Wir verabschieden uns von Elsbeth mit einem Selbstauslöser-Foto und suchen uns per GPS-Navigation den Weg durch den Bois de Filain, der uns bei Authoison wieder auf den beschilderten Jakobsweg bringt. Der Weg durch den Wald ist von Holzarbeiterfahrzeugen heftig durchwühlt und wir gehen im Slalom um Pfützen und Moraststellen herum. An einer sonnigen Stelle wächst wilder Majoran und auf den zahlreichen Blüten haben sich etliche Schmetterlinge niedergelassen. Kaisermantel heissen die kleinen Zappel-Kerlchen, die beim Fotografieren einfach nicht stillhalten wollen.
Von Authoison aus führt uns der beschilderte Weg nach Quenoche – und nicht wie in der Beschreibung angegeben nach Courboux. Elsbeth entschließt sich am Ortsrand von Quenoche zu einer Rast.
Ich gehe weiter durch das kleine Dörfchen und treffe am Ortsende auf die N57. Und hier sehe ich ein Restaurant. La Charmotte. Und es ist Mittagszeit. Na? Was tun? Einkehren! Und da ich auch eine Kleinigkeit essen möchte, setze ich mich und den Rucksack gleich an einen der gedeckten Tische und bestelle – neben dem großen Panaché im riesigen Leffe-Glas – gleich das Tagesessen für 13,50 Euro.
Es gibt einen Thunfisch-Reis-Salat und ein Bœuf bourguignon mit Nudeln und Bohnen. Nach Mirabellenkuchen und Espresso bin ich reichlich gesättigt und habe Mühe, wieder in Fahrt zu kommen. In Hyet fotografiere ich eines dieser Lavoirs, die hier in vielen Orten noch erhalten sind. Das waren öffentliche und meist überdachte Waschplätze – ausschließlich für Frauen – meist nahe einer Quelle oder am Bach gelegen.
Nun hat sich der Pilger den steilen Weg hochgearbeitet, hinauf zur Weite und zum Licht der Ebene. Endlose Blicke, Kurven in die Ferne, Kuhherden und eindrucksvolle Wolkenhorizonte. Da hinten naht die nächste Gewitterfront. Die schwüle Hitze macht mir zu schaffen.
In einem langen Waldstück bin ich vor dem einsetzenden Nieselregen ein wenig geschützt. Ich finde viele Perlpilze und Täublinge. Im dunklen Wald fallen neben den orangefarbenen Schnecken die kleinen giftigen Früchte des Aronstabes auf, der gerne auf kalkhaltigen Böden wächst.
Reinfall in Fondremand: Dass die alte Kirche aus dem 12. Jahrhundert geöffnet ist, habe ich ja schon gar nicht erwartet. Sie ist es auch nicht. Etliche Schilder weisen aber zu einem Restaurant hinter der Kirche, wo ich gerne etwas Erfrischendes trinken möchte. Doch auch dieses hat heute geschlossen. Ich wandere durch das geschichtsträchtige Dörfchen, vorbei an uralten Häusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert und um das Schloss mit seinem dicken Wachturm aus dem 11. Jahrhundert.
Am Fuß des Bergfrieds entspringt in einem kreisförmigen Becken die gefasste römische Quelle. Hier gibt es seit 1584 einen Waschplatz. Das Wasser führt ein Stück weiter zu einer alten Ölmühle (seit 1745) , die 1998 wieder in Betrieb genommen und liebevoll restauriert worden ist. Man kann sie besichtigen, kann Kräutertee trinken und sich in der grünen Oase erholen. Doch nochmal Pech: Auch sie hat erst ab Mittwoch geöffnet. Ich setze den Rucksack neben mich auf eine Holzbank und genieße den Blick auf dieses zauberhafte Fleckchen Erde und fotografiere einen alten bedruckten Sack. Was darin wohl gehandelt wurde?
Madame Travaillot hat eine wunderbare Crudité-Vorspeise vorbereitet: Tomaten, Salat und Kräuter sind aus dem eigenen Garten, die Eier aus der Nachbarschaft.
Mein heutiges Fazit: Wenn der Durst nur groß genug ist, freust du dich unbändig über jeden kühlen Tropfen.
Hat dir dieser Beitrag gefallen?
Ich freue mich über deinen Kommentar!