Die Pflanzen gucken einfach aus dem Boden heraus, aber wir wissen, verborgen im dunkeln Erdreich ist ein dichtes Wurzelgeflecht. Das hat uns Menschen immer wieder inspiriert! Das Wort „Wurzel“ hat daher eine verblüffend reiche Verwendung in unserem Wortschatz:
In der Sprache, den Redewendungen
- Entwurzelt /verwurzelt sein, irgendwo Wurzeln schlagen, wo hast du deine Wurzeln?
- Wurzel steht für Standfestigkeit (Verwurzelung)
In der Religion oder den Überzeugungen
- „Back tot he roots“ war ein Motto der Afroamerikaner
- Stammbaum von Jesus wird als „Wurzel Jesse“ bezeichnet
In Märchen und Geschichten
- In manchen Märchen nagt eine Maus an der Wurzel (vom Apfelbaum)
- Unter der Wurzel ist in vielen Geschichten ein Schatz verborgen
Und in der Psychologie
- Jungianer sehen den Archetypus des Mütterlichen, Freudianer ein Phallussymbol
- Wurzel steht für den Schlüssel; die Kraft zu öffnen (Schlüsselblume, Alraune)
Aber auch die Herkunft des Wortes „Wurzel“ hat mich fasziniert! Denn es stammt vom indogermanischen „uel“ ab, wurde später zu „uallen (=wallen)“ und hiess: drehen, winden oder wälzen. Daraus haben sich die Worte: Wolle, Walze und Wulst entfaltet – und das Wort „Wurz“.
„Wurz“ hiess eigentlich einfach Pflanze. Hat sich heute noch erhalten in Pflanzennamen wie Pestwurz, Nieswurz oder Walwurz. Die eigentliche Wurzel hiess ursprünglich (vom lateinischen) „radix“ – heute nur noch im Radieschen oder Rettich, in radikal oder radizieren (Wurzelziehen in der Mathematik) vorhanden.
Kein Wunder, sind die Sagen voller Wurzelwesen. Dort wo unsere Wurzeln sind, dort sind unsere ursprünglichen Ideen, die uns durchs Leben begleiten. Und wenn man diese Ideen personifiziert, so sind es sowas wie Gnome. Versuche dir diese Erdmännchen vorzustellen – sie bestimmen dein Denken.
Und wenn du sie ignorierst, stellen sie Dir ein Bein.
BILD:
Wurzelwesen / 42cm x 30cm / Acryl auf Papier / 2012, N° 12-057 / CHF 200.-