Impfberatung vor Kita?

Heute ging es durch die Nachrichten: Laut dpa möchte das Gesundheitsministerium eine verpflichtende Impfberatung für die Eltern vor Kita-Eintritt des Kindes in das neue Präventionsgesetz aufnehmen. So kommentiert es Jens Spahn, der Aufsteiger gesundheitspolitische Sprecher der CDU und sein Minister Gröhe.

Grundsätzlich finde ich das gut. Durch die Aufnahme ins Gesetz erhält die Impfberatung und der Impfgedanke die nötige Wertigkeit. Ein richtiges Signal, bzw. “ein erster Schritt in die richtige Richtung, um die Impfquoten in Deutschland zu erhöhen”, wie der BVKJ prompt sekundierte.

Ein paar kritische Gedanken:

- Wer darf die Impfberatung durchführen? (der ÖGD? Der behandelnde Kinder- und Jugendarzt? Der Allgemeinmediziner?) Wer bescheinigt und steht dafür grade, dass die Beratung umfassend ist (alle empfohlenen Impfungen, Risiken, Verantwortung)?
– Was bedeutet Impfberatung? Wenn Herr Hirte ein impfkritischer Arzt oder gar Herr Raabe ein Impfgegner berät, dürfte das anders ausfallen, als z.B. bei mir?
– Wann findet die Beratung statt? Reicht die Beratung (wie üblich) im ersten Lebensjahr bei den ersten Impfungen und nochmals bei der zweiten “Impfrunde” nach dem ersten Geburtstag? Erübrigt sich die Beratung, wenn das Kind sowieso mit 15 Lebensmonaten alle Impfungen bekommen hat?
– Wer bezahlt die dann gesetzlich verankerte Impfberatung? Auch eine Kindergartenuntersuchung ist schließlich keine Kassenleistung.
– Was passiert, wenn keine Impfberatung erfolgt? “no advice, no preschool”?

Bescheinigungen hat man ja gerne in Deutschland. Auch die Bescheinigung zum Kindergarteneintritt, wie es das Kindergartengesetz fordert, ist doch nicht das Papier wert, auf der sie steht. Wie wird das mit dem Impfberatungspapier werden? Wieder traut sich niemand, ganz die Hosen runterzulassen, sondern hält sich ein Feigenblatt “davor”.

Ich bezweifle, dass Impfungen in Deutschland unterbleiben, weil die Eltern die Impfungen vergessen oder nicht ausreichend informiert sind. Das Thema ist doch sehr präsent. Für viele löst genau das den Reflex aus, gerade deshalb nicht zu impfen. Was verpflichtend wird oder mit zuviel Druck gefordert, wird erst recht abgelehnt. Kennen wir auch von Trotzkindern.
Bringt also ein Impfberatungsschein mehr Information? Oder nur mehr Druck, dem man Gegendruck entgegenbringt?

Ich hätte mir einen schriftlichen Nachweis der nicht erfolgten Impfungen beim Kindergarteneintritt gewünscht. Außerdem eine verpflichtende Impfberatung für ErzieherInnen, damit dort mehr Bewußtsein gefördert wird. Vielleicht wäre eine Beratung seitens des Landes oder der Stadt besser – “kinderfreundliche Kommunen” sollten auch das Impfen zur sozialen Verantwortung erheben.
Zur Impfpflicht, wie es der BVKJ fordert, habe ich schon geschrieben.



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