Das Schlaraffenland ist ein Ort, an dem nicht gearbeitet wird. Ohne Mühsal regnet es Hähnchenkeulen in Münder, quellt Wein aus Felsspalten - wahlweise kann sich jeder ausmalen, was es regnen, was es quellen soll. Für die Zeitung, deren Namen heute hier mal ungenannt bleiben soll, ist das Schlaraffenland allerdings ein Platz, an dem es Arbeit gibt - viel Arbeit sogar.
An und für sich ein seltsames Schlaraffia. Diese angewandte Metapher, die skizzieren möchte, dass es Arbeitsverhältnisse regnet und dass Jobs quellen, ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was das gute alte Märchen, dieser ewige Menschheitstraum vom Schlaraffenland, eigentlich zum Ausdruck bringen will. Nun gut, die Zeitung, die heute namenlos bleibt, ist für schmalspurige Vergleiche berühmt. Dass sie nun aber paradiesische Zustände ausruft, das ist man selbst von ihr nicht gewohnt. Einen gewissen Stil der Stillosigkeit pflegte man alleweil, ein Mindestmaß Geschmack von Geschmacklosigkeit hielt man stets empor. Auch das scheint nun abgelegt!
Gründe nennt man trotz aller Schwärmerei dennoch. Keine gehaltvollen, aber doch etwas, das sich nach Gründen liest. Da sind beispielsweise die Hartz-Reformen, die Menschen in Arbeit gebracht hätten, damit am Schlaraffia teilhaben lassen. Das ist nicht mal eine Behauptung: wird das doch von Studien widerlegt - Lüge trifft es eher, oder konjugierte Realität, wenn man freundlicher sein mag. Die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften, die man außerdem noch aufzählt, hat auch etwas bewirkt. Alles bewirkt schließlich irgendwas. Sie hat die Nachfrage im Inland abgewürgt, wissen Ökonomen. Woher Geld für den Konsum nehmen, wenn nicht von der Arbeit, die man täglich tut?
Hartz IV hat aber tatsächlich etwas erblühen lassen. Die Zeitung, sie sagt das, auch wenn sie es nicht sagt. Sie findet es grandios, dass es so viele Erwerbstätige gibt wie nie zuvor. 41 Millionen Menschen sind erwerbstätig - sozialversicherungspflichtig tätig sind davon jedoch nur 28 Millionen. Das ist der Trend, den Hartz IV bewirkt hat - es hat die Arbeits- und Lebenshaltungskosten sozialisiert. Arbeitnehmer (und Erwerbslose) werden in Mini-Beschäftigungen abgedrängt und die Differenz, die dann noch nötig ist, um einen Menschen am Leben zu erhalten, die soll sich der Beschäftigte beim Job-Center abholen. Das ist kein Grund zur Freude, das ist ein Skandal und legt offen, dass die blumige Harmonie eine ausgemachte Kampagne für die Regierung ist.
Und dann sind da noch die offenen Arbeitsstellen, die man feiert. Keine Million sind das. Fast aber drei Millionen Arbeitslose. Wenn jeder Dritte eine rechnerische Chance auf einen Arbeitsplatz hat, dann nennt man das Schlaraffenland - und dass unzählige der offenen Stellen auf Mini-Niveau rangieren, läßt sich natürlich bedenkenlos denken. An diesen Gründen zur Freude zu rütteln, das heißt Pessimismus verstrahlen, schädlich zu sein für das Klima.
Selbstverständlich, auch das ist nichts, was es nicht schon gab in dieser Zeitung. Punktgenau zur Feierlichkeit Kampagnenjournalismus auf niedersten Niveau anbieten. Denn paradiesische Zustände rief sie gerade jetzt aus, da dieses reiche Land seine Einheit feiert, den Eintritt des Ostteils in den Westteil, den man hier euphemistisch Wiedervereinigung nennt. Passend zum Fest, ein Hosianna auf das Aufwärts, auf das Vorwärts - rückwärts nimmer, vorwärts immer. Das erinnert ganz eklatant an jenes Jahr, als ein deutscher Staat seinen vierzigsten Geburtstag, das Glück und die Harmonie im Lande feierte. Die Menschen, denen die Propaganda nachsagte, sie seien glücklich, warfen ihren harmonischen Staat aber aus dem Sattel. Unglückliche Regierungen benötigen glückliche Menschen - das ermächtigt zum Weiterso. Wo Glück ist, schreibt man wenig darüber. Und wo kein Glück ist, da muß man darüber schreiben. Damals in der DDR.
Und in der, so kann man fast annehmen, gab es zwar Propaganda, aber so stillos, so dumm und wenig phantasievoll, wie es die ungenannte Zeitung tat, hat man die Leute sicherlich nicht verarscht. Heißt, vielleicht waren die Ostdeutschen doch nicht so blöd, wie man das zuweilen im Westen annahm - man musste sie schon gehaltvoller für blöd verkaufen, nicht so dumpf, nicht mit Schlaraffia-Schwärmereien und dem Beschwören des Paradieses auf Erden. Damals war Propagandist noch ein schweißtreibender Beruf...
