Imperias Lachen, Leseprobe aus dem Kapitel “Der Ritt über den Bodensee”, entnommen dem Roman “Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman”

Imperias Lachen, Leseprobe aus dem Kapitel “Der Ritt über den Bodensee”, entnommen dem Roman “Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman”Send to Kindle

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Ein wenig Konstanz wird dir gut tun! hatte sie mir gesagt, und: Bleib’ auf deinem Platz, und du wirst die Welt in Händen halten! Was ich aber nun in Händen hielt, war mitnichten die Welt, und gut ging es mir damit auch nicht. Einen Moment lang hoffte ich noch, dass ich mich irrte. Dem aber war nicht so. Auf ihren hochgereckten Händen aus Stein wurden weltliche wie geistliche Macht ein Raub der Flammen. Ihre Asche verwehte der Wind. Auch ihre gewaltigen, nur halb von dem gewagt geschnittenen Kleid bedeckten Brüste brannten. Das sah aus, als würden Feuerwürmer aus ihrem Ausschnitt kriechen. Ihr Gesicht war in der Hitze kaum auszumachen. Aber ihre Brüste brannten nicht nur. Vielmehr hoben und senkten sie sich, wie es bei Menschen der Fall ist, die schwer atmen, und nicht allein, dass sie also atmete, sie hatte darüber hinaus ihren Platz auf dem Podest verlassen und kam über den Steg, an dessen Ende sie normalerweise hoch über dem Hafen thronte, langsamen, gemessenen Schrittes auf mich zu. Sie hatte ja Zeit. Ich lief ja nicht weg. Lauf weg! Lauf doch endlich weg, du Idiot! schrie es zwar in mir, aber ich war unfähig, von der Bank aufzuspringen.

Da hatten die sich wirklich was Feines ausgedacht, die Konstanzer Version des riesigen Marshmallow-Mannes aus Ghostbusters. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass vor Imperia die Menschen nicht schreiend davonliefen (sie schienen noch nicht mal bemerkt zu haben, dass sie von ihrem Podest gestiegen war) und dass sie unter ihren Füßen keine Menschen zermalmte. Das hätte aber auch eine, nicht gerade Image fördernde Schlagzeile in der hiesigen Tageszeitung gegeben: Lichterloh brennendes Konstanzer Wahrzeichen zermantscht Touristen auf ihrem Weg durch die Stadt. Alle, die sich in der Vergangenheit gegen das Aufstellen dieser freizügigen Figur mit dem Argument: Das Standbild einer Hure inmitten des altehrwürdigen Stadtkerns ist eine Verunglimpfung der Geschichte, ja, Teufelszeug! gewehrt hatten, hätten Recht bekommen.

Nun, auch wenn ich gegen Freizügigkeit nichts einzuwenden habe, das mit dem Teufelszeug würde ich nach meinen Erfahrungen an diesem Tage zweifellos unterschreiben.

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Denn während ich Imperias Kommen erwartete, und damit auch mein Ende, denn schließlich galt für mich nicht, was für alle galt (ich konnte sie sehen, also konnte sie mich auch zertreten), wurde mir schrittweise mehrerlei bewusst: Ihre Brüste brannten nicht. Es hatte nur so ausgesehen. Vielmehr jonglierte Imperia mit Feuerbällen, die sie geschickt vor ihrem Körper kreisen ließ. Nein, nicht mit Feuerbällen, sondern mit denen da, die mir auf dem Acker solch einen Schrecken eingejagt hatten. Ich sah es plötzlich deutlich, und ich hörte die auch. Die ließen sich juchzend und lachend von dieser Figur, die sie zum Leben erweckt hatten, durch die flimmernde Luft wirbeln. Brennende Gestalten, die sich in den Flammen offensichtlich sehr wohl fühlten. Und so hob und senkte sich Imperias Busen auch nicht, weil sie schwer atmete, nein, auch sie lachte. Und es war kein freundliches Lachen. Beileibe nicht.

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Leseprobe aus Boschers Roman „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ (aus einem der Kapitel, die am Bodensee spielen).

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung. Eine Lebensgeschichte voller skurriler, ja grotesker Momente. Wir begegnen interessanten Charakteren (mit meist nur kurzer Lebenserwartung) und dämonischen Gestalten. Würzig abgeschmeckt wird das Ganze mit einem Hauch von Philosophie, einem satten Pfund Sex and Crime, einer guten Prise Wahnsinn und zwei Messerspitzen Horror.

„Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ – ein Buch, das in vielen Genres wildert.

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