Im Informationskrieg gegen Russland kann Deutschland verlieren

Im Informationskrieg gegen Russland kann Deutschland verlieren

Von Ayla Demirli

„Wir schützen Deutschland vor Russland, und Russland bekommt Abermillionen Dollar von Deutschland“ – so kritisiert der US-Präsident die Bundesregierung für das umstrittene Pipeline-Projekt Nord Stream 2, das auch in Europa kritisiert wird. Man darf aber nicht vergessen, dass es um geostrategische Notwendigkeiten und Partnerschaft im Streit um Nord Stream 2 nicht geht.
Auf dem Spiel steht nicht der Schutz Deutschlands, sondern geschäftliche Interessen und wirtschaftliche Nutzen. Washington will mit dem europäischen Gasmarkt der weltgrößte Flüssiggas-Exporteur werden, während Berlin auf billigeres russisches Erdgas und die schon vorhandene Gasinfrastruktur rechnet. Die deutschen unerwünschten Gasambitionen können im Keim erstickt werden, wenn die USA sich gegen Russland durchsetzen.

Russen im Visier
In den letzten Jahren sind Informationskampagnen zu einer effektivsten Kampfmethode geworden. Beispielsweise bot eines der ersten größten Datenlecks Einblick in die milliardenschweren Offshoredeals, unter anderem, vom russischen Präsidenten Putin und seinen Freunden. Man vermutet die USA hinter der „Panamagate“-Affäre, weil Hinweise auf US-Berühmtheiten da fehlen. Trotz der sensationellen Enthüllungen änderte sich die russische politische Landschaft aber sehr wenig. Die Aufgabe, russische Politiker zu diffamieren, übernahmen unabhängige Journalisten-Organisationen, darunter OCCRP und ICIJ. Ihre Ehrlichkeit und Unabhängigkeit wird, wie gemeldet, von US-Geldgebern und Stiftungen der Putins Gegner, insbesondere von George Soros und Bill Browder, unterstützt.

Die Informationskampagnen gegen Russland sind wohl umfassend. Russische Hacker machen immer wieder negative Schlagzeilen der westlichen Medien, obwohl Cyberkriminellen vieler Staaten versuchen, einen Einfluss auf die Weltpolitik hin und wieder auszuüben. Die Enttarnung der stümperhaften russischen Spione in Salisbury sorgte für eine europaweite Suche nach der russischen Spur, die in mehreren Staaten definitiv gefunden wurde. Außerdem soll Russland durch die Nord Stream 2 das ganze Europa unter Kontrolle stellen und eigene Gaspolitik diktieren.

In den USA wird nicht geschlafen
Trotz der weitläufigen Informationskampagnen und Sanktionen hält Russland den Kopf weiter über Wasser. Das bedeutet, dass man im Weißen Haus neue Enthüllungen oder Datenlecks im Sinn haben dürfte, und dafür gibt es indirekte Beweise. Zum einen billigte der US-Kongress im März 2019 mehrere Gesetzentwürfe zum Widerstand gegen Russland. Eines der Dokumente beauftragte den Direktor des nationalen Aufklärungsdienstes mit einer Einschätzung des Vermögens von Putin und seiner Familie. Mit anderen Worten soll Dan Coats kompromittierendes Material über den russischen Präsidenten aufdecken. Als zweiter Punkt will Washington seine Informationskapazitäten ausbauen. Dafür entwickelt die US-Behörde USAID eine Strategie in Höhe von 584 Millionen Dollar zur Bekämpfung des schädlichen Einflusses von Kreml besonders in Europa. Schließlich recherchieren OCCRP-Journalisten Einkommen russischer Beamter und Oligarchen seit März 2019 im Rahmen des Projektes Landromat-Troika.

Kein Gas – kein Spaß
Die weitere Verteufelung Russlands, die sich daraus ergebende „Toxizität“ des Landes für europäische Partner sowie mögliche US-Sanktionen gegen die deutschen Firmen, die am Bau der Nord Stream 2 teilnehmen, können die Wirtschaft und den Wohlstand Deutschlands beeinträchtigen. Washingtons Sieg in diesem strategischen Krieg gegen Moskau wird Berlin Milliarden Dollar und Hunderte Arbeitsplätzen kosten. Noch viel schlimmer ist, dass wenn es kein russisches Gas gibt, kann Deutschland nicht die größte und einflussreichste Gasdrehscheibe Europas werden und langfristig wegen des beschlossenen Ausstiegs aus Atomkraft, Braunkohle, und Steinkohle auf schwere Versorgungslücken stößt. Es setzt die USA in die Lage, Europa zum Kaufen ihres teuren LNG endlich zu drängen. Und wenn Sie der Meinung sind, dass Washington gegen seine europäischen Partner, vor allem Deutschland, nicht auftritt, dann können Sie sich vielleicht irren. Am Schwarzen Mittwoch ließ George Soros das Pfund Sterling abstürzen, um Großbritannien zu demonstrieren, wer da im Spiel der Hauptpartner war.


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