24.04.2013: In meinem ersten Artikel zu Sell in May (hier) hatte ich am Ende einen eher rätselhaften Chart eingefügt. Doch geschah das in der Absicht, anzudeuten, dass die Sell-in-May-Strategie möglicherweise nicht zu beweisen ist. Hier nun der 2. Teil zu dieser Börsenregel.
In dem folgenden Chart habe ich den durchschnittlichen Verlauf über die Jahre 1988 - 2012 abgebildet (wiederum DAX-Kursindex). Hinzugefügt habe ich die für einen Monat beste Performance (obere, orange Line) und die jeweils schlechteste Performance in einem Monat (untere, graue Linie). Der Mittelwert aus den Monaten wird in dieser Grafik also von der bestmöglichen und schlechtesten Performance eingerahmt.
An den Prozentzahlen, welche den Gewinn und Verlust abbilden, ist deutlich zu erkennen, dass die Spannweite erheblich ist. Wer also nicht die vergangenen 25 Jahre nach dieser Regel gehandelt hat, sondern einfach 'mal so die Sell-in-May-Strategie ausprobiert hatte, kann großes Glück gehabt haben oder auch ordentliche Verluste eingefahren haben. Wenn überhaupt ist diese Anlagestrategie nur für sehr langfristige Anlagen möglich. Dies zeigt auch die folgende Tabelle.
In ihr sind alle Monatsergebnisse des DAX-Kursindex zu erkennen. Grün sind jene Gewinne gekennzeichnet, die größer 5 Prozent sind. Denn immerhin will man ja ein wenig verdienen und Gebühren müssen ja auch erstmal verdient werden.
Die Tabelle zeigt, dass sich Durststecken über mehrere Jahre erstrecken können. Beispielsweise im recht erfolgreichen Börsenmonat November konnte in den letzten sieben Jahren kein Monatsgewinn über 5 Prozent erzielt werden.
Statistische Analyse
Doch letztlich ist die entscheidende Frage ist, ob die Performance statistisch nachgewiesen werden kann. Um es vorwegzunehmen: Die Ergebnisse sind bescheiden.
Um zu überprüfen, ob die einzelnen Monate statistisch signifikant sind, habe ich mich einiger statistischer Prüfverfahren bedient. Dazu nutzt man Testverfahren, welche prüfen, ob ein durchschnittlicher Gewinn (bspw. der Februar mit 1,3 Prozent) ausgesprochen deutlich ist oder ob er zufällig zustande gekommen sein könnte. Bei der Berechnung spielt die Schwankungsbreite (ähnlich der Volatilität) eine entscheide Rolle.
Ich habe zwei Prüfverfahren benutzt. Der sogenannte t-Test* offenbarte, dass die Monate Januar bis September zufällig zustande gekommen sein könnten. Allein die Monate November und Dezember weisen so deutliche Gewinnraten auf, dass von einem signifikanten Effekt gesprochen werden kann. Allerdings zeigt meine zweite Überprüfung nach Duckworth & Wyatt (1958), kein einziges signifikantes Ergebnis für einen Monat.
Das berechnete Ergebnis bezieht sich allein auf den DAX-Kursindex im Zeitraum 1988 – 2012. Trotzdem wird diese Vorgehensweise manchmal als Anlagestrategie angepriesen, teilweise sogar Börsenweisheit genannt. Erfolg von dieser Börsenregel kann also nur darauf beruhen, dass sie relativ einfach umzusetzen ist. Häufig wird dabei die Schwankungsbreite nicht berücksichtigt. Sie ist aber entscheidend, wenn es darum geht, die Güte einer Strategie zu überprüfen.
Insgesamt konnte ich also keine Beweise dafür finden, im Mai zu verkaufen. Für die Monate November und Dezember fand ich nur schwache und widersprüchliche statistische Beweise.
*) Anmerkungen zur Statistik: T-Test: Fehlerwahrscheinlichkeit: 5%, zweiseitig; Duckworth & Wyatt (1958): Testverfahren auf ordinalem Skalenniveau, zweiseitig