Immer wieder sonntags. In die Notfallambulanz.

Von Berit Andersen

Wir haben es geschafft!

Der erste Knochen ist gebrochen!

Wir haben den Tathergang nicht exakt rekonstruieren können, es scheint jedoch gesichert, dass Maxe einen instabilen Turm aus Ziegelsteinen errichtete, der sich dann wasserfallartig der Schwerkraft ergab. Dummerweise befand sich der kleine Finger des großen Riesensohnes zwischen unserem Heimatplaneten und den Ziegeln.

Die Menschen in der Notfallambulanz waren wirklich rührend um uns besorgt. Dr. Schwarzspecht war jung jünger als ich und auch nicht viel größer, er zupfte an dem Hautlappen herum, den der Ziegelstein von der Fingerkuppe geflitscht hatte, um mir dann zu erklären, dass man das Ding nicht mehr annähen könne (den Hautlappen, nicht die Fingerkuppe), was ihn jedoch nicht daran hinderte, ihn versuchsweise festzukleben. Das ging aber auch nicht.

Der Hautlappen, so unästhetisch er auch aussehen mochte, war jedoch mein geringstes Problem, mit Knochenbrüchen kenne ich mich nämlich noch nicht so aus.

Erwischt hatte es den Fingerkuppenknochen des kleinen rechten Fingers. Dr. Schwarzspecht versprach dem großen Riesensohn zwei Wochen Heldenverband und mir, dass der Knochen von alleine wieder zusammenwachsen würde. Und außerdem regen Kontakt zwischen dem Finger und dem ortsansässigen Unfallchirurgen. Da waren wir gestern. 30 Sekunden bei Dr. Rohrdommel und 130 Minuten im Wartezimmer. Morgen wieder. Aber mit Termin.

Was ich schon ahnte, war die Panik in den Augen des großen Riesensohnes.

“Mama?? Wie soll ich denn mit einer Hand mein Essen holen??”

“Mama, wie soll ich denn ESSEN mit nur EINER Hand??”

“Mama, ich kann nicht schreiben mit links!!”

Und auch wenn ihr das nie lesen werdet: Habt Dank ihr holden Menschen in weiß und blau. Es ging schnell, sorgfältig, in Augenhöhe und gelernt habe ich auch wieder etwas. Danke!