereits bestehenden ÖPNV integrieren und diesen nicht ersetzen. Daher erscheinen Auftritte für diese Unternehmen auf der BUS2BUS-Messe und der damit verbundene Austausch sinnvoll. Was beide vereint ist der nachhaltige Gedanke des Ridepooling, der vorsieht, mit einem Fahrzeug mehrere Personen auf einer Strecke zu bündeln und zu verschiedenen Zielen zu bringen.
Diskussionen zu dem Thema wurden beispielsweise während des Future Forums im Panel "Von A nach B - Viele Optionen bringen einen nach Haus" geführt. Hierzu diskutierten Markus Pellmann-Janssen (Head of Sales, ioki), Roland Werner (Head of Public Policy and Governmental Relations DACH & CEE, Uber), Thomas Grätz (Geschäftsführer, Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e.V.), Jannick Hofrichter (Marketing Manager, Floatility) unter der Moderation von Don Dahlmann, dem Redakteur von NGIN Mobility. Es geht vor allem um On-Demand-Shuttles und Sammeltaxen und wie diese eine Ergänzung zum ÖPNV bieten können. Weiterhin wurden auch Micro-Mobility-Lösungen wie elektrische Tretroller verortet, die die Mobilität bis hin zur allerletzten Meile abdecken. Im Brennpunkt steht vor allem die Frage, ob diese Angebote die Städte nun weiter belasten und dadurch das Verkehrsproblem verschärfen? Welche Lösung richtet sich wirklich an die aktuellen Verkehrsprobleme und was ist lediglich als Komfortlösung für den Kunden gedacht?
Abschließend kommentiert Pellmann-Janssen, der am Mittwoch die Messe besuchte, diese als tolle Gelegenheit, um fachbezogene Gespräche zu führen und neue Kontakte in der Branche zu knüpfen:
"Vor allem Private Unternehmen sind eher in ländlichen Räumen vertreten und bilden hier das Rückgrat des ÖPNV. Der BDO (Bundesverband deutscher Omnibusunternehmer) versteht es zudem hervorragend die aktuellen Themen mit unterschiedlichsten Stakeholdern in Diskussionen anzuregen und auf die Tagesordnung zu bringen."
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