So müssen sich Rockstars fühlen, wenn sie auf der Bühne stehen. Im Sonntagsclub, einem etablierten Treff für Nichtheterosexuelle in der Greifenhagener Straße in Prenzlauer Berg, blinzelten die Wahlkämpfer und ihr Moderator auf dem Podium permanent in grelles Scheinwerferlicht. „Das macht eine Resonanzerkennung unmöglich“, nörgelte einer der Herausforderer von oben. Ein wundervolles Gefühl dagegen für die 40 Gäste, sehen zu können ohne gesehen zu werden.
Die erste akustische Resonanz per Beifall heimste Stefan an diesem Sonntagabend ein. Auch später, die Runde redete sich durch ein breites Themenspektrum von russischer Homophobie über die unseligen deutsch-deutschen Homoparagrafen bis hin zu Familienpolitik und Steuerrecht, konnte Stefan viel Beifall auf sich vereinen. Das merkten bald auch seine Herausforderer. „Ich würde gern dem zustimmen, was der Stefan sagt“, erklärt dann auch der Lars. Der Lars, mit vollem Namen Lars Zimmermann, kandidiert für die CDU, doch diesen Eindruck will er nicht nur an diesem Abend irgendwie vergessen machen. „Ich würde gern dem zustimmen, was der Gregor sagt“, das wird wohl einer jener Sätze sein, die Angela Merkel nie aussprechen wird.
Den schönsten Satz des Abends formulierte jedoch wiederum Stefan. In der Debatte um das Ehegattensplitting und die Homoehe leitete er seinen Betrag mit einem klaren Bekenntnis ein: „Ich mag ja die Ehe.“ Von unten waren die leuchtenden Augen gut zu erkennen.
Im Blindflug
Autor des Artikels : stefanliebich
Zum Original-Artikel
"Ich mag ja die Ehe." Hartmut Seefeld