Im warmen Strom der Nichtigkeiten

Im warmen Strom der NichtigkeitenDas ist wieder ein Geburtstag, den unser kleines Politblog da feiert. Mitten in der Zeitenwende, der Großzäsur, dem Zusammenbruch aller Gewissheiten müssen wir vierjähriges Bestehen melden. Vier lange Jahre v oller Krisen waren das, voller absurder Geschichten, die zumeist das Leben schrieb, voller Bilder, von denen noch unsere Väter nie geglaubt hätten, dass es sie eines Tages geben wird, voller Zitate, die entweder die erfanden, die wir zitierten. Die anderenfalls aber auch von uns hergestellt worden, um die so oft bedauernde mangelnde Klarheit und Wahrheit im allgemeinen Politsprech herzustellen.
Unsere Leser haben sich daran gewöhnt, sie suchen hier meist auch gar nicht das Gewöhnliche, sondern Dinge, die es gar nicht gibt. Eine Zeitlang ganz vorn in der Trefferliste, die Unbedarfte auf unser kleines wqebangebot lockte, war der Begriff "jouporn.com". Auch nach einem "pahris hilton viedeo" wurde häufig gesucht. Häufig heißt: Nicht nur von einem Bedauernswerten, der nach dem finalen Klick auf ppq.be vermutlich überhaupt nicht mehr wusste, was das alles soll.
Hier, wir wiederholen das alle Jahre wieder gern, geht es ja gemeinhin um andere Themen als draußen in der großen, kalten Welt. Damals, als alles anfing, kurz nach dem Krieg, wussten wir kaum etwas vom großen Abenteuer Alltagsangst, von Abgeltungssteuern, libyschen Freiheitskämpfern, Google Street View und davon, dass der größte Popstar des Planeten einmal eine Frau namens "Lady Gaga" sein würde.
Es hat uns auch nicht interessiert. Wer PPQ liest, will wissen, was man nicht wissen muss, die Wahrheit über den 11. September etwa, und wenn es am Ende auch nur die Wahrheit über den 11. September 2004 ist, über den heute eigentlich gar nicht mehr gesprochen wird, obwohl er so verregnet war. Über fast 1500 Tage und beflügelt von 5565 Einträgen mit mehr als 1,2 Millionen Lesern hat sich auch eine sehr geschmacksichere Hitparade der beliebtesten Beiträge "herauskristallisiert" (dpa), die allesamt von Lebensfreude, tiefer Empathie, einer geheimen Lust an der Friedensbewegtheit und einem beneidenswerten Gefühl für die Grundprobleme der Moderne künden. Billige Späße auf Kosten anderer, wie sie die SPD mit ihrer Hartz-4-Reform und die FDP mit der Bundesarbeitsfront planen, auch das ist Konsens zwischen Produzenten und Konsumenten, sind ausweislich der Zahlen nicht die Sache des typischen PPQ-Laufpublikums.
Teuer soll es schon sein, kostenloser Premium- und Paid Content wird bevorzugt. Auch Lebenshilfe kommt gut an, wenn sie nicht ernst gemeint ist, sondern nur so klingt. Webwiki bringt es auf einen Punkt, wenn es zu PPQ knapp erklärt: "Sprache englisch, enthält Inhalte zu den Begriffen 2010, Dezember, Margin und PPQ". Das höchste Lob aber ist "politplatschquatsch.com, politplatschquatsch, ist beliebt im englischsprachigen Internet"
"Kein Wunder" (Der Spiegel), denn Sex sells, Blasen bildet und Beck wird immer den Kürzeren ziehen, wenn Bill den Längeren hat. Da sind die Zahlen unbestechlich, die wir in unserer Arbeitsgruppe "Exile On Internet" hier bei der Bergakademie Freiburg gesammelt haben.
Denn sie zeigen ein ganz und gar ungeschöntes, quasi Freikörperkultur-Bild von Internetdeutschland, das uns große Freude macht, weil schnöde Fleischeslust sichtlich siegt über intellektuelles Gegacker, und nackte Tatsachen mehr zählen als tausend Rußfilterreden von gescheiterten Popbeauftragten, angehenden Ex-Kanzlerkandidaten, Knutbären und linkisch auswärtsschlafenden Verbraucherschutzministern.
Die Wahrheit ist hart, aber auch nur so wirklich nützlich. Und hier kommt sie nun, die Jahresbilanz, die unsere Lieblingsagentur dpa eine "vorläufige" nennen würde, weil man nie weiß, was noch kommt und wer sich wo beschwert. All unsere schnuckeligen Stars sind dabei, die in einem frauenpolitisch aktiven Blog wie dem unseren nur ganz bescheiden Paris Hilton, Heidi Klum, Eva Herman und Tanja Derveaux heißen können. Dazu auf der Herrenseite des Tisches Dieter Trallafitti Wiefelspütz, der mitteldeutsche Fußballgott Thomas Neubert, dessen Tätigkeit als Marius Müller-Westernhagen wir als erstes Blog weltweit nachweisen konnten, Claus Jabobi, der greise Bild-Kolumnist, der noch vor Karl Guttenberg und von sich selbst abschrieb, Deutschklands unbekanntest Bad Bank, ein Geldhaus namens "Bundesbank" und der Ex-Unternehmer Lars Windhorst - mit ihnen allen stoßen wir heute an. Ganz leise, denn wie immer sind die Zeiten nicht zum feiern.
Die Charts des Schamlosen:
1. Paris Hilton checkt aus
2. Paris Hilton im Volksgefängnis
3. Sex sells
4. Von Ewigkeit zu Ewigkeit
5. Der Dr. und das liebe Stimmvieh
6. Pack raubt die Punkte
7. Heidi Klum nackt
8. Eva Hermann nackt
9. Doppelt hält Leser
10. Verbot der Woche: Badehosen
11. Jäger der Eintagsfliege
12. Lehmanopfer Bundesbank
13. Geiselhaft bei der Fußball-RAF


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