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Ein Gastartikel von Herbert Husi.
Spreche ich den Arbeitsalltag an, wechseln viele meiner Gesprächspartner automatisch und augenblicklich in eine Art «Jammer-Modus»: Ach ja die Arbeit! Die permanente Verfügbarkeit, die chaotischen Verhältnisse, die unzumutbaren Kollegen, die inkompetenten Vorgesetzten, nervigen Kunden und untauglichen IT-Systeme! Das Erstaunliche dabei: Jammern wollen alle, ganz konkret etwas ändern mag dann aber fast niemand. Auch Lisa nicht, die mir folgende Geschichte erzählte:
Ich sitze im Büro meines Chefs. Eigentlich habe ich eine einfache Frage. Doch wie so oft, labert mein Chef drauf los und ist nicht in der Lage meine Frage schlüssig zu beantworten oder eine Entscheidung zu treffen. Was in einer oder zwei Minuten hätte abgehandelt werden können, dauert jedes Mal 20 bis 30 Minuten. Ich halte das kaum aus. Ich muss mich wirklich fest in den Arm kneifen, um nicht durchzustarten.
Krass. Lisa muss sich sogar selber Schmerzen zufügen, um die Situation mit dem Chef auszuhalten. Wieso tut sie sich das an?
Wer ist Schuld?
Wie Lisa folgen viele in so Situationen dem immer gleichen Muster: Sie reduzieren alles auf die Schuldfrage. Und die Schuld liegt natürlich nie bei einem selber. Bei Lisa ist es der Chef und sie konzentriert alle ihre Energie auf ihn.
Dabei ginge es zum Beispiel bei Lisa nicht darum, festzuhalten, dass der Chef hat keine Entscheidungen treffen könne, keine Führungskompetenz habe und sie unfair behandle. Es ginge vielmehr darum, sich selbst zu fragen, wie sie damit umgehe.
Indem Lisa nur ihren Chef beschreibt und alles von ihm abhängig macht, entzieht sie sich die eigene Handlungsfreiheit. Würde sie sich selbst ebenfalls als Teil des Problems sehen, ergäben sich für Lisa völlig neue Perspektiven und Handlungsalternativen!
Fokussiere die Energie auf eine Richtung!
Der Weg dazu ist einfach und schwierig zugleich: Sieht sich Lisa als Teil des Problems, kann sie beginnen ihre eigene Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen. Diese kann sie verändern, denn sie unterliegen ihrer eigenen Kontrolle. Im Gegensatz zu denen ihres Chefs. Hat Lisa erst mal erkannt, dass sie: das Gelabere ihres Chefs stört, sie nach drei Minuten so aufgewühlt ist, dass sie nicht mehr zuhören kann und dass sie sich nicht ernst genommen und alleine gelassen fühlt, so kann sie dies auch ansprechen. Und zwar ganz einfach indem sie sich selbst ins Zentrum des Problems stellt und nicht ihren Chef!
Dadurch fühlt sich der Chef nicht angegriffen, braucht keine Verteidigungshaltung und kann mit Lisa nach Lösungen suchen. Schon klar, das erfordert in der Regel Mut. Aber erst in der Umsetzung. Bevor es Mut kostet, braucht es schlicht und einfach Selbst-Bewusst-Sein. Und Selbsterkenntnis. Sehen, was wirklich stört, lähmt, behindert. Nur so kann etwas dagegen getan werden. Und anschliessend braucht es wirklich etwas Mut, die gefundenen Vorsätze auch umzusetzen.
Also raus aus der Komfortzone des Leidens und rein ins aktive Gestalten des eigenen Lebens!
Das hat übrigens auch Lisa getan. Sie hat ihren Chef auf das Problem angesprochen. Hat ihm gesagt, wie es ihr in gewissen Situationen mit ihm geht, was es auslöst und was sie von ihm erwartet – ja, Sie haben richtig gelesen! Auch ein Mitarbeiter kann Erwartungen an den Chef haben und diesen Ausdruck verleihen. Letztlich hat sich Lisas Chef sogar bei Ihr entschuldigt und sie gebeten, ihm diese Dinge doch immer sofort zu sagen. So hat Lisa, trotzdem sie es nie für möglich gehalten hat, eine Veränderung bei ihrem Chef bewirkt, indem sie etwas bei sich verändert hat.
5 Werkzeuge zu einem jammerfreien Leben
Stellen Sie sich selbst ins Zentrum Ihrer Reise in die Zukunft. Erträumen Sie sich Ihren Lebens-Horizont und machen Sie aus Ihren Träumen eine Realität. Sie sind der einzige Mensch, der Ihnen jederzeit sagen kann, wohin Sie wollen und sollen! Auch wenn Sie Angst haben: über alle Abgründe spannt sich Ihr Horizont. Egal wohin andere laufen. Sie haben Ihre Richtung. Immer. Schritt für Schritt Ihre eigene. Und so machen Sie es:
- Abschied – Was nicht mehr?
Sagen Sie «tschüss» zum Jammern und zu anderen Verhaltensweisen und -mustern, die Sie nicht mehr wollen, weil sie zum Jammern (ver)führen. Verabschieden Sie sich von Blockaden, Barrieren und Ballast. Mit weniger Gepäck kommt man schneller vorwärts! - Einflussbereich – Was können Sie beeinflussen?
Finden Sie heraus, was in «jämmerlichen» Situationen anderes tun können als jammern. Und zwar ganz konkret. Und legen Sie dann für sich fest, was Sie anders machen werden! Fokussieren Sie sich dabei nur auf Dinge, welche in Ihrem Einflussbereich liegen. - Achtsamkeit – An was Sie es merken?
Überlegen Sie sich, an was Sie selber merken werden, dass Sie sich in einer «Jammer-Situation» befinden. Ab sofort werden Sie mit dem Anti-Jammer-Filter unterwegs sein und zielsicher alle Jammer-Situationen sofort als solche identifizieren. - Veränderung – Wie Sie Ihr Verhalten ändern?
Sie haben bereits alles, was Sie brauchen. Sobald Sie merken, dass Sie in einer «Jammer-Situation» (3.) sind, wenden Sie einfach die erarbeiteten Handlungsoptionen (2.) an. Wichtig dabei ist, suchen Sie keinen Schuldigen in der Aussenwelt. - Beute – Was hat es gebracht?
Reflektieren Sie die Situation. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis? Was ist gut gelaufen, was nicht und wieso? Wie war die Reaktion der involvierten Personen? Das ist Ihre Beute. Beute, die Ihnen hilft, die nächste Situation noch besser zu meistern.
Herbert Husi ist Partner und Mitinhaber der Husi Giessmann Lippuner GmbH. Er leitet z.B. den Horizont-Workshop. Darin zeigt er Menschen, die generell das Gefühl haben, dass sie nicht restlos zufrieden sind, dass es auch anders geht. Fragst auch du dich manchmal, ob du das Leben lebst, das du leben willst? Ob das schon alles war? Ob es so weiter gehen soll? Dann nimm an einem der Horizont-Workshops teil.
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