Es kann sein, dass das etwas in Vergessenheit geraten ist, aber Hot Chip standen vor wenigen Jahren mit ihrem Album „Made In The Dark“ durchaus für klugen, weil teilweise unkonventionellen und gewöhnungsbedürftigen Electrosound, sie gaben sich Mühe, nicht allzu glatt und angepaßt zu klingen – „Ready For The Floor“ war da noch die Ausnahme von der Regel. Schon auf dem Nachfolger „One Life Stand“ war von diesem Vorhaben nicht mehr so viel zu hören, die Kanten wurden geschliffen und nicht wenige behaupteten, den Jungs um Alexis Taylor wären die Ideen abhanden gekommen.
Das stimmte natürlich nicht ganz, denn auch die wundervoll geschmeidige Tanzmusik, für die Londoner nunmehr standen, wollte in dieser Qualität erst einmal gemacht werden, vom Eurotrash waren Hot Chip noch immer Lichtjahre entfernt. Nun, der Weg geht weiter, die Richtung ist die gleiche geblieben und wieder wird es viele Leute geben, die in selbige nicht mehr mitzugehen bereit sind. Es gibt auf „In Our Heads“ einige Stücke, die näher an den Scissor Sisters und ihrer verschwitzt schwülstigen Diskonummer dran sind, als manchem lieb sein wird – „How Do You Do“ und „Don’t Deny Your Heart“ sind krachbunte Klamotten mit Sommersonne und allerlei Erbauungslyrik („Heart is not for breaking, is for beating all the life in me, church is not for praying, is for celebrating the light that shines through the pain“). Es gibt Lieder wie das eher belanglose „Let Me Be Him“ mit Vogelgezwitscher und Kindergekicher oder das bemüht verzwirbelte „Now There Is Nothing“. Wären sie alles und allein maßgeblich – es wäre ein langweiliges Album geworden.
Aber da sind eben auch diese fein gekräuselten Melodien von „Look At Where We Are“, der sich langsam und kraftvoll entfaltende Eingangsbeat von „Motion Sickness“ und die traumhafte Entspanntheit von „These Chains“ – Laid Back lassen überdeutlich grüßen. Da gibt es dieses dunkel gefärbte „Night And Day“ mit seinen Falsettchören, das fein geloopte „Flutes“, das keine Sekunde zu lang geraten ist und das ungewohnt liedhafte „Always Been Your Love“ mit – ja nun, einem ganz gemeinen Gitarrensolo. Sicher, die eine oder andere Ecke hätte man gern gehört, der Argwohn nagt da, wo es allzu leicht dahinplätschert. Bezeichnenderweise sind ihre Texte, von den besagten Ausnahmen abgesehen, in der Regel alles andere als quietschvergnügt, Hot Chip schaffen es eben nur, ihrer dunklen Seite eine bewußt aufhellende Begleitmusik an die Hand zu geben – und dafür wird man sie auch weiterhin lieben. http://hotchip.co.uk/
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