Hamburger Hafen 1852: Hier treffen Elisa, Cornelius und Poldi das erste Mal aufeinander. Alle drei wollen mit ihren Familien das Schiff Hermann III. besteigen, um jenseits des Meeres in Chile ein neues Leben zu beginnen. Ein besseres Leben, als es ihnen in Deutschland vergönnt sein würde. Nach der langen beschwerlichen Überfahrt landen die deutschen Siedler in Chile und die Wege von Elisa und Cornelius trennen sich, doch die beiden jungen Menschen geben sich ein Versprechen: Sie werden sich wiedersehen und solange aufeinander warten. Doch nun beginnen beschwerliche und entbehrungsreiche Jahre für die Siedler und ihre Familien, in denen sie zahlreiche Verluste zu beklagen haben und nicht nur Cornelius hat ein Auge auf die schöne Elisa geworfen. Werden sie sich rechtzeitig wiederfinden?
„Im Land der Feuerblume“ ist ein typischer Auswanderer-Roman, genau wie ich erwartet habe. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, denn außer dem Schicksal der Auswandererfamilien, die dem wilden Land fruchtbaren Boden abtrotzen müssen, gibt es jede Menge schöner Landschaftsbeschreibungen, die ich ja sehr liebe. Elisa und die Siedler müssen einige Schicksalsschläge und vor allen Dingen auch Rückschläge in Kauf nehmen, bevor ein richtiges Leben in Chile überhaupt möglich wird. Allerdings habe ich einen Kritikpunkt an diesem Buch, weshalb ich auch einen Stern abziehen musste: Die Geschichte war einfach vorhersehbar. Ich wusste gerade in der zweiten Hälfte, des knapp 800 Seiten starken Buches genau, was als Nächstes passieren würde. Trotzdem hat es mich jetzt nicht so arg gestört, als dass ich das Buch nicht hätte genießen können.
Der Schreibstil der Autorin war zu Beginn an manchen Ecken und Enden nicht ganz ausgegoren, dies wurde aber recht schnell besser und ich konnte in den schönen Landschaftsbeschreibungen versinken und an Elisas Schicksal teilhaben. Schon auf der Überfahrt von Hamburg nach Chile gibt es einige sehr spannende Szenen, die atemlos verfolgt habe. Nach dem rasanten ersten Viertel des Buches, ebbt die Spannungskurve leider ein wenig ab und steigt auch erst später wieder an. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und ich konnte mir jeden Baum, jeden Stein und jede Blume Chiles sehr gut vorstellen.
Die Protagonisten haben viel Raum, um sich zu entfalten. Hauptperson ist die junge Elisa, die wir bis in hohe Alter bei ihrer Besiedlung und Arbeit begleiten. Ich habe großen Anteil an ihrem Schicksal genommen, hätte sie manchmal gerne so richtig durchgeschüttelt, aber sie war mir die meiste Zeit sympathisch. Cornelius ist ein liebenswerter ruhiger junger Mann, der seine Pflicht vor allem darin seiht, für seinen Onkel, einen Pfarrer, da zu sein. Auch, wenn er dadurch sein eigenes Lebensglück verspielt. Poldi ist ein quirliger Junge, der schnell zum Mann heranwächst und Elisa ein sehr guter Freund wird. Elisas Familie und vor allem ihre Stiefmutter Annelie heimsen erstmal nicht so viele Sympathiepunkte ein, genau wie Cornelius‘ Onkel. Natürlich gibt es noch viele, viele weitere Siedler, deren Schicksal mit Elisas verknüpft ist.
Das Cover des Taschenbuchs ist schön anzusehen und weckt das Fernweh in mir. Man sieht den See, an dem Elisa leben wird und den schneebedeckten Gipfel eines chilenischen Berges vor einem orangenen Hintergrund. Im Oberen Bereich sind ein Hafen und Schiffe aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen. Insgesamt gefällt mir das Cover sehr gut.
Fazit: „Im Land der Feuerblume“ von Carla Federico ist der Auftakt zur Chile-Saga, die insgesamt drei Bände umfasst. Das Buch besticht durch seine schönen Landschaftsbeschreibungen des fremden Chile und lässt einen großen Anteil an Elisas Schicksal nehmen. Leider ist die Handlung ein wenig vorhersehbar, aber wer sich daran nicht stören mag, der findet hier ein wundervolles Buch, das einen in ein fremdes Land entführt. Ich vergebe vier von fünf Sternen und freue mich auf den zweiten Teil „Jenseits von Feuerland“.
Im Land der Feuerblume
von Carla Federico Taschenbuch: 784 Seiten Verlag: Knaur TB (1. Juni 2010) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3426504391 ISBN-13: 978-3426504390
Rezension vom 03.07.2014