Wie ist das eigentlich? Steter Tropfen höhlt Steine, was man gut an Gletschern beobachten kann. Höhlt oder glättet oder gräbt sich das stete Nass, das beim Arschlecken entsteht, auch den Hintern? Muß ein solcher, andauernd geleckter Arsch, nicht irgendwann Spuren darüber hinwegfahrender Zungen aufweisen? Dies könnte nämlich auch der Grund sein, weshalb man Goethes Sentenz, die er dem Götz von Berlechingen ins Schandmaul legte, wonach man ihm "im Arsche lecken" könne, umkrempelte und zum "am Arsch lecken" machte. Man stelle sich nur mal vor, ein rege geleckter Arsch verursachte Abrieb, der einem Gletscher zu Ehre gereichte. Schlimm genug, wenn pralle Bäckchen davon betroffen sind - aber wie schmerzhaft müsste es nur sein, wenn das empfindliche Innenleben wundig würde!
Glücklicherweise ist dieser Ratschlag meist nur metaphorisch gemeint und wird eher selten in der Praxis erbeten. Dennoch glaube ich: Abrieb stellt sich auch dann ein, wenn das Arschlecken ideell bleibt, nicht materiell eingefordert wird. Man muß nicht den Arsch geleckt bekommen, um unter wundigen Abrieb zu leiden. Selten zuvor in meinem Leben hatte ich so ein Bedürfnis, stets das „Am Arsche lecken“ im Munde zu führen. Da sind so viele, die mich mal können. Und täglich, so habe ich den Eindruck, werden es mehr. Ich schalte die Glotze ein und nehme die Welt als einen Ort wahr, den man nur mit gelecktem Arsch ertragen kann. Scheißeplauderer überall, manche im Dienste eines Senders, andere für Parteien – mittendrin potenzielle Zungen für meinen Arsch aus Wirtschaft und Think Tanks, aus Lobbytruppen und Verblödungsinstitutionen. Und dann freilich der Mann und die Frau von der Straße, denen man ein Mikrofon an die Nasenspitze klemmt und die papageien, was das Zeug hält, die nachäffen, was ihnen Print und Broadcast ins Kurzzeitgedächtnis hämmerten. Alle können sie mich mal...
Ich weiß: das ist unangebracht und verdammt politisch nicht korrekt. Doch wie sollte man diesen medialen Abtrieb von Rindviechern sonst ertragen? Was sich da diese Woche an Experten und Klugscheißern in den Nachrichtensendern tummelte, das war entsetzlich. Was ich da teilweise hören musste, hat meinen Intellekt böse beleidigt. Die wollten allen Ernstes den Griechen erklären, wie Leben funktioniere. Und natürlich wussten diese Fachmänner und -frauen ganz genau, dass Griechen irgendwie bislang wie Blödmänner und -frauen gelebt hätten - schrecklich rückständige Südländer, seien diese Hellenen. Gegen die Horden fachmännischer Soziopathie kommt man nicht mehr an, da bleibt nur das "Leckt mich doch alle mal am Arsch!" Da hilft nur schnelles Umschalten, um beim nächsten zu landen, der einen mal ordentlich kann. Meine Fernbedienung indes scheint nur zu funktionieren, wenn ich zeitgleich zum Umschalten, als Stoßgebet sozusagen, ein „Ach, leck mich doch am Arsch!“ aufsage. Ohne geht es kaum noch.
Die Glotze wird immer mehr zum Leck-mich-am-Arsch-Kasten; Zeitungen kann man getrost „im Arsche“ verwenden. Wie soll man da nicht selbst soziopathisch werden, wenn man die meisten Menschen, die einem so am Tage vor Augen geraten, am liebsten an sein Hinterteil wünscht? Wo soll denn Zuversicht erblühen? Für mich sind diese Gestalten, die sich da bei Christiansen, die nun Will heißt, oder bei Plasberg oder sonstwo räkeln... für mich sind das keine Gesichter, es sind nur überdimensionale Zungen, die ich nach hinten unten wünsche. Es gibt ja Leute, die halten das Pack, das sich in solchen Sendungen auf GEZ-Kosten mästet, für eine Bande von Arschlöchern. Ich nicht! Ich sehe das anders. Ich bin nämlich das Arschloch – das Arschoch, an dem die mich mal können...
Ach, ist das vulgär, werden manche einwenden. Bin ich das? Sind es nicht diese arroganten Schnösel, diese Dampfplauderer, diese Besserwisser und Menschenverächter, diese Klassisten und Rassisten, die Finanzmafia und die Wirtschaftstyrannen? Sind es nicht diese maskulinen Ministerweiber und weibischen Ministermänner, mit ihrer abgefeimten, fein politisch korrekten Sprache, mit der sie ihren Klassendünkel und ihre Überheblichkeit zu kaschieren trachten? Dieses gerissen-geschäftstüchtige Volk, das uns mit seiner Sprache impft und indoktriniert? Sind das nicht die wirklich Vulgären dieser Welt?