An und für sich ein seltsames Schlaraffia. Diese angewandte Metapher, die skizzieren möchte, dass es Arbeitsverhältnisse regnet und dass Jobs quellen, ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was das gute alte Märchen, dieser ewige Menschheitstraum vom Schlaraffenland, eigentlich zum Ausdruck bringen will. Nun gut, die Zeitung, die heute namenlos bleibt, ist für schmalspurige Vergleiche berühmt. Dass sie nun aber paradiesische Zustände ausruft, das ist man selbst von ihr nicht gewohnt. Einen gewissen Stil der Stillosigkeit pflegte man alleweil, ein Mindestmaß Geschmack von Geschmacklosigkeit hielt man stets empor. Auch das scheint nun abgelegt!
Gründe nennt man trotz aller Schwärmerei dennoch. Keine gehaltvollen, aber doch etwas, das sich nach Gründen liest. Da sind beispielsweise die Hartz-Reformen, die Menschen in Arbeit gebracht hätten, damit am Schlaraffia teilhaben lassen. Das ist nicht mal eine Behauptung: wird das doch von Studien widerlegt - Lüge trifft es eher, oder konjugierte Realität, wenn man freundlicher sein mag. Die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften, die man außerdem noch aufzählt, hat auch etwas bewirkt. Alles bewirkt schließlich irgendwas. Sie hat die Nachfrage im Inland abgewürgt, wissen Ökonomen. Woher Geld für den Konsum nehmen, wenn nicht von der Arbeit, die man täglich tut?
Hartz IV hat aber tatsächlich etwas erblühen lassen. Die Zeitung, sie sagt das, auch wenn sie es nicht sagt. Sie findet es grandios, dass es so viele Erwerbstätige gibt wie nie zuvor. 41 Millionen Menschen sind erwerbstätig - sozialversicherungspflichtig tätig sind davon jedoch nur 28 Millionen. Das ist der Trend, den Hartz IV bewirkt hat - es hat die Arbeits- und Lebenshaltungskosten sozialisiert. Arbeitnehmer (und Erwerbslose) werden in Mini-Beschäftigungen abgedrängt und die Differenz, die dann noch nötig ist, um einen Menschen am Leben zu erhalten, die soll sich der Beschäftigte beim Job-Center abholen. Das ist kein Grund zur Freude, das ist ein Skandal und legt offen, dass die blumige Harmonie eine ausgemachte Kampagne für die Regierung ist.
Und dann sind da noch die offenen Arbeitsstellen, die man feiert. Keine Million sind das. Fast aber drei Millionen Arbeitslose. Wenn jeder Dritte eine rechnerische Chance auf einen Arbeitsplatz hat, dann nennt man das Schlaraffenland - und dass unzählige der offenen Stellen auf Mini-Niveau rangieren, läßt sich natürlich bedenkenlos denken. An diesen Gründen zur Freude zu rütteln, das heißt Pessimismus verstrahlen, schädlich zu sein für das Klima.
Selbstverständlich, auch das ist nichts, was es nicht schon gab in dieser Zeitung. Punktgenau zur Feierlichkeit Kampagnenjournalismus auf niedersten Niveau anbieten. Denn paradiesische Zustände rief sie gerade jetzt aus, da dieses reiche Land seine Einheit feiert, den Eintritt des Ostteils in den Westteil, den man hier euphemistisch Wiedervereinigung nennt. Passend zum Fest, ein Hosianna auf das Aufwärts, auf das Vorwärts - rückwärts nimmer, vorwärts immer. Das erinnert ganz eklatant an jenes Jahr, als ein deutscher Staat seinen vierzigsten Geburtstag, das Glück und die Harmonie im Lande feierte. Die Menschen, denen die Propaganda nachsagte, sie seien glücklich, warfen ihren harmonischen Staat aber aus dem Sattel. Unglückliche Regierungen benötigen glückliche Menschen - das ermächtigt zum Weiterso. Wo Glück ist, schreibt man wenig darüber. Und wo kein Glück ist, da muß man darüber schreiben. Damals in der DDR.
Und in der, so kann man fast annehmen, gab es zwar Propaganda, aber so stillos, so dumm und wenig phantasievoll, wie es die ungenannte Zeitung tat, hat man die Leute sicherlich nicht verarscht. Heißt, vielleicht waren die Ostdeutschen doch nicht so blöd, wie man das zuweilen im Westen annahm - man musste sie schon gehaltvoller für blöd verkaufen, nicht so dumpf, nicht mit Schlaraffia-Schwärmereien und dem Beschwören des Paradieses auf Erden. Damals war Propagandist noch ein schweißtreibender Beruf...