Es gibt Tage, da zweifle ich wirklich stark an dieser Menschheit. Wie können Menschen nur so unaufmerksam und ignorant sein?
Ich stehe im Supermarkt in der langen Schlange, der Mann hinter mir steht so dicht an mir dran, dass ich seinen Atem im Nacken spüren kann, und hechelt vor sich hin. Ich kann es ja gar nicht leiden, wenn jemand meine comfort zone unterschreitet. Ich halte gerne Abstand zu Fremden. Aber heute will ich mal nicht so sein, und tue so als wäre alles in Ordnung. Nun, während ich in der Schlange stehe, habe ich Zeit, die Menschen um mich herum zu beobachten. An der Nebenkasse sitzt ein Kind im Einkaufswagen und brüllt sich die Seele aus dem Leib, die Mutter hat dieses spitze Geräusch offensichtlich herausgefiltert, denn sie zuckt noch nicht einmal. Während ich mir die Schläfen dank der langsam eintretenden Kopfschmerzen massiere, und mir währenddessen der Hintermann in den Nacken hechelt, zählt mein Vordermann gemächlich 87 cent ab. In cent-Stücken. Bei 70 verzählt er sich und beginnt von vorne, während die Kassiererin geduldig Löcher in die Luft guckt.
Ich beneide sie ein wenig um ihre Ruhe. Sie ist Tag ein, Tag aus mit schreienden, schlecht erzogenen Kindern, Pfennigzählern, Hechlern und Rüpeln konfrontiert und sieht einfach ruhig und gelassen Löcher in die Luft, klebt ihre Ohren zu oder wasweißich. Ich hingegen würde mich am liebsten pochenden Hirnes umdrehen und den Hechler fragen, ob er denn gerne unter meinem Rock sitzen möchte, um mir so NOCH näher zu sein. Und dann schnurstracks zu dem Kind gehen und es fragen, was eigentlich sein Problem ist, und ob er glaubt, dass es irgendjemanden interessieren würde, wenn ich mich auf den Boden werfe und schreie, dass ich die neuen Schuhe bezahlt haben möchte?
Aber ich benehme mich. Ich tue so, als wäre das Kind nicht da, der Hechler weg, und lege meine Artikel auf das Band. Einen Trennstab benutze ich nicht. Der Sinn dieses Stabes hat sich mir noch nie erschlossen, mit einem Mindestmaß an Kommunikation kann man das auch ohne extra hergestellte Gegenstände lösen. Ich finde es ganz einfach freundlich zu sagen: “Ab hier fängt mein Einkauf an.”
Mein Hechelfreund sieht das wohl anders, denn er beugt sich vor, berührt mich dabei mit seinem Oberkörper und knallt den Stab auf das Band. Nicht jedoch, ohne meine Artikel schwungvoll zusammenzuschieben, um seine Konservenwurst auf dem kompletten Band zu verteilen. – Entspann dich, puppinski., entspann dich… du wolltest dich doch heute nicht ärgern.
Ich bin an der Reihe. Ich grüße die Kassiererin, doch sie bleibt stumm und ihr Gesicht scheint wie festgefroren. “13,83″ ist das Einzige, das Sie mir hinwirft. Ich zahle mit Karte und verabschiede mich mit einem “Danke, schönen Tag noch!” . Da schaut mich die Kassiererin ganz verdutzt an und lächelt. – “Danke, den wünsche ich Ihnen auch. Tschüß!”
Da war sie ganz überrascht und erfreut… Ist ja auch kein Wunder bei den vielen Pfeifen, die kein Grüßgott und Aufwiedersehen gelernt haben. Also immer schön freundlich bleiben, das kostet nichts und irgendwann kommt das Lachen auch zu euch zurück.