Im Safran-Tal

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Caporciano: Ein genüssliches Frühstück liegt hinter uns. Fünferlei Marmeladen, Quark und Joghurt gab es zu genießen. Das Veilchengelee war auch dabei… hmmm! Nun geht es los, abwärts zunächst. Alles grau in grau…

  

Unten im Tal überqueren wir die Hauptstraße mit ihrem starken Verkehr und werfen einen Blick auf die Rosette der Kirche Santa Maria delle Grazie direkt neben der Straße. Die Kirche liegt am Weg des Trattura Magno, wo einst die Wanderschäfer ihre Herden von L’Aquila nach Apulien trieben. Am gegenüberliegenden Hang zieht der Weg hinauf nach Civitaritenga. Häuser werden renoviert, Handwerker sind lautstark zugange.  Hinten am Fuße des nächsten Abhanges sehen wir schon unser nächstes Zwischenziel, das alte Städtchen Navelli.

Navelli ist überaus beeindruckend mit seinen unzähligen verwinkelten Gässchen und Treppensträßchen, die wie ein Gewirr den Berghang durchziehen. Doch auch hier ist der Verfall unübersehbar. Manche Häuser stehen mit eingebrochenem Dach da und zerfallen allmählich. Wenige andere sind renoviert, an manchen wird gearbeitet. Wir treffen nur wenige Menschen bei unserer Tour hinauf und hinab durch Gässchen und Treppchen. Ein schön renoviertes Haus fällt uns auf: Im Sotto le volte kann man offenbar rustikal Station machen. Gegenüber liegen Katzen auf einer bank am Haus. Die ersten Regentropfen fallen vom Himmel. Wir gehen hinab zur Piazza San Pelino und bestellen im Pub einen stärkenden Cafe und ein Panini. Draußen schüttet es aus Kübeln, der Regen will nicht nachlassen. Wir warten noch ein Weilchen länger – und starten dann dennoch hinein in den Regen mit unseren roten Regenumhängen. Dem Talgrund folgen wir einige Kilometer, dann steigt das Strässchen links bergan.

  

  

Es hat nun endlich wieder zu regnen aufgehört und wir sind froh, eine Asphaltstraße unter den Füßen zu haben. Je höher wir hinaufsteigen desto reizvoller werden die Blicke ins Tal des Safran hinunter und zurück nach Navelli.

Im Safran-Land

Der Safran ist ein ganz besonderes Gewächs, das wie der Trüffel nur an wenigen Orten der Welt gedeiht. Hier im trockenen und windigen Klima findet das Krokusgewächs optimale Bedingungen. Während der Blüte im Oktober werden die Blüten frühmorgens gesammelt, aus jeder einzelnen werden die roten Staubfäden einzeln entfernt und getrocknet. Aus 200.000 Blüten gewinnt man gerade mal ein Kilo Safran! Kein Wunder dass sich sein Preis mit dem von Trüffel messen kann. Etwa 2000 Euro muss man für ein Kilo ausgeben!

  

  

Collepietro liegt rechts des Weges auf einem Bergvorsprung. Wir biegen links ab. Immer wieder regnet es ein wenig. Zwischen Mandelbäumen steigen wir entlang der Kammlinie hoch hinauf. Nun haben wir Navelli links von uns und sehen zur rechten die Talaue von Capestrano und rechts oben den Wachturm am Forca di Penne-Paß. Dazwischen vermuten wir die 3000er des Gran-Sasso-Massivs.

  

  

Durch Mandel- und Olivenhainen zieht sich der Weg endlich hinunter nach Capestrano, das sich einladend zu unseren Füßen an den Berghang schmiegt. Seit 1460 stand Capestrano unter toskanischer Herrschaft. In der Nähe des Ortes wurde 1934 der “Krieger von Capestrano” gefunden – eines der besterhaltenen Kunstwerke der vor-römischen Epoche. Der Heilige Giovanni von Capestrano (1386 – 1456) war Verfasser von theologischen Schriften und einer der berühmtesten Mönche, Wanderprediger und Wunderheiler seiner Zeit. Sein Ruf ging durch ganz Europa: In Budapest und Wien gibt es Denkmäler zu seiner Ehre. Die Partnerstädte in Ungarn (Castello di Buda) und San Juan Capistrano in Kalifornien wurden nach dem entschlossenen Franziskanermönch benannt.

  

An der Piazza del Mercato setzen wir uns in ein Café und genießen nach einem kräftigen Espresso noch das selbstgemachte, köstliche Gelato – gusto Crema e Chioccolato. Die alten Männer des Städtchens haben sich hier zum Schwätzen versammelt. Dann besichtigen wir das Renaissance-Kastell: Von den Zinnen ist der Blick ins Tal einfach umwerfend!

  

  

Dort hinten ist Capodacqua – da werden wir heute Abend schlafen.

  

Wir steigen steil abwärts und schauen immer wieder zurück auf die Stadtfestung.

Dann überqueren wir die Straße von L’Aquila nach Pescara, wandern entlang des Sees von Capodacqua und erreichen bei einsetzendem Regen das Agriturismo Capodacqua, wo man uns Wanderer bereits erwartet hat.

     

Das Abendessen ist ausgesprochen vielseitig und geschmackvoll. Die Feigen zum Nachtisch sehen unreif aus, schmecken aber vorzüglich saftig und süß!

  bedeckt   21,5 km   3,85 km/h    488 hm      893 hm    8:51 Std.

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