Da gab es mal einen zottelbärtigen Philosophen. Das heißt eigentlich, es gibt ihn heute noch, nur ist er mittlerweile kein Philosoph mehr, sondern der nützliche Depp und Steigbügelhalter einiger irrlichternder Marktliberaler. Dieser Philosoph schrieb mal etwas über zynische Vernunft. Seinen Namen nenne ich nicht, weil mir sonst gleich wieder der Hintern juckt. Aber einige Gedanken aus seinem damaligen Werk sind deswegen nicht per se schlecht. Er schrieb unter anderem, dass der Arsch ein Basisdemokrat sei, weil er auf allen Klos dieser Erde zuhause ist. (Wie schrieb er so schön: „Die Internationale der Ärsche ist die einzig weltumspannende Organisation, die auf […] Ideologie […] verzichtet.“) Anders gesagt: Wenn ich dieser Bagage aus dem Fernseher das Arschlecken an die Zunge wünsche, dann ist das ein Akt von basisdemokratischer Reichweite. Wer in einer Massengesellschaft, die durch Massenmedien massig verblödet wird, in die Medien strebt, der sollte sich dieses demokratische und völlig unideologische Votum gefallen lassen.
Pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Und denen, die da dieser Gesellschaft ihren eigenen miesen Charakter aufzwingen, macht es nichts aus, gelegentlich das Volk am Arsch lecken zu können, wenn nur die Geschäfte nebenher gut laufen. Eigentlich ist es ein recht masochistischer Ausspruch, denn wer hätte schon gerne diese Ärsche an seinem Arsch kleben? Schon der Gedanke ist widerlich. Es ist freilich nicht die feine Art, dergleichen auszusprechen – aber bin denn ich schuld? Was kann ich denn dafür, dass diese Leute mit ihrem Auftreten und ihrer Arroganz mir solche Statements entlocken?
Mich kann diese Parade an Wichtigtuern, Schönrednern und unkritischen Vasallen immer mehr am Arsch lecken. Das ist nicht gut, denn hierzu dreht man dem Lecker ja den Rücken zu. Aber sich umdrehen, das bedeutet auch wegzusehen. Und genau das will ich nicht. Genau das ist die Gefahr dabei. Genau das wollen sie, dass sie uns am Arsch lecken können, denn so wenden wir uns von ihnen ab. Es ist beschwerlich, sich immer wieder umzudrehen, um denen auf die Zunge zu sehen, denen man den eigenen müffelnden, haarigen Arsch dorthin wünscht. Aber es ist notwendig, denn sonst lecken und lecken sie und wir bekommen nicht mehr mit, was uns da am Arsch vorbeigehen soll...
Glücklicherweise ist dieser Ratschlag meist nur metaphorisch gemeint und wird eher selten in der Praxis erbeten. Dennoch glaube ich: Abrieb stellt sich auch dann ein, wenn das Arschlecken ideell bleibt, nicht materiell eingefordert wird. Man muß nicht den Arsch geleckt bekommen, um unter wundigen Abrieb zu leiden. Selten zuvor in meinem Leben hatte ich so ein Bedürfnis, stets das „Am Arsche lecken“ im Munde zu führen. Da sind so viele, die mich mal können. Und täglich, so habe ich den Eindruck, werden es mehr. Ich schalte die Glotze ein und nehme die Welt als einen Ort wahr, den man nur mit gelecktem Arsch ertragen kann. Scheißeplauderer überall, manche im Dienste eines Senders, andere für Parteien – mittendrin potenzielle Zungen für meinen Arsch aus Wirtschaft und Think Tanks, aus Lobbytruppen und Verblödungsinstitutionen. Und dann freilich der Mann und die Frau von der Straße, denen man ein Mikrofon an die Nasenspitze klemmt und die papageien, was das Zeug hält, die nachäffen, was ihnen Print und Broadcast ins Kurzzeitgedächtnis hämmerten. Alle können sie mich mal...
Ich weiß: das ist unangebracht und verdammt politisch nicht korrekt. Doch wie sollte man diesen medialen Abtrieb von Rindviechern sonst ertragen? Was sich da diese Woche an Experten und Klugscheißern in den Nachrichtensendern tummelte, das war entsetzlich. Was ich da teilweise hören musste, hat meinen Intellekt böse beleidigt. Die wollten allen Ernstes den Griechen erklären, wie Leben funktioniere. Und natürlich wussten diese Fachmänner und -frauen ganz genau, dass Griechen irgendwie bislang wie Blödmänner und -frauen gelebt hätten - schrecklich rückständige Südländer, seien diese Hellenen. Gegen die Horden fachmännischer Soziopathie kommt man nicht mehr an, da bleibt nur das "Leckt mich doch alle mal am Arsch!" Da hilft nur schnelles Umschalten, um beim nächsten zu landen, der einen mal ordentlich kann. Meine Fernbedienung indes scheint nur zu funktionieren, wenn ich zeitgleich zum Umschalten, als Stoßgebet sozusagen, ein „Ach, leck mich doch am Arsch!“ aufsage. Ohne geht es kaum noch.
