Immerabgelenkts immerabgedrehtere Weihnachtsgeschichte

Von Juliane

Ein korrigierter Teil 1 und ein erster unkorrigierter Teil 2 (es ist Heilig Abend und ich hab noch mehr zu erledigen, als Kommata zu checken, darum kriegt ihr alle überflüssigen Satzzeichen, Leerzeichen, Wörter und Buchstaben als Weihnachtsgeschenke! Denkt euch ein Schleifchen drum.) 

Es war einmal der Weihnachtsmann (oder die Weihnachtsfrau oder die inter-trans-sexuelle Weihnachtsperson…wir sind ja politisch korrekt, also eine Weihnachtsperson mit Migrationshintergrund und jüdisch-muslimischen Atheismus….im Folgenden einfach „Weihnachtsmann“ genannt, mit dem sexistischen generischen Maskulinum, der keinesfalls okay ist, aber so hat es Coca Cola nun man erfunden, also den Weihnachtsmann. Eigentlich müsste es jetzt hier ja um DAS Christkind gehen. Das wär dann auch genderneutral. Aber vom Christkind erzählt man keine Märchen. Sonst gibt’s keine Geschenke! Also zurück zur Geschichte und „dem Weihnachtsmann“, in seiner ganzen Körperfülle und weißen Behaartheit.)

Es war also einmal der Weihnachtsmann, der einen Tag vor Heilig Abend sein Schiff belud. Beladen ließ. Seine FOUNTAIN QUEENSLAND 55 Yacht, die ruhig im Wasser lag, am Pier, der direkt von Haus des Weihnachtsmannes ins karibische Meer führte. Vom Nordpol nach Aruba zu ziehen, war die beste Entscheidung des letzten Jahres gewesen. Die Kälte hatten sein Rheuma jedes Jahr verschlechtert und dann das Geschenke schleppen! Nach den Feiertagen war er immer ganz fertig gewesen. Dass er das überhaupt so lange durchgehalten hatte, hatte sein Hausarzt erklärt, sei ein regelrechtes Weihnachtswunder! Aber jetzt hier, in der Karibik, mit Sonne, Strand und Durchschnittstemperaturen von 35 Grad, ging es ihm gut. 363 Tage im Jahr rumliegen und Rum trinken. So ließ es sich leben. Und Arbeitskräfte waren hier auch viel günstiger, als am Nordpol. Hier musste er keinen Finger krumm machen. Und es verschwanden viel weniger Geschenke beim Beladen, als stereotypdenkend angenommen werden dürfe. Mit dem Kältesonderzuschlägen und Frostversicherungen, die die Gewerkschaften in den letzten Jahren durchgeboxt hatten, wäre es am Nordpol zum Schluss billiger gewesen, einfach alles selbst zu machen. Und die Renntiere schienen viel glücklicher am Strand.

Das karibische Essen tat ihm gut. Viel Fisch, viel Gemüse. Ein wahres Fest für seinen gequälten, alten Körper war das. „Setzt die Segel! Ich komm gleich“, rief er jetzt dem ersten Maat zu, „Ich muss mich noch schnell umziehen.“ Raus aus Shorts und T-Shirt und rein in die Weihnachtsmann-Kluft, in der er schon beim Anziehen zu schwitzen begann. Als er den Pier entlang ging, wurde die Hitze unter dem Mantel noch heftiger. Die Füße schwitzten in den schweren, schwarzen Stiefeln, die er nun immer schneller Fuß vor Fuß setzte, um schleunigst auf dem Boot anzukommen, den Motor zu starten und den Wind im Anzug zu spüren. Vielleicht würde er sich auch noch einen kühlen Punsch genehmigen, ein Getränk war ja absolut okay. Oder zwei. Oder zehn. Bis er am ersten Schornstein angekommen wäre, wäre er wieder nüchtern. Doch noch war er nicht auf dem Boot, sondern knapp 5 Meter entfernt und bereits nassgeschwitzt von Mütze bis Zeh. Diese Hitze!!! Für das nächste Jahr würde er sich etwas Leichteres zulegen. Vielleicht ein Hawaiihemd mit kleinen Tannenbäumen drauf. Das ginge doch auch. Warum musste es denn immer die rote Kutte sein? Mit jedem Schritt wurde ihm klammer unter dem Mantel. Und auch ein bisschen übel. Das üppige Frühstück aus Eiern, Bohnen und fettarmen Schinken, lag ihm nun doch schwerer im Magen, als gedacht. Mit Mühe schleppte er seinen Körper an Board der MS Santa. „Alles an Board, bereit zum Ablegen“, verkündete prompt der erste Maat, den er Klaus genannt hatte und mit einem aufheulenden Motor, setzte sich das schwimmende Gefährt in Bewegung und der Weihnachtsmann sah, wie Rudolf und die anderen Rentiere am Strand immer kleiner wurden, bis sie nur noch braune Pünktchen am weißen Strand waren.

