Im Schatten der Vergeltung von Rebecca Michéle – Rezension

Von Crazycuts @Eseloehrchen

Wie Rache einen Menschen verändern kann

Maureen, schottischer Abstammung, verheiratet mit einem einflussreichen englischen Landadligen und Mutter einer sechzehnjährigen Tochter, erfährt, dass ihre Mutter nach der Schlacht von Culloden (in Schottland) von drei englischen Offizieren vergewaltigt worden ist. Sie ist das Produkt dieser Gewalttat. Das erklärt Maureens freudlose Kindheit und Jugend, denn ihre Mutter konnte nie Liebe für sie empfinden. Maureens Ehemann fürchtet einen Skandal, wenn dies bekannt wird. Deshalb verstößt er Maureen und sagt der Tochter, die Mutter wäre gestorben. Um nicht zu zerbrechen, beschließt Maureen, die drei ehemaligen Offiziere zu finden. Der historische Roman spielt im England und Schottland um 1780 – 1782. Er behandelt die Auswirkungen der Niederschlagung des 2. Jakobitenaufstandes in Schottland nach der Schlacht von Culloden. (Inhaltsangabe Amazon)

Schottland übt von jeher eine außerordentliche Faszination auf mich aus und so konnte ich nicht widerstehen, als mir das Buch angeboten wurde. Trotz des Covers, das mich so gar nicht anspricht. Im Buchladen wäre ich bestimmt daran vorbei gelaufen. Aber das sind ja nur Äußerlichkeiten.

Dies ist mein erstes Buch von Rebecca Michéle und das war ein weiterer Grund, denn ich lerne sehr gerne neue Autoren kennen. Der Schreibstil ist überaus angenehm, aber teilweise war er mir etwas zu modern. Kam einem jungen Mädchen zur damaligen Zeit ein trotziges „Bla bla bla“ über die Lippen? Ich erwarte keine historisch absolut korrekte Sprache, aber junge Menschen haben damals einfach anders geredet als heute. Zum Glück gab es nur sehr wenige dieser Ausrutscher.

Hauptthema ist der Rachefeldzug von Maureen und er nimmt erstaunliche Ausmaße an. Damit hat Rebecca Michele mich absolut überrascht. Ich hätte Maureen, so wie ich sie anfangs in der Geschichte kennen gelernt habe, nicht so viel Gerissenheit und auch Kälte zugetraut. Sie macht eine eindrucksvolle Wandlung durch, aber dass sie so ihren Charakter verändern kann, hätte ich nicht gedacht. Aber Hass ist etwas, das einen Menschen sehr verändern kann. Und so werde ich Zeuge, wie sie die Peiniger ihrer Mutter nacheinander jagt und keine Gnade walten lässt. Und zwar so heftig, dass sie streckenweise etwas befremdlich auf mich wirkte und ich schon fast Mitleid mit den „bösen Jungs“ hatte.

Die Personen sind allesamt sehr vielschichtig, das ist für mich ein großer Pluspunkt. Sie verändern sich zwar nicht so sehr wie Maureen, machen die Geschichte aber recht interessant. Die Schauplätze sind gut gewählt und der historische Hintergrund dient nicht nur als Kulisse. Aber ich hätte mir mehr schottisches Flair gewünscht. Der Konflikt zwischen den Schotten und den Engländern wurde sehr gut dargestellt und auch die Schlacht von Culloden spielte eine wichtige Rolle. Und dennoch fehlte mir etwas, um die Geschichte zu einem wirklichen Highlight werden zu lassen. Einige Längen zwischendurch und das irgendwann vorhersehbare Ende schmälerten meinen Lesegenuss ein wenig.

Die Autorin:

Rebecca Michéle: geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Mann und zwei Kater in der Nähe von Stuttgart. Seit dem Jahr 2000 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane veröffentlicht – auch unter den Pseudonymen Ricarda Martin und Michelle Ross. Großbritannien, insbesondere Cornwall und Schottland, fasziniert sie seit ihrer Jugend. Mindestens einmal im Jahr reist sie auf die britische Insel und recherchiert Schauplätze und Hintergründe ihrer Romane und ist regelmäßig als Reiseleiterin für verschiedene Organisationen in Großbritannien unterwegs. (Quelle: Amazon)

Hier geht es zur Webseite von Rebecca Michéle

Das Buch ist bei der Edition Oberkassel erschienen. Vielen Dank für mein Rezensionsexemplar!

Meine Rezension bei Amazon, eine Leseprobe und weitere Infos zum Buch findet ihr hier.