Im Schatten der Mangroven

21607984zawesomatik auf Buchfühlung
In the electric Mist with confederate dead – James Lee Burke

Darum geht’s:
In den Atchafalaya-Sümpfen ist ein Jahrzehnte altes Skelett aufgetaucht. Das jedenfalls behauptet der große Filmstar Elrod Sykes. Detective Dave Robicheaux schenkt der Geschichte zunächst keine Beachtung. Denn Sykes, der für seine Trunksucht bekannt ist, nimmt es möglicherweise mit der Wahrheit nicht so genau. Doch dann gerät Robicheaux ins Grübeln: Vor 35 Jahren nämlich war er zufällig Zeuge eines kaltblütigen Mordes an einem Schwarzen.

Ich hätte dieses Buch eigentlich mögen müssen. Ich bin ein großer Fan der ländlichen USA. Ich liebe deren Wildheit, Weite und unbändige Natur.  Und Burke gelingt es meisterhaft diese Atmosphäre einzufangen. Gemeinsam mit dem Titelhelden Dave Robicheaux erlebt man hautnah die Sumpfgebiete Louisianas.
Man leidet unter der erdrückende Schwüle und Feuchtigkeit. Man wird zerstochen von Moskitos und hört die Alligatoren durchs Gebüsch rascheln während man durch dichte Nebelschwaden stapft. 

Diese rohe Wildheit spiegelt sich auch bei den Einwohnern wieder. Die gesellschaftlichen Konflikte brodeln und die Rassentrennung ist nur auf dem Papier aufgehoben. Als Ordnungshüter hat Robicheaux dementsprechend viel zu tun. 

Der trockene Alkoholiker mit Patchwork Familie ist ein echter Haudegen und in seinen Ermittlungen nicht  zimperlich. Probleme löst er gerne auf und mit eigener Faust.

Dabei bewegt er sich in seinem sechsten Fall in einem Ensemble von skurrilen Charakteren. Da ist sein Schulfreund “Baby feet” Balboni, der mittlerweile zum gefürchteten Mafiosi aufgestiegen ist, die zierliche aber knallharte FBI-Agentin Rosie Perez, die ihm bis zum bitteren Ende zur Seite steht und der emotional labile Filmstar Elrod Sykes, der seine Alkoholsucht nicht in Griff bekommt. 

Somit liegen alle Zutaten für einen stimmungsvollen Krimi vor.

Doch leider will die Geschichte nicht in die Gänge kommen. Der Fall mäandert ohne echten Spannungsbogen vor sich hin. Die Verbindungen zwischen dem Lynchmord der Vergangenheit und den Frauenmorden der Gegenwart sind schwach. Diverse Handlungspunkte wirken konstruiert und der fantastische Aspekt um Robicheaux Visionen von  Soldaten der konföderierten Armee will nicht zur realistischen Grundstimmung passen. 

Ich habe eigentlich nichts gegen die Ich-Erzählperspektive aber hier wirkt sie durch die ausführlichen Landschaftsbeschreibungen deplatziert. 

Positiv aufgefallen ist mir dagegen der kritische Unterton zu Themen wie Korruption, Umweltverschmutzung und Rassismus. 

Fazit – Die Story bleibt im Sumpf stecken
Trotz dichter Atmosphäre und literarischem Schreibstil, schwächelt “Im Schatten der Mangroven” in Punkto Geschichte und Erzählrhythmus und bleibt so leider unter seinen Möglichkeiten.
Die für einen Genre-Roman überdurchschnittliche Schreibe, lässt mich aber hoffen, dass mir einer der anderen Robicheaux-Fälle (aktuell 19 an der Zahl) mehr zusagen könnte. 

Wertung 2/5

1. Geht gar nicht   2. Is OK     3. Gut   4. Richtig gut     5. awesomatik!

awesomatik Kuriosum
Auch Hollywoood hat sich schon an Burkes Werk versucht. “Im Schatten der Mangroven” wurde vom französischen Autorenfilmer Bertrand Tavernier mit Tommy Lee Jones in der Hauptrolle adaptiert. Ich habe den Film nicht gesehen aber der Trailer gefällt mir:

Heaven’s prisoner mit Alec Baldwin als Robicheaux wurde in Deutschland unter dem Titel “Mississipi Delta” herausgebracht:

Der Roman hat gewisse Parallelen zu “The Bottoms” von Landsdale, das ich hier kürzlich rezensiert habe.


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In the Electric Mist with Confederate Dead (englisch)

Im Schatten der Mangroven (deutsch)



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