Ruhig glitt das Schiff über das Wasser. Sie lagen gut im Zeitplan und sobald sie außer Sichtweite der Küste waren, konnte der Weihnachtsmann auch ohne schlechtes Gewissen, ohne die schwere Jacke am Steuer stehen. Der Kurs führte sie durch das Bermuda-Dreieck, wo die See, wie in den Geschichten, die an sich vom auch Teufelsdreieck genannten Gebiet erzählten, stürmischer wurde. Stärker schwankte das Schiff nun nach links und rechts und die elf Besatzungsmitglieder zogen die Stricke nochmals fester, mit denen die Geschenke an allen Seiten des Schiffes und sogar auf dem Dach fest gemacht waren. Es durfte nichts herunterfallen. Schon deswegen nicht, weil heut jedes zweites Geschenk irgendein Elektronikschnickschnack war. Das vertrug sich nicht mit Meerwasser. Der Weihnachtsmann stand derweil am Steuer, überprüfte die Karten und dachte an die Zeiten, als er noch mit dem Schlitten unterwegs gewesen war. Zum Beladen war der Schlitten doch praktischer gewesen, mit seiner unendlichen Anzahl von Anhängern. Bei so einem Schiff, da musste man Tetris spielen mit den Geschenken und alles stapeln und verstauen, dass nichts wegrutschen konnte. Aber die Jungs hatten das gut gemacht und dass der Elektronikschnickschnack immer kleiner wurde, das kam ihm ganz entgegen. Da brauchte man weniger Stauraum. Beim Schlitten hatte er die vielen Ponys, die jedes Jahr auf den Wunschlisten gestanden hatten, einfach vorspannen können, aber hier ging das nicht. Während er das Steuer mit der einen Hand fester griff und das eine Pony, das sich dann doch noch irgendjemand gewünscht hatte und das nun neben ihm stand, zur Beruhigung mit der anderen Hand streichelte, überlegte er, ob man die Kinder mit einer guten Werbekampagne von Ponys auf Seepferdchen ummünzen könnte. Die würden besser in sein neues Seemannimage passen. Apropos, vielleicht könnte man ihn dann auch gleich ganz re-branden, mit Kapitänsmütze, Gummistiefeln und passenderer, wasserabweisenderer Kleidung. Rot-Weiß dürfte es ja bleiben, da hatte die Farbberaterin von Coca Cola schon recht gehabt. Das waren seine Farben. Nur den jugendlicheren Haarschnitt, den sie empfohlen hatte, den hatte er dann doch dankend abgelehnt. Ein Weihnachtsmann mit einem Irokesenschnitt, das wäre doch maximal ein Jahr schick gewesen und die Begründung „Der Beckham hat das auch“ war dem Weihnachtsmann auch nicht ausreichend gewesen. Schon weil er jedes Jahr die Wunschzettel der Beckham-Kinder bekam und die ihm alles andere als Freude bereiteten. Nein, der und seine Blagen konnten ihre Haarschnitte und extraordinären Wünsche schön für sich behalten!

Plötzlich wurde das Pony neben ihm nervös und trampelte mit den Vorderläufen auf der Stelle. Der Weihnachtsmann tätschelte weiter beruhigend seinen Hals, doch es wurde immer unruhiger. „Was ist denn los? Ganz ruhig“, sagte er und sah zum Himmel, „sieht doch alles noch gut aus.“ Doch das Pony wieherte und stampfte weiter. Und als würde die Natur das Pony spüren und nicht andersherum, zog nun ein heftigerer Wind auf. Der Himmel verdunkelte sich und mit einem Mal wurde aus der karibischen Kreuzfahrt ein katastrophenfilmgleiches Seeunwetter. Wasser peitsche über die Rehling und die Matrosen machten sich daran sich der Befestigung der Geschenke zu versichern. Klaus, der erste Maat, kam mit einem Regelcap vor zum Weihnachtsmann und legte es über das nervöse Pony. Der Weihnachtsmann drückte derweil mit seinem ganzen Körper gegen das Steuerrad, dass sich vom Wasser geführte nach links verzog. „Schotten dichtmachen“, rief er dem Maat und den Matrosen zu, wobei er sich unsicher war, ob man das überhaupt auf einer Motoryacht sagte. Er hatte sich mit den technischen Spezifika nur kurz auseinandergesetzt. Er hatte 2mal „Das Boot“ gesehen. Jetzt überlegte er, ob eine informationsreichere Vorbereitung sinnvoll gewesen wäre. Aber wer hätte denn auch gedacht, dass es im Bermuda-Dreieck so abging. Das war doch nur Aberglaube! An sowas glaubte doch ein Weihnachtsmann nicht. „Halt das Ponyyyyy feeesssttt!!!“ schrie er jetzt dem ersten Maat zu, der auf Befehl das Pferd griff, sich jedoch mehr selbst daran festhielt, als das Tier wirklich zu sicher. Das wurde seinerseits immer nervöser, sprang mit den Hinterfüßen auf und ab und ließ seiner Panik freien Lauf. Sowas war mit dem Schlitten noch nie passiert! Gab es mal ein Gewitter, dann war er einfach höher geflogen und hatte es so umgangen. Doch jetzt steckte er drin und immer mehr Wasser spülte ins Boot. Dazu schwankte das Schiff so stark im Sturm, dass ihm immer wieder der Geschmack seines eindeutig zu üppigen Frühstücks die Kehle hoch kam. ‚Nicht auf das Pony kotzen‘, sagte er sich als inneres Mantra. ‚Nicht auf’s Pony kotzen.‘ Als könnte es seine Befürchtungen erahnen, wurde das nun nochmals nervös, bockte auf, schleuderte den ersten Maat, gegen die gegenüberlegenden Seite, riss die Vorderbeine nach oben und trat gegen die Brücke mit den Anzeigen und Knöpfen, die benötigt wurden, um das Schiff zu navigieren. Die Plastik- und Glasbereiche gingen zu Bruch und Blut floss über die Ponybeine.

Fortsetzung folgt

Falls ihr noch mehr lesen wollte, holt euch doch mein Buch, z.B. als ebook, dann kommt’s sogar noch pünktlich. Frohes Fest schon mal!