Die Glotze wird immer mehr zum Leck-mich-am-Arsch-Kasten; Zeitungen kann man getrost „im Arsche“ verwenden. Wie soll man da nicht selbst soziopathisch werden, wenn man die meisten Menschen, die einem so am Tage vor Augen geraten, am liebsten an sein Hinterteil wünscht? Wo soll denn Zuversicht erblühen? Für mich sind diese Gestalten, die sich da bei Christiansen, die nun Will heißt, oder bei Plasberg oder sonstwo räkeln... für mich sind das keine Gesichter, es sind nur überdimensionale Zungen, die ich nach hinten unten wünsche. Es gibt ja Leute, die halten das Pack, das sich in solchen Sendungen auf GEZ-Kosten mästet, für eine Bande von Arschlöchern. Ich nicht! Ich sehe das anders. Ich bin nämlich das Arschloch – das Arschoch, an dem die mich mal können...
Ach, ist das vulgär, werden manche einwenden. Bin ich das? Sind es nicht diese arroganten Schnösel, diese Dampfplauderer, diese Besserwisser und Menschenverächter, diese Klassisten und Rassisten, die Finanzmafia und die Wirtschaftstyrannen? Sind es nicht diese maskulinen Ministerweiber und weibischen Ministermänner, mit ihrer abgefeimten, fein politisch korrekten Sprache, mit der sie ihren Klassendünkel und ihre Überheblichkeit zu kaschieren trachten? Dieses gerissen-geschäftstüchtige Volk, das uns mit seiner Sprache impft und indoktriniert? Sind das nicht die wirklich Vulgären dieser Welt?
Da gab es mal einen zottelbärtigen Philosophen. Das heißt eigentlich, es gibt ihn heute noch, nur ist er mittlerweile kein Philosoph mehr, sondern der nützliche Depp und Steigbügelhalter einiger irrlichternder Marktliberaler. Dieser Philosoph schrieb mal etwas über zynische Vernunft. Seinen Namen nenne ich nicht, weil mir sonst gleich wieder der Hintern juckt. Aber einige Gedanken aus seinem damaligen Werk sind deswegen nicht per se schlecht. Er schrieb unter anderem, dass der Arsch ein Basisdemokrat sei, weil er auf allen Klos dieser Erde zuhause ist. (Wie schrieb er so schön: „Die Internationale der Ärsche ist die einzig weltumspannende Organisation, die auf […] Ideologie […] verzichtet.“) Anders gesagt: Wenn ich dieser Bagage aus dem Fernseher das Arschlecken an die Zunge wünsche, dann ist das ein Akt von basisdemokratischer Reichweite. Wer in einer Massengesellschaft, die durch Massenmedien massig verblödet wird, in die Medien strebt, der sollte sich dieses demokratische und völlig unideologische Votum gefallen lassen.
Pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Und denen, die da dieser Gesellschaft ihren eigenen miesen Charakter aufzwingen, macht es nichts aus, gelegentlich das Volk am Arsch lecken zu können, wenn nur die Geschäfte nebenher gut laufen. Eigentlich ist es ein recht masochistischer Ausspruch, denn wer hätte schon gerne diese Ärsche an seinem Arsch kleben? Schon der Gedanke ist widerlich. Es ist freilich nicht die feine Art, dergleichen auszusprechen – aber bin denn ich schuld? Was kann ich denn dafür, dass diese Leute mit ihrem Auftreten und ihrer Arroganz mir solche Statements entlocken?
Mich kann diese Parade an Wichtigtuern, Schönrednern und unkritischen Vasallen immer mehr am Arsch lecken. Das ist nicht gut, denn hierzu dreht man dem Lecker ja den Rücken zu. Aber sich umdrehen, das bedeutet auch wegzusehen. Und genau das will ich nicht. Genau das ist die Gefahr dabei. Genau das wollen sie, dass sie uns am Arsch lecken können, denn so wenden wir uns von ihnen ab. Es ist beschwerlich, sich immer wieder umzudrehen, um denen auf die Zunge zu sehen, denen man den eigenen müffelnden, haarigen Arsch dorthin wünscht. Aber es ist notwendig, denn sonst lecken und lecken sie und wir bekommen nicht mehr mit, was uns da am Arsch vorbeigehen soll...