Während in Deutschland die Masern-Impfpflicht diskutiert wird, gibt es in einem österreichischen Bundesland - nämlich in Oberösterreich - schon seit etwa zehn Jahren ein umgekehrtes Modell: Die Prämie für die Absolvierung des Mutter-Kind-Pass (zwei mal 185 EUR) wird nur bezahlt, wenn im Reigen der diversen vorgesehenen Untersuchungen auch die 6-fach Impfung (Grundimmunisierung mit drei Dosen) sowie zwei Masern-Mumps-Röteln Impfungen (MMR) durchgeführt werden.
Ich wollte wissen, wie sich diese - für Österreich einzigartige - Maßnahme auf die Impfraten ausgewirkt hat. Vorhin hat mich die zuständige Beamtin, Frau Dr. Eva Magnet von der Landessanitätsdirektion OÖ, angerufen und mir dazu Auskunft gegeben.
Laut österreichischer Impfstatistik liegt die Durchimpfungsrate bei Masern bei zweijährigen Kindern zwischen 84 und 100 Prozent. Beide MMR Impfungen haben österreichweit zwischen 63 und 81 Prozent der Kinder.
Eva Magnet erklärte mir, dass die Berechnungen in jedem Bundesland nach einem eigenen Schlüssel erfolgen und methodisch schwer vergleichbar sind. Ein österreichweites Impfregister mit verlässlichen Daten, die auch eine konkrete Basis für die wissenschaftliche Kontrolle der Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfungen ermöglichen, gibt es gar nicht.
Wie liegt nun Öberösterreich - wo die Durchführung der Impfungen mit immerhin 370 Euro belohnt wird?
Die aktuellsten Zahlen, die Eva Magnet nennt, stammen aus dem Jahr 2013.
Die erste MMR Impfung hatten 85 Prozent der Kinder, beide MMR Impfungen 75 Prozent.
Damit findet sich OÖ ziemlich genau im österreichischen Mittelfeld. Weit weg von der von der WHO geforderten Rate von 95 Prozent, die für eine Ausrottung der Masern genannt wird.
Von den 13.000 Kindern des Geburtsjahrganges wurde für 9.500 Kinder der Mutter-Kind Pass abgegeben und die Prämie abberufen. Das entspricht insgesamt nur einer Rate von 70 Prozent.
Laut Impfplan sollte die 1. MMR Impfung vom 11. bis zum 14. Lebensmonat durchgeführt werden, die 2. MMR folgt dann im Abstand von mindestens einem Monat. Das ist jedoch Theorie. In der Realität wird deutlich später geimpft:
"Eltern, die ihre Kinder tatsächlich nach dem im Impfplan vorgesehenen Zeitplan gegen Masern, Mumps und Röteln impfen, sind in der Minderzahl", erklärte mir Magnet. "Die von mir genannte Rate von 75 Prozent erreichen wir erst im 4. Lebensjahr."