Im Deli mit Tribecastan

TribecastanTriBeCaStan wird man so schnell in keinem konventionellen Atlas finden. Auch gutinformierte politische oder geografische Faktensammlungen wie etwa Fischers Weltalmanach sind überfragt. Denn wenn TriBeCaStan in einem Atlas auftaucht, dann höchstens in einem musikalischen.

Es begann alles vor einigen Jahren, als zwei Nomaden aus Amerika begannen, die Lande der Musik ohne Regeln oder Sinn für Grenzen zu erforschen. Beide waren Fans von ungewöhnlichen Klängen, seltsamen Instrumenten und von deren Spielern, denen sie auf ihren Reisen begegneten. Inzwischen ist aus dem Duo eine große Band geworden.

„Out of this Wold Beat“ ist als Genre-Bezeichnung gar nicht mal so schlecht. Denn was die Band um John Kruth und Jeff Greene auf ihrem neuen Album „New Deli“ anrichtet, vereint derartig viele Einflüsse, dass man mit dem Aufzählen gar nicht mehr hinterher kommen würde. Oder sollten wir es doch versuchen: Da trifft Jazz a la Ornette Coleman auf nordafrikanische Rhythmen und ein wenig Balkan Brass. Traditionelle indische Instrumente spielen plötzlich im Kontext einer Surf-Rock-Band. Und afghanische Hirtenmusik trifft auf die Folklore der Appalachen. Das liest sich fürchterlich. Das sieht auf dem Papier aus wie eine tote Kopfgeburt. Aber zum Glück ist keiner zum Lesen gezwungen.

Wenn man es aber hört (am besten nicht im Sitzen sondern in Tanzhaltung), dann scheinen plötzlich selbst die absurdesten Sprünge logisch und absolut nachvollziehbar. Wenn etwa im Opener „Song for Kroncha“ die fast gemütlich dahin plätschernden Linien der Flöten von einer wüsten Free-Jazz-Attacke hingerichtet werden. Oder dass „Don‘t Let Me Be Misunderstood“ mehr nach dem Vorderen Orient als nach der Fassung der Animals klingt. Auch wenn der Sänger eindeutig ein Fan von Eric Burdon zu sein scheint. Und „Jovanka“ verschmilzt Shanty-Seligkeit mit Anklängen an Mariachi-Trompeten in Beirut. Während die Frau des Gehinrchirurgen ein Dinner serviert, was einfach nur noch vom kompletten Wahnsinn Zeugnis ablegen kann.

Das alles ist von einem zappaesken Humor durchdrungen, dass das Grinsen im Gesicht der Eingeweihten permanent zu werden droht, je weiter das Album sich voranwagt auf der seltsamen Speisekarte des „New Deli“. Doch wo Zappa zumeist noch abstrakt bleibt, brodelt bei Tribecastan überall ein Tanzgroove, der für intellektuelle Glasperlenspielereien einfach keine Zeit lässt.


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