Immer weitermachen: Extremsport als ultimativer Kick

Extremsport

Fliegen wie ein Vogel – lebensgefährlicher Extremsport, CC0 Public Domain

Größer, schneller, weiter: Das Olympische Motto gilt für die Sportbranche im Allgemeinen. Auch Breitensportler wollen immer neue Grenzen ausdefinieren – auf allen Ebenen. Das ist mitunter lebensgefährlich.

Für die meisten fängt es bereits beim Marathon an. Was früher in erster Linie den Leistungssportlern vorbehalten war, ist heute auch ein Exerzierfeld für anspruchsvolle Hobbysportler, die sich und ihrer Umwelt ihre Fitness beweisen wollen und nicht selten vor allem den Kick zur Langweile im Berufsalltag suchen. Immer mehr geht es weniger um die Frage, ob es den Körper nutzt oder fördert, sondern um die Herausforderung, seinen „inneren Schweinehunde“ zu überwinden und einen Adrenalin-Kick zu bekommen, der süchtig machen kann. Wie beim Alkohol oder anderen Drogen, muss die Dosis ständig erhöht zu werden, um dieselbe seligmachende Hormonausschüttung zu erreichen. Die Alpen mit dem Rennrad zu überqueren, Wüsten zu Fuß zu durchqueren, mit dem Schnellsegler innerhalb weniger Tagen von den USA nach Europa zu flitzen – die Herausforderungen werden immer schweieriger und teilweise auch irrsinniger. Der bislang ultimative Härtetest – der Triathlon: Schwimmen, Radfahren und am Ende noch einen Marathonlauf – wird regelmäßig schwerer gemacht. Der „Ultra-IRonman“ wird schon mal über die doppelte oder dreifache Distanz abgehalten. „The sky is no longer the limit“ gilt auch für das Internet, wo sich Online-Apps wie Alles Spitze App großer Beliebtheit vor allem bei der jüngeren Generation erfreuen. Dort hat sich allerdings ein Extremsport in anderer Richtung entwickelt. Der sportliche Wettkampf zwischen Gamern, also Spielern eines Computerspiels, wird inzwischen als E-Sport anerkannt. Sport vom Sofa aus. Nichts könnte den wirklichen Extremsportlern ferner sein.

Und wenn der Preis das eigene Leben ist

Die „no risk-no-fun“-Gesellschaft sucht immer größere Kicks, und wenn man damit auch sein Leben riskiert. Bestes Beispiel ist der aktuelle Bergsteiger-Tourismus am Mount Everest, den höchsten Berg der Welt. Früher der Platz für ganz wenigen Profi-Bergsteiger, die sich monatelang gewissenhaft auf den Aufstieg vorbereiten, ist er heute zur Spielwiese für Abenteurer mit viel Geld geworden, die mit Hilfe von Sherpas ohne Erfahrung und ohne Übung den Ruhm eines Gipfelsturms auf das Dach der Welt wagen. Regelmäßig verlieren Bergsteiger, die sich überschätzen, ums Leben. Nicht nur Bungee-Jumping ist im Schub der Zunahme von Extremsportarten allgemein populär geworden.

Auch neue Sportarten wie etwa Parcour-Rennen oder Freerunning sind im Aufwind. Populär geworden durch Filme wie den Bond-Streifen Casino Royale, wo Weltmeister und Sportinitiator Sébastien Foucan über das Gelände springt und hüpft, hat sich Freerunning inzwischen etabliert. Im urbanen Umfeld werden Hindernisse als Hilfsmittel genutzt, um von A nach B zu kommen.

Die wohl extremste Extremsportart ist das Fliegen mit dem „Wingsuit“, einem speziellen Fliegeranzug, mit dem mit bis zu 200 km/h durch die Luft fliegen kann – wie ein Vogel. Ein enormes Freiheitsgefühl, das aber bei dem kleinsten Fehler zum Tod führen kann. Das ultimative Gefühl für Adrenalin-Junkies – aber letztlich nur etwas für Lebensmüde.  Kein Sport, sondern Wahnsinn.  

Immer weitermachen: Extremsport als ultimativer Kick

Der Münchner Christoph Marx ist Publizist und Lektor und lebt in Berlin. Er arbeitet als Autor und Redakteur für viele namhafte Verlage und veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.Referenzliste unter Autor und Redakteur/Lektor.

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