Im Rahmen der Aufklärungsarbeit – der höfliche Indonese

Höflichkeit

Ich habe gelesen, dass die Indonesen ein sehr höfliches Volk sind – und war ein bisschen enttäuscht. Denn Höflichkeit ist immer kulturelle Ansichtssache.
Vielleicht fange ich mit den Dingen an, die wohl ein Indonese als höflich bezeichnen würde.

Vorbeigehen
Wenn man an jemandem vorbeigeht und die Stelle ist etwas enger, dann neigt man seinen Kopf und schiebt seine rechte Hand senkrecht nach unten vorbei, so als würde man die Straße pflügen und huscht vorbei. Immerhin besser als die Vietnamesen, die einen einfach versuchen zur Seite zu schubsen…

Reden
Auch ein Gespräch mit jemandem anzufangen gilt wohl als höflich. Zuallererst steht dann immer die Frage wohin der andere möchte oder im Falle eines Touristen, woher er kommt. Da Touristen beliebte Höflichkeitsopfer sind, ist man nach einer Weile eher genervt denn angenehm berührt, wenn man zum 100. Mal erklärt, dass man aus Deutschland kommt. Viele Touristen basteln daher an einer zweiten Identität, da oft auch die Preise dem eigenen Ursprungsland angepasst werden. Deutschland liegt da leider ziemlich weit oben…

Lächeln
Das häufige Lächeln, welches in städtischen Gegenden so gut wie verschwindet, ist meiner Meinung nach keine Höflichkeit, sondern einfach kulturell bedingt, macht aber auf Europäer einen angenehmen Eindruck.

Was einen Indonesen nicht stört, auf Europäer und Umständen einen ungewöhnlichen bis unhöflichen Eindruck macht:

Rülpsen
Es gilt als vollkommen normale Körperfunktion, Luft im Magen in die Freiheit zu entlassen. Man gewöhnt sich nach einer Weile daran, dass jeder – ob Mann oder Frau – rülpsend durch die Gegend rennt. Zwei Begebenheiten sind mir allerdings im Gedächtnis erhalten geblieben. In Sumatra habe ich bei Regen neben einer alten Frau gesessen und wir haben uns gerade wirklich gut unterhalten (woher ich komme und so) und mitten im Satz lässt sie einen Rülpser vernehmen, der meine Barthaare erzittern liess und hat dann ohne weitere Unterbrechnung weitererzählt. Das zweite Mal war ich bei einer Rückenmassage in Makassar und während die Masseuse quasi auf mir draufgelegen hat und gerade ihr Knie in meinen Rücken gebohrt hat, blies sie mir unter lauter Geräuschentwicklung den Duft Ihres Mittagessens in den Rücken. Sollte es eine entspannte oder gar intime Atmosphäre gewesen sein, sie war damit zerstört.

Privatsphäre
Die scheint es in Indonesien nicht zu geben – oder sie wird bei Touristen grundsätzlich ignoriert. Ich habe schon an meinem Laptop gearbeitet und für über zehn Minuten haben zwei Einheimische hinter mir gestanden und mir über die Schulter geschaut, während ich einen Tagebucheintrag eingetippt habe.
Am dreistesten fand ich, als plötzlich ein Indonese in meinem Hotelzimmer neben mir gestanden hat, als ich mich gerade rasieren wollte. Ich habe ihn dann höflich gefragt, ob ich ihm helfen könne und ihn dann hinaus komplimentiert.

Lautstärke
Emotionen zu zeigen außer Freude ist in Indonesien nicht an der Tagesordnung. Doch ich habe festgestellt, dass die Indonesen einen anderen Wege gefunden haben, Ihrem Frust Luft zu machen. Lautstärke. Ob im Straßenverkehr durch Hupen oder durch lautes Reden, Handymusik oder  geräuschvolles Hochziehen und Spucken, die Indonesen sind ein lautes Volk. Rücksichtnahme auf Schläfer oder geräuschempfindliche Menschen wie mich wird nicht genommen. Hier gilt das natürlich nicht als unhöflich. Und selbst, wenn man es als störend empfindet, sagt man nichts (widerum aus Höflichkeit) und hupt dafür das nächste Mal einfach ein paar mal öfter mit dem Moped.

Spucken
In Asien gibt es die Spuck- und Nichtspuckländer. Indonesien gehört eindeutig zu ersteren. Taschentücher sind so gut unbekannt. Sie werden lediglich benutzt, um sich die Nase zu tupfen, wenn man eine Erkältung hat. Für´s Naseputzen wird also kräftig hochgezogen, gespuckt und die Nasenlochzuhaltenunddasanderefreipusten-Methode benutzt. Auch daran gewöhnt man sich, wenn ich auch sagen muss, dass ich fast nur Männer (und alte Frauen) sehe, die dies praktizieren.

Rauchen
Indonesien ist mit der Gesundheitsaufklärung ungefähr dort, wo Deutschland in den 50ern war. Rauchen gilt als vollkommen normal. Noch bevor ein Junge hier Motorrad fahren kann (so ab 8 Jahre) hat er eine Zigarette im Mundwinkel. Zigaretten sind günstig und überall erhältlich. Und natürlich wird auch überall geraucht. Abends auf der Straße im Restaurant kann ich damit noch leben, da es zumindest ein wenig die Moskitos fernhält, doch im vollbesetzten Bus sieht es schon anders aus. Drückende Hitze, Kleinkinder, schwangere Frauen, das alles stört die Raucher nicht – Rauchbelästigung gilt nicht als unhöflich und so wird munter geschlotet – wer nicht raucht ist selbst schuld